Test: Hyper Light Drifter 0

Jetzt auch für die Switch

Hyper Light Drifter Screenshot 01

»Hyper Light Drifter« erschien ursprünglich 2016 und ist eines dieser Spiele, das seit langem auf meiner Liste stand. Mit der kürzlich erfolgten Veröffentlichung für die Nintendo Switch bot sich mir nun endlich die willkommene Ausrede, mir das Indiespiel von Entwickler Heart Machine genauer anzusehen.

Pixelart zum Verlieben

Gereizt hat mich »Hyper Light Drifter« immer wegen seinem abstrakten Grafikstil. Als Schwertkämpfer erkundet man pixelige Landschaften voll melancholischer Schönheit, während man von merkwürdigen Symbolen durch die Welt geleitet wird. So deuten etwa bestimmte Zeichen auf dem Boden versteckte Geheimnisse an. Auf Türen befinden sich Icons, die zu betätigende Schaltern repräsentieren. Findet man gelbe Abzeichen, lassen sich diese gegen Fähigkeiten eintauschen. Grüne Pakete hingegen repräsentieren Erste-Hilfe-Kästen. Anderswo entdeckt man metallene Stelen, auf denen merkwürdige Runen leuchten. Die Welt ist durchzogen von Zeugnisse einer untergegangenen Zivilisation: Man findet weitläufige Bunkeranlagen, Fahrstühle, Computermonitore oder Gefängniszellen mit Energiebarrieren. Passend zur apokalyptischen Stimmung wird im ganzen Spiel kein Wort geredet. Die wenige Kommunikation mit freundlichen Charakteren findet lediglich mittels stummer Bilder statt.

Hyper Light Drifter Screenshot 07
Kommunikation findet einzig durch Bilder statt. Hier erzählt ein Dorfbewohner gerade von einer Begegnung mit einem Monster und seinem Retter.

Ebenso wortkarg wie die NPCs bleibt auch das restliche Spiel. Ohne große Erklärung wird man in die Welt entlassen, die man fortan auf eigene Faust erkundet. Zu entdecken gibt es viel: Hinter jeder Weggabelung wartet ein Dungeon oder ein versteckter Pfad. Dabei auftauchende Gegner wie Tiere oder bewaffnete Goblins wehrt man mit Schwert und Pistole ab.

Leider stellt sich bald heraus, dass es »Hyper Light Drifter« nicht gelingt, die Versprechen, die Grafikstil und Bildsprache abgeben, auch einzulösen. Stattdessen verbringt man überraschend eintönige acht bis zehn Spielstunden mit den immer gleichem Ablauf aus unspektakulären Kämpfen und dem Drücken von Schaltern.

Starker erster Eindruck, tiefer Fall

Nach einem kurzen Prolog, der auch als Tutorial dient, erwacht man im zentralen Dorf der Spielwelt. Von hier aus lassen sich vier unterschiedliche Regionen erkunden, die den Himmelsrichtungen entsprechen: Berge im Norden, überflutete Ruinen im Osten, ein Kristallwald im Westen und Wüste im Süden. Diese unnatürliche Einteilung, die zunächst noch zur abstrakten Welt passend wirkt, entblößt sich im Verlaufe des Spiels als lediglich formelhaft. »Hyper Light Drifter« besitzt keinen Twist. Das Spiel etabliert gleich zu Beginn sowohl Gameplay als auch vier säuberlich getrennten Zonen – und weicht anschließend keinen Millimeter von diesem Fahrplan ab.

Hyper Light Drifter Screenshot 06
In den Dungeons gilt es, Schalter zu betätigen und Gegner zu überleben.

Denn als ebenso formelhaft wie die Aufteilung des Spielareals erweist sich die Aufgabenstellung innerhalb der vier Territorien. Kernproblem in jedem Teil der Welt ist es, vier (von jeweils acht) versteckten Schaltern zu betätigen. Diese können sowohl in der Oberwelt, als auch in den zahlreichen Dungeons versteckt sein. Abschließend muss man sich dem jeweiligen Gebietsboss stellen. Hat man dieses Schema vier mal wiederholt, gibt es als letzte verbliebene Hürde einen finalen Endboss zu überwinden, der exakt dort auf einen wartet, wo man ihn schon anfangs vermutet hat.

Und das war es. Es folgt keine Auflockerung, kein Durchbrechen der Formel und keine Expansion des Gameplays. Kurz blitzt so etwas wie Hoffnung auf, wenn im vierten Areal unvermittelt Zwischenbosse auftauchen, doch dieser Lichtblick endet ebenso abrupt, wie er aufgekommen ist.

Mehr Schein als Sein

Dabei ist das grundlegende Gameplay aus Kämpfen, der Erkundung von Ober- und Unterwelt und die Suche nach Secrets in den ersten beiden Gebieten sogar noch ganz spannend. »Hyper Light Drifter« profitiert zu Beginn stark von all der angedeuteten Tiefe und dem ständigen Tempowechsel, der durch das erforschen der Welt und den Abstieg in die Dungeons entsteht. Doch spätestens, wenn sich nach dem Abschluss der zweiten Region nichts fundamentales am Spielablauf ändert, dämmert einem, dass das auch nicht mehr geschehen wird. Zwar lassen sich Manöver wie Schwertkampf oder Ausweichschritt geringfügig upgraden und verschiedene Schusswaffen können gefunden werden. Doch das zu wenig, um das Spiel über die komplette Distanz zu tragen.

Ebenso ärgerlich: All die Symbolik des Spiels löst sich am Ende im Nichts auf. Das Spiel endet ohne überraschende Erkenntnis über das Wesen der Welt oder über den Protagonisten. Ich weiß nicht, was ich gerade getan habe und weshalb. Wenn der Abspann über den Bildschirm rollt, bleibt nichts als ein unbefriedigendes Gefühl der Leere zurück.

Hyper Light Drifter Screenshot 03
Die vier Regionen des Spiels sind wunderschön und abwechslungsreich gestaltet – eine Qualität, die dem Gameplay und der Spielstruktur leider fehlt.

Fazit

Ich würde »Hyper Light Drifter« so gerne alleine für seine wunderschöne Welt mögen. Doch leider entwickelt sich das Gameplay im Verlauf des Spiels nicht einen Schritt weiter. Für ein Hack’n’Slay sind die Kämpfe zu undynamisch und abwechslungsarm, die Gegnergruppen zu eintönig, die Herausforderung zu gering, für ein Zelda-like hingegen fehlen die anspruchsvollen Puzzles, eine interessante Charakterprogression und die sich immer weiter öffnende Welt. »Hyper Light Drifter« hat eine Fassade aus Symbolismus – und ist erstaunlich arm an Überraschungen und Spieltiefe.

Offenlegung: Das Spiel wurde vom Entwickler zur Verfügung gestellt.

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Sebastian spielt auf der Playstation 4 samt PSVR und der Nintendo Switch aktuelle Blockbuster und Indies.

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