Der 7. Gametreff NRW am 16. November verschrieb sich ganz dem Thema “Let’s Play”. Eingeladen waren hochkarätige Gäste: Andreas Suika, Gründer und Creative Director von Daedalic Entertainment, und Dennis “br4mm3n” Brammen, Let’s Player bei PietSmiet, unterhielten sich gemeinsam auf der Bühne zu dem spannenden Thema. Beide machten bisher unterschiedliche Erfahrungen mit Let’s Plays und betrachten diese von verschiedenen beruflichen Standpunkten. Während Suika als Spielemacher und Streaming-“Neuling” den Fokus auf kleinere Games legt und diese auch gerne analysiert, berichtet Brammer als langjähriger Profi-Gamer über das Spielen von AAA-Titeln sowie dem Kontakt zu Agenturen und Publishern. Ihr gemeinsames Gespräch möchte ich euch im Folgenden kurz wiedergeben.
Content mit Strategie
Let’s Plays sind eigentlich ein recht junges Medien-Phänomen. Trotzdem befinden sie sich bereits im Wandel. Während zu Beginn die Spiele als Playthrough teilweise unkommentiert durchgespielt wurden, werden heute verstärkt Entertainment-Qualitäten verlangt – am liebsten kostenlos. Dabei rückt das Spiel an sich fast schon in den Hintergrund. Ein guter Entertainer kann im Grunde jedes Spiel spielen, um seine Zielgruppe zu unterhalten.
Trotzdem gibt es auch für Let’s Player eine Content-Strategie, wobei Regelmäßigkeit eine entscheidene Rolle spielt:
Hero Content:
Diese Videos werden 1x die Woche ausgestrahlt. Sie enthalten Trendthemen, wie aktuelle AAA-Titel oder Specials, und sollen vor allem neue Zuschauer/Zielgruppen ansprechen.
Main bzw. Hub Content:
Tägliche Videos mit regelmäßigen Themen, wie beispielsweise Spielereihen. Sie sollen vor allem die vorhandene Community unterhalten und binden.
Aber nicht nur der Content ist im Wandel, sondern auch die Plattformen. Da die Community vor allem auf Entertainment und direkten Kontakt setzt, wechseln viele Let’s Player von YouTube zu Twitch.
Dennis Brammen: “Twitch ist das neue YouTube.”
Dort kann die Community live zuschauen und mit dem Let’s Player interagieren. Unterstützt wird dieser Wechsel jedoch sicherlich auch durch YouTubes neuer Werbe-Politik, die das Monetarisieren in vielen Fällen erschwert. Andere Finanzierungsmöglichkeiten sind daher gefragt.
Community is King
Was wäre ein Let’s Player ohne seine Community! Neben dem Otto-Normal-Zuschauer bilden sich bei großen Spielern zusätzlich auch eingeschworene Gruppen. Diese erhalten in den meisten Fällen sogar einen Namen, wie z.B. die “La Familia” bei Gronkh oder “Schnittchen” bei PietSmiet, die ihre Verbundenheit noch einmal unterstreicht. Dabei ist beeindruckend, dass sie sich scheinbar auch untereinander (zumindest über den Nickname) kennen und es teilweise sehr schwierig sein kann, als Neuling in die Fangruppen hineinzukommen. Diese Communitys bilden jedoch für die Let’s Player die Basis des Erfolgs. Außerdem gehören das positive Feedback, der gegenseitige Support und die große Loyalität bei vielen Vollzeit-Spielern zu den wichtigsten Motivationsgründen.
Agenturen und Influencer Marketing
Auch für Publisher sind Let’s Player sehr interessant. Diese besitzen einen direkten Draht zu ihren Communitys und damit interessanten Zielgruppen. Gerade bei Kickstarter-Kampagnen kann der Impact von Let’s Playern entscheidend sein. Einige Publisher bedienen sich daher Agenturen, die den Kontakt zu den Influencern herstellen und halten sollen. Als Let’s Player selbst sieht man sich so der Dauerbeschallung von Publishern und Agenturen ausgesetzt. Allein die ungefragte Zusendung von 20 bis 30 Spiele-Keys am Tag ist für die größeren Spieler keine Seltenheit mehr. Kein Wunder also, dass die Kontaktaufnahme zu ihnen sehr schwierig sein kann. Aus diesem Grund haben PietSmiet bereits eine eigene Agentur gegründet, um den Kontakt zu den Publishern zu regeln.
Fazit des Gesprächs: Let’s Player zu sein ist viel schwieriger, als es manchmal den Anschein hat. Und laut Suika sollten sich Entwickler selbst viel häufiger an Let’s Plays versuchen, um so nicht nur ein Gefühl für die dahintersteckende Arbeit zu bekommen, sondern auch einen direkten Kontakt mit der Community zu halten. Ich fand die Erfahrungen der beiden persönlich sehr lehrreich. Nach dem Vortrag folgte der gesellige Teil mit den Teilnehmern, bei dem es Getränke und Pizza gab und man auch ein paar Indie-Games ausprobieren konnte.
Falls ihr auch gerne einmal beim Gametreff NRW dabei sein wollt, folgt am besten dem Mediennetzwerk NRW auf Facebook. Der nächste Termin findet im 1. Quartal 2018 statt und wird dort genauer bekanntgegeben.
Hier findet ihr den Rückblick auf den 2. Gametreff NRW: “New Kids on the Block”