Der Name Telltale steht mittlerweile für ausgezeichnet umgesetzte Point-and-Click-Adventures, die durch ihre dichte, spannende Story in Episodenform, und die Entscheidungsfreiheit, die sie dem Spieler bieten, bestechen. Zuletzt kündigten die Macher der „The Walking Dead“-Reihe zwei neue Spiele an: „Tales from the Borderlands“ und „Game of Thrones“. Ich habe die „A Song of Ice and Fire“-Bücher gelesen, ich habe „Game of Thrones“ gesehen, ich war also gespannt, ob das Spiel der Vorlage gerecht werden konnte. Zunächst einmal: es handelt sich hier nur um die erste Episode, die eher als Intro zur Story fungiert. [Achtung, ab hier könnte es Spoiler zur Serie oder den Büchern geben]
Das Spiel begleitet Haus Forrester, das in den Büchern nur am Rande erwähnt wird. Dieses alte Haus sitzt im Norden an der größten Quelle für Ironwood, besonders stabiles Holz, das sie abbauen und meisterhaft zu Waffen, Schiffen und ähnlichem verarbeiten. Trotz ihrer geringen Bedeutung in den Machtspielen macht diese Lage die Forresters selbst für King’s Landing interessant, schließlich braucht Joffrey gutes Holz für Kriegsschiffe.
Nach den Ereignissen an den Twins (wenn euch der Begriff “Red Wedding” nichts sagt, solltet ihr vielleicht erst die Serie weiterschauen) gerät das Haus Forrester – seit Jahrhunderten unter dem Schutz des Hauses Stark – in arge Bedrängnis durch die ewigen Rivalen des Hauses Whitehill und durch die Boltons, die fortan das Sagen im Norden haben. In verschiedenen Point-of-View-Kapiteln (wie in den Büchern üblich) spielen wir abwechselnd bis zu fünf Figuren aus eben diesem Hause Forrester, drei davon in der ersten Episode. Gared Tuttle, ein junger Knappe und einziger Forrester-Überlebender der Twins der, um den Mord an seiner Familie zu rächen, zwei Whitehill-Soldaten tötete und zur Strafe zur Wall geschickt werden soll. Ethan, der neue Lord des Hauses Forrester, der als Drittgeborener nicht damit gerechnet hatte, Lord zu werden, aber keine Wahl hat, da ein Bruder tot und der andere im Exil ist. Und zu guter letzt seine Schwester Mira, die in King’s Landing „Handmaiden“ von Margaery Tyrell, trotz der Entfernung aber kein bisschen sicherer ist. Insgesamt sind fünf Mitglieder des Hauses spielbar, die Entscheidungen, die der Spieler trifft, bestimmen am Ende über das Schicksal des Hauses Forrester. An dieser Stelle wird auch klar, warum so ein eher unwichtiges Haus für das Spiel genommen wurde, das die großen Ereignisse in Westeros zwar miterlebt – von der Wall über King’s Landing bis ins ferne Essos sind die Mitglieder des Hauses verteilt und wohnen so sämtlichen, interessanten Handlungen bei – das im Spiel um den eisernen Thron letztendlich aber keine gewichtige Rolle spielt. So kann die Geschichte parallel zum bisher bekannten existieren und es können Ereignisse und Personen aus ganz neuen Perspektiven betrachtet werden.
Der Auftakt – also die erste von sechs Episoden – fing etwas belanglos an, endete aber in bester Game-of-Thrones-Manier und lässt erahnen, welche Intrigen, Verstrickungen und Machtspielchen da noch mitwirken werden, wenn selbst Cersei auf die Forresters aufmerksam wird. Schnell hat man dieses kleine, gebeutelte Haus, dem so übel mitgespielt wurde, ins Herz geschlossen und will ihm helfen. Falls das überhaupt möglich ist, denn Entscheidungsfreiheit hin oder her, so wirklich viel Freiraum hat man bei Telltale-Spielen letztendlich ja doch nicht, und manche Tode oder Handlungsstränge sind festgelegt, ganz egal, wie der Spieler sich entscheidet.
Am Ende bleibt nur eines sicher: all men must die! Valar Morghulis.