Zockwork Orange

Review: Pokémon Weiße/Schwarze Edition

I wanna be the very best like no one ever was *bäm bäm bäm*
To catch them is my real test, to train them is my cause *bäm bäm bäm*

Wenn ihr jetzt vor euch hinsingt und wehmütig euer eingeschweißtes Glurak streichelt, dann sind wir auf einer Wellenlänge. Pokémon liebt man oder man hasst es. Viele jüngere Gamer haben mit Pokémon ihre ersten Schritte in der Gaming-Welt getan, und auch ich tauchte mit Pokémon Blau in die Welt der kleinen Monster ein. Die Serie habe ich natürlich auch gesehen, wenn auch vermutlich nicht komplett, trotzdem haben die alten Spiele, die Serie, der Soundtrack (den mein kleiner Bruder leider auf CD besaß), sowie zahlreiche Internet-Memes bei mir eine starke Bindung zu den Pocket Monstern hergestellt. Auch wenn es heute weder Pikachu noch Misty, Rocko und Ash Catch’em Ketchum (sorry, bin immer noch total aus dem Häuschen, weil mir das vor kurzem aufgefallen ist) gibt, ausprobieren wollte ich das neue Pokémon-Game dann aber doch.

Trotz der Unterschiede bleibt Pokémon Schwarz/Weiß ein klassisches Pokémon. Man befindet sich nun in der Einall-Region, in der es komplett neue Pokémon gibt. Ihr startet in einem kleinen Zwei-Etagen-Haus in eurem Schlafzimmer, lauft die Treppe hinunter in die Küche und trefft auf eure Mutter (die in der Küche wohnt oder mit euch in einem Bett schläft, weiß man nicht genau). Nachdem ihr euer Geschlecht bestimmt habt, geht es los. Kurz darauf dürft ihr euch bei Prof. Esche (auf keine Weise verwandt oder verschwägert mit Prof. Eich) mit euren zwei Freunden eines der drei Anfangspokémon auswählen. Ganz klassisch sind das entweder Pflanze, Wasser oder Feuer. Ihr nehmt natürlich Wasser (Ottaro), damit das ganze Spiel ein Spaziergang wird (außer natürlich die Elektro-Arena… aber da muss man durch). Außerdem sieht Ottaro mit Abstand am coolsten aus.

Team Rocket heißt jetzt Team Plasma, aber ansonsten bleibt die Story von Pokémon ähnlich unverändert und langweilig (und unwichtig) wie die von Mario und Bowser. Ein bisschen mehr Tiefgang gibt’s im neusten Pokémon-Game dann aber doch, denn Team Plasma setzt sich dafür ein, dass Pokémon frei leben können und nicht zu Kämpfen gezwungen werden. Eigentlich ein hehres Ziel, nur die Mittel sind nicht so edel; kann ein Pokémon-Trainer nicht überzeugt werden, seine kleinen Kampftiere aus der Gefangenschaft der rot-weißen Kugel zu entlassen, greifen die Team Plasma-Rüpel zu Gewalt. Ironischerweise holen sie dann ihre eigenen Pokémon raus und kämpfen. Trotzdem wird der Spieler gezwungen, sich Gedanken zu machen, sollte er es nicht eh schon getan haben. Tiere einfangen, zum Kämpfen abrichten und gegeneinander antreten lassen… eigentlich kein Spiel mit Vorbild-Charakter für Kinder. In der Pokémon-Welt gibt es allerdings keinen Tod (obwohl es Geist-Pokémon von verstorbenen Pokémon gibt), Wunden werden leicht geheilt und Pokémon kämpfen angeblich sogar gerne. Deshalb wird man auch sofort angegriffen, wenn man das hohe Gras auch nur mit dem kleinen Zeh berührt. Falls das also einen Gewissenskonflikt im Spieler auslösen soll, ist das nur nebensächlich. Entscheidungsfreiheit gibt es in so einem Game natürlich kaum und es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich durch die Arenen zu kämpfen, 8 Orden zu sammeln und schließlich die Top 4 herauszufordern. Die ganze Team Plasma-Geschichte ist da nur nettes Beiwerk, das darüber hinwegtäuschen soll, dass es eben doch nur darum geht, der beste Trainer der Region zu werden. Aber ist das wirklich schlimm? Erwartet jemand von einem neuen Pokémon-Game viel mehr als ein paar neue Pokémon? Eigentlich nicht. Und neue Pokémon gibt es genug, nämlich wieder die magische Summe von 150 – mehr Pokémon darf es in einer Region scheinbar nicht geben.

Für mich als Fan der allerersten Pokémon-Reihe und der Serie waren die Monster zuerst ungewohnt, ein paar davon wuchsen mir dann doch ein bisschen ans Herz und ich nannte sie liebevoll Furz, Bambi, Eisi Eis, Zucker oder Jackie (wie schon damals mein Nockchan). Zum Kämpfen reichen aber 5 oder 6, die man auch nie wechseln muss. Macht man das doch und trainiert alle, sitzt man eine halbe Ewigkeit an dem Game, das ja so schon relativ lange dauert. 25-30 Stunden muss man für den Weg zur Spitze einrechnen, danach gibt es dann den nationalen Pokédex und insgesamt ca. 650 Pokémon, die man fangen kann. Die Frage ist, ob man das denn wirklich möchte…

Neben den neuen Pokémon gibt es zahlreiche kleine Neuerungen in den beiden Games, am auffälligsten ist sicherlich die Grafik. Es ist bunt, es ist Pseudo-3D und ab und an ändert sich sogar der Blickwinkel oder es wird gezoomt, was leider bei Pixelgrafiken überhaupt nicht gut aussieht. Auch die Pokémon selbst sind extrem pixelig, was besonders in den Kämpfen auffällt. Scheinbar gibt es von jedem Wesen nur einen Sprite, wenn ein Pokémon im Kampf auf der eigenen Seite steht (also näher ist), wird der Sprite einfach in die Größe gezogen, was zu unschöner Verpixelung führt. Die Kämpfe sind übrigens noch genau so nervig wie immer, im Gras trifft man manchmal alle zwei Schritte auf ein gegnerisches Taschenmonster, von Höhlen will ich gar nicht erst reden. Aber das Problem hat man bei fast jedem RPG. Die Musik ist natürlich auch überarbeitet, ist aber zum Glück an die Originalmusik angelehnt und passt sehr gut. Wenn man seine Pokémon im Center abgibt und die bekannte “Heilungsmelodie” hört, zaubert das sofort ein Lächeln auf das Gesicht eines jeden Pokémon-Fans.

Weitere Änderungen sind die Wireless-Funktionen, mit denen man Pokémon tauschen kann oder auch miteinander chatten und gemeinsam Bilder zeichnen kann. Befinden sich zwei Spieler in der Nähe voneinander, können sie sich unterhalten oder sogar im Videochat treffen. Auch neu ist der Jahreszeitenwechsel, der mit dem Wechsel der Monate einhergeht. Je nach Jahreszeit verändern Pokémon ihr Aussehen und es lassen sich auch nicht alle Pokémon zu jeder Jahreszeit überall finden. Ein normaler Spieler wird aber nicht mehr als 2 Jahreszeiten zu Gesicht bekommen.

Pokémon Weiße/Schwarze Edition (Nintendo DS/DSi/3DS)
Entwickler: Game Freak
Publisher: Nintendo, The Pokémon Company
Erscheinungsdatum: 04. März 2011
USK-Einstufung: ab 0 freigegeben

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Pokémon Schwarze Editon.

Mit Pokémon Weiße Edition und Pokémon Schwarze Edition liefert Game Freak (die sich wieder im Spiel selbst verewigt haben – wer suchet, der findet) tatsächlich das beste Pokémon bisher. Aber das ist auch keine Kunst, an bewährtem wird festgehalten und die Neuerungen sind minimal und betreffen vor allem die Kampf- und Tausch-Funktionalitäten mit anderen Spielern. So kann man z.B. in der Dreamworld über Global Link mit anderen Spielern online interagieren, das ist aber eigentlich vom restlichen Spiel abgetrennt und man muss es nicht nutzen. Ansonsten sind die beiden Spiele klassische Pokémon-Games mit neuen Pokémon und neuen Herausforderungen, an denen Fans der ersten Stunde ebenso viel Spaß haben werden, wie Spieler, die noch nie von Pokémon gehört haben. Vorausgesetzt natürlich, sie mögen RPGs mit Zufallskämpfen. Die lassen sich mit speziellen Items aber auch umgehen, davon habe ich zum ersten Mal Gebrauch gemacht, weil mir die ständigen Kämpfe echt auf die Nerven gingen. Das Spiel ist schon lang genug ohne Zufallskämpfe und man findet auch jedes Pokémon, ohne alle 10 Sekunden kämpfen zu müssen.

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