2016 war »Airheart« eines meiner Highlights der Indie Arena auf der gamescom gewesen. Jetzt, fast genau zwei Jahre später, erscheint der Twin-Stick-Shooter des Schweizer Entwicklers »Blindflug Studios« endlich, passenderweise am 121. Geburtstag der Namensgeberin, Amelia Earhart.
In der Fortsetzung des 2015er »Cloud Chasers« spielen wir Amelia, die mittlerweile in der Wolkenstadt Granaria lebt. Amelia ist Pilotin und verdient ihr Geld mit sky-fishing, insgeheim ist sie auf der Suche nach einem riesigen Wal, der weit oben zu finden sein soll. Fliegende Fische sind nicht nur wertvoll, ohne sie bleiben auch die Flugzeuge am Boden. Leider gibt es auch jede Menge Luftpiraten, die Amelia und den anderen Fischern das Leben schwer machen, und je höher man fliegt, desto gefährlicher wird es.
»Airheart – Tales of Broken Wings« spielt man fast komplett in Top-Down-Ansicht; Amelia bewegt sich waagerecht auf festen Ebenen in der Luft, nur mithilfe von fliegenden Aufstiegsstationen kann sie eine Ebene weiter aufsteigen; sollte das Flugzeug kurz davor sein, auseinander zu fallen, kann Amelia im Sturzflug zurück in ihre Werkstatt auf der untersten Ebene, um sich in Sicherheit zu bringen. Das sollte sie auch häufiger tun, denn stirbt sie, bzw. wird ihr Flugzeug zerstört, ist das Spiel vorbei. Permadeath. Doch spielt man zu zaghaft, traut sich nichts und kehrt immer wieder in den sicheren Hafen zurück, kommt man auch nicht vorwärts, eine Abkürzung zwischen den Ebenen gibt es nämlich nicht und man muss jedes Mal durch alle vorherigen fliegen. Dabei kann es passieren, dass man teilweise keine Fische mehr findet, denn Fische respawnen nicht willkürlich, immer wieder die ersten Ebenen leer fischen, um Geld zu sammeln, funktioniert also nicht. Fängt man zu viele Fische einer Art, kann es passieren, dass diese auf einer Ebene ausstirbt und von anderen Arten verdrängt wird, die einem eher schaden als nutzen, fliegende Quallen zum Beispiel. Dadurch wird der Spieler in immer höhere Regionen gedrängt und denkt dabei noch über die Konsequenzen des Überfischens nach.
Auf der anderen Seite MUSS man regelmäßig in die Werkstatt zurück, um das eigene Flugzeug mit gewonnenem Geld und Ersatzteilen aufzurüsten, sonst hat Amelia weiter oben überhaupt keine Chance. Eine gute Taktik ist wichtig, um voran zu kommen. Wer nur unten fliegt, nimmt kaum Geld ein und kann nicht aufrüsten, weiter oben sind mehr Belohnungen drin, das Risiko wächst aber ebenso.
»Airheart – Tales of Broken Wings« ist ein fordernder Twin-Stick-Shooter, der in einer bunten, wunderschön umgesetzten Welt spielt, die nicht einfach nur ein schöner Hintergrund für Luftkämpfe ist, sondern Teil einer zusammenhängenden Geschichte. Dazu gibt es noch einen stimmigen Soundtrack, der dem Ganzen – trotz aufregender Luftkämpfe – eine entspannte Atmosphäre verpasst.
Das Tutorial und überhaupt alle Erklärungen fallen etwas kurz aus, als Spieler muss man sich vieles selbst erschließen, das klappt in der Regel aber auch wunderbar. Die Steuerung (am besten mit Controller) ist ebenfalls recht intuitiv, Twin-Stick-Shooter überfordern mich in der Regel, aber hier kam ich relativ schnell rein. Mein Lieblingsgenre wird das trotzdem nicht werden, wer das allerdings mag und neues Futter sucht, der kann mit »Airheart« nicht daneben liegen. Aber auch wer wie ich komplett unerfahren in dem Genre ist, sollte dem Spiel eine Chance geben, für den Preis muss man auch keinen Skywhale erlegen, um sich »Airheart« leisten zu können.
»Airheart – Tales of Broken Wings« gibt es ab sofort auf Steam (€ 12,98) und PS4.