Im Strategiespiel “Command & Conquer: Alarmstufe Rot” wird aus dem Kalten Krieg ein heißer Krieg. Darin spiegeln sich unsere Geschichtsbilder von Ost und West wider.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelingt es Albert Einstein, mit einer Zeitmaschine die Vergangenheit zu verändern. Die Folgen: kein Hitler, keine Drittes Reich, kein Holocaust. Einen Zweiten Weltkrieg gibt es aber trotzdem: diesmal ist es nämlich die Sowjetunion, die ganz Europa erobern will.
General Gradenko (UDSSR): “Die Imperialisten sind uns ausgeliefert. Wir haben vierzehn Panzerdivisionen an dieser Grenze.”
Agentin Nadia: “Und die Alliierten halten sie mit nur drei Divisionen auf? Es ist für unsere Propaganda überaus wichtig, dass wir Berlin vor dem Geburtstag des Genossen Stalin erobern.”
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Was während des Kalten Krieges immer wieder als Worst-Case-Szenario militärischer Übungen diente, wird im Computerspiel Realität. Der Spieler ist mittendrin, und darf in zwei Kampagnen mal die eine, mal die andere Seite zum Sieg führen.
General Carville (USA): “Ich hoffe, Sie sind gut erholt, Commander. Weil Sie seit 08:00 die Kontrolle haben über alle Satelliten, Basen, Flugzeuge, Panzer, Unteroffiziere, Frauen und Kinder in den östlichen Vereinigten Staaten. Sie unterstehen dem Präsidenten.”
Nachdem die Sowjets erfolgreich aus Europa vertrieben sind, kommt in Moskau ein neuer Mann an die Macht. Ausgerechnet Alexander Romanov – ein Nachkomme der russischen Zarenfamilie – ist nun Präsident der Sowjetunion. Er gibt er sich als Hüter des Friedens, und plant gleichzeitig schon den nächsten Krieg. Der dann auch ausbricht.
httpv://www.youtube.com/watch?v=uaUywEIIxtA
Premier Romanov: “Heute werden wir Geschichte schreiben. Denn gemeinsam zerstören wir die Vereinigten Staaten, ihre Häuser, ihre Städte, ihre Träume und noch so einiges mehr.”
Nun versuchen die Sowjets also, Amerika zu erobern. Und wie nicht anders zu erwarten, schaffen es die USA mit Hilfe ihrer europäischen Verbündeten wieder einmal, die Welt in letzter Sekunde vor dem globalen Kommunismus zu bewahren. Doch auch das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Soweit musste es ja kommen: Die Sowjets erfinden ihre eigene Zeitmaschine, um die Vergangenheit in ihrem Sinne zu verändern. Zwar gelingt es ihnen, Einstein auszuschalten – doch dafür rufen sie einen neuen Gegner auf den Plan, mit dem niemand gerechnet hatte.
httpv://www.youtube.com/watch?v=fbeP4tOq6uI
Kaiser Yoshiro: “Heute ist der Tag, den uns das Schicksal vorherbestimmt hat. Wir erdulden nicht länger die Demütigung und Korruption der ausländischen Barbaren. Denn während sie sich immer wieder untereinander bekämpften, erwachte unser Land erneut zum Leben. Und wir erschufen ein neues Reich der Aufgehenden Sonne.”
Hinter dem klingenden Namen „Reich der Aufgehenden Sonne“ verbirgt sich niemand anders als das alte japanische Kaiserreich. An dieser Stelle sprengt die Story den Rahmen des Kalten Krieges und nimmt Bezug auf weitere Punkte in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. So ergibt sich die Möglichkeit, während der Kampagnen ein Bündnis zwischen Alliierten und Sowjets zu schließen, damit der Spieler mit den Einheiten beider Seiten ganz neue Strategien entwickeln kann.
Das Setting von Command & Conquer: Alarmstufe Rot eignet sich perfekt, um die bekannten Klischees über Ost und West zu bedienen. Der auffallendste Unterschied: Bei den Alliierten herrscht Harmonie und Pflichtbewusstsein, bei den Sowjets interne Konkurrenz und Machtwille. Immer gibt es irgendeinen hoch dekorierten General, der dem Spieler seine Erfolge nicht gönnt und schließlich auf eigene Faust versucht, die Macht im Lande an sich zu reißen.
Premier Cherdenko: “General Krukov neigt hin und wieder zu Überschätzung seiner Autorität. Eines Tages wird er zu weit gehen.”
Auch die wiederholten Auftritte von Albert Einstein, der eine Art Wunderwaffe der Alliierten darstellt, haben etwas stereotypes.
Albert Einstein: “Der sowjetische Premier Romanov und seine Generäle werden vor absolut nichts Halt machen, ehe sie nicht Geist und Körper von allen Menschen der Welt beherrschen. Und leider haben sie die Technologie zur Verfügung, es zu tun! Aber ich auch. Ich habe so einige Tricks.”
Dieser sympathische alte Mann personifiziert geradezu das Gute. Seine genialen Erfindungen sind es meistens, die den Erfolg herbeiführen.
Überhaupt, die Technologie. Grob zusammengefasst könnte man sagen: Die Waffen der Sowjetunion sind grausam und verursachen viel Kollateralschaden,
Sowjetischer Tesla-Trooper: “Die Schocktherapie kann beginnen!”
Sowjetischer Desolator: “Verbrannte Erde!”
… wohingegen die der Alliierten irgendwie sauber wirken, mit der berühmten chirurgischen Präzision.
Aliierter Rocketeer: “Raketen am Himmel!”
Alliierter Navy Seal: “Nettes kleines C4 klopft an die Tür!”
Es ist ja nicht so, dass die Sowjets gar keine Technologie hätten. Ihr größter Trumpf ist Yuri, ein Mann, der die Gedanken anderer kontrollieren kann.
Yuri: “Das menschliche Hirn ist eine Pandorabüchse mit elektronischen Strömungen. Aber wir sind erst ganz am Anfang. Die meisten Gehirne sind nur Befehlsempfänger. Wie auch immer, ein Paar sind weiter. Sie senden und empfangen Signale, die sie ausgesucht haben.”
Und auch das Klonen von Menschen bringt ihnen im Spiel einen gewissen Vorteil. Allgemein gilt sowieso: Die Sowjets setzen auf Masse, die Alliierten auf Klasse. So wird der Unterschied zwischen den Ideologien auch im Gameplay zum Ausdruck gebracht.
Natürlich ist die Story eines Computerspiels nie richtig ernst gemeint. Doch Geschichtsbilder, wie sie das Alarmstufe Rot-Universum in großer Zahl aufweist, prägen sich ein. Auch in diesem Sinne erfüllt Geschichtsunterricht in der Schule eine wichtige Funktion.
Alliierter Spion: “Tatsächlich?”
Gastautor: Henrik Kipshagen / Q History
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