Nintendo und ich, das war schon immer eine Liebe mit vielen Aufs und Abs. Konsolen wurden direkt zum Release gekauft, nur um später wieder abgestoßen zu werden, wenn die Starttitel bis zum Erbrechen gespielt wurden und es nichts Neues gab. Teilweise nur um kurz danach die Konsole erneut zu kaufen, weil dann doch wieder ein neues Zelda rauskam. Die Wii kaufte ich dann erst sehr lange nach Release. Für »Twilight Princess« brauchte ich sie nicht, denn ich hatte ja den GameCube. Andere gute Spiele kamen zu der Zeit nicht raus und den Controller fand ich doof. Bei der WiiU dasselbe. Noch nie interessierte mich eine Nintendo-Konsole so wenig. Den Controller hatte ich in den fast 3 Jahren seit Release 1-2 Mal in der Hand. Erst die ständigen Tweets über »Splatoon« und auch »Yoshi’s Woolly World« in den letzten Monaten haben mich umgestimmt und Anfang Juli stand dann doch endlich eine WiiU unterm Fernseher. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, in dieser fast dreijährigen »Beziehungspause« etwas verpasst zu haben.
Tatsächlich gibt es erst jetzt ausreichend viele Spiele, die den Konsolenkauf für mich rechtfertigen. Eigentlich wollte ich bis zum neuen Zelda warten, aber das wurde verschoben und günstiger wird die WiiU eh nicht. Also kaufte ich sie mir, zusammen mit »Splatoon«, »Mario Party 10« und »Yoshi’s Woolly World«. Ohne Woll-Amiibo, ich bin ja nicht komplett verrückt. (Klar hätte ich gerne einen Woll-Yoshi. Den Ladenpreis finde ich auch gerade noch so gerechtfertigt, aber was man da teilweise für dieses eher nutzlose Gimmick blechen muss, ist wirklich nicht mehr lustig und ich will ja eh weniger sinnloses Zeugs ansammeln.)
Ich hatte es also mal wieder getan — ich hatte Nintendo eine Konsole abgekauft, um eigentlich nur ein einziges Spiel darauf zu spielen. Auch auf dem New 3DS XL habe ich bisher nur Majora’s Mask (Review) gespielt und für die WiiU habe ich zwar drei Spiele, aber zwei davon sind ja mehr so für nebenbei. Richtig gespielt habe ich bisher nur »Yoshi’s Woolly World«, aber ich muss sagen: Das war es wert! Ich habe »Yoshi’s Island« damals geliebt, auch wenn mir das plärrende Baby Mario zeitweise auf den Keks ging. »Yoshi’s Woolly World« ist genau dasselbe. Nur ohne Baby Mario. Und Yoshi ist aus Wolle, so wie die gesamte Welt und alle Gegner. Die Geschichte ist – wie bei jedem Spiel im Mario-Universum – fix erklärt. Bowser Jr. braucht Wolle (die gesamte Welt besteht daraus, aber nun gut) und sein treuer Berater Kamek besorgt sie für ihn. Dafür löst er sämtliche Yoshis vom Woll-Atoll in ihre wolligen Bestandteile auf und packt sie ein. Ein Yoshi bleibt unversehrt und macht sich nun auf, die anderen zu retten. In den Welten (es gibt 6 Stück, jede mit 8 Leveln) sind Wollknäuel zu finden, die Kamek verloren hat. Findet Yoshi fünf in einem Level, so setzt das einen anderen Yoshi wieder zusammen.
Yoshi’s Woolly World: zu leicht?
Allgemein ist »Yoshi’s Woolly World« sehr, sehr leicht (wobei der Schwierigkeitsgrad nach hinten raus doch stetig ansteigt). Die Herausforderung besteht in der Sammelei, denn die Wollknäuel, Sonnenblumen oder Stempel sind gut versteckt. Es gibt verschiedene Trickanstecker, die man freischalten und dann mit Juwelen kaufen muss – diese machen Yoshi das Leben leichter und zeigen beispielsweise verborgene Geheimgänge oder Röhren an. Dennoch verpasst man meist etwas. Wem es wichtig ist, bei jedem Level 100% und am Ende alle Yoshis zu haben, der wird nochmal gut die doppelte oder dreifache Zeit in Yoshi’s Woollys World stecken müssen. Alle anderen können in 10-15 Stunden durch sein. Es macht aber auch so Spaß, die einzelnen Level erneut zu besuchen, die mit so viel Liebe zum Detail erdacht wurden. Statt ständiger Wiederholungen und immer gleicher Gegner gibt es selbst noch im letzten Level Neues zu entdecken. Kein Level gleicht dem anderen. In Welt 6 zum Beispiel erschienen während Yoshis Kletterpartie durch die Spinnweben erstmals die Schmatzspinnen, die die gesamte Knuffigkeit des Spiels einfach nochmal exponierten und mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberten. Die Abwechslung in Yoshi’s Woolly World kann man wirklich nur loben und jeder WiiU-Besitzer sollte dieses Spiel haben. Und jetzt kommt mir nicht mit “Das ist mir zu kindisch.” Blödsinn!
Wem die Level zu anspruchsvoll sind oder wer sich einfach gerne mal abends ein bisschen beim Spielen entspannen möchte (so wie ich), der hat die Wahl, »Yoshi’s Woolly World« auf “entspannt” zu spielen. Der einzige Unterschied ist hier, dass Yoshi dauerhaft Flügel hat und schweben kann. Das hilft einem ganz oft aber auch nicht weiter. Abstürzen und anderweitig sterben kann man dennoch und wer kurz über dem Abgrund schwebt, kommt auch nicht mehr hoch und muss sich in die Tiefe fallen lassen. Stirbt Yoshi zu oft (nein, Yoshi stirbt nicht, er wird nur entknäuelt und wieder zusammen gehäkelt), erscheint ein grünes Ei, das ihn unbesiegbar werden lässt. Abstürzen kann Yoshi dann aber immer noch. In einem Jump’n’Run sind die Abgründe meist die größten Gegner, aber bei Endbossen kann das schon sehr nützlich sein. Ungeduldig wie ich bin, hab ich davon im gesamten Spiel zwei Mal Gebrauch gemacht. Mit 2-3 Anläufen mehr hätte ich sicherlich darauf verzichten können, aber trotzdem: Ich finde es super, ein Spiel so zu gestalten, dass es ganz vielen unterschiedlichen Spielern Spaß macht. Egal, ob man jetzt die Herausforderung sucht oder einfach nur entspannt die bunte Welt genießen möchte.
Zu zweit kann man übrigens auch spielen. Dann steuert jeder seinen eigenen Yoshi. Das macht ab und zu Spaß, die meiste Zeit steht man sich aber eher im Weg. Die schwierigen Passagen sind da alleine leichter zu meistern.
Killerfeature: Yoshi’s Woolly World auf dem Klo spielen
Das allerbeste Feature bei »Yoshi’s Woolly World« ist aber – ja, es ist mein erstes Spiel auf der WiiU – dass man es alleine auf dem Controller spielen kann, während man auf dem Klo sitzt, im Bett liegt oder auf dem Fernseher die neuste Folge »Orange Is the New Black« schaut. Klar würde dann auch ein 3DS reichen. Die WiiU nur als Handheld zu benutzen ist einerseits Quatsch, andererseits aber auch ziemlich cool.
Wenn ihr zu den WiiU-Besitzern gehört, die bisher so mit »Splatoon« beschäftigt waren, sodass sie keine Zeit für »Yoshi’s Woolly World« hatten, dann holt das gefälligst nach. Knuffiger als das wird’s nicht! So, und nun entschuldigt mich. Ich muss auf ebay nach bezahlbaren Woll-Yoshis suchen.