Zockwork Orange

Wie 500€ für einen guten Gaming-PC ausreichen.

Als Ralf mit seinen feuchten Träumen eines Gaming-PCs angefangen hat, konnte ich ja nicht ahnen, dass er direkt nach den Sternen greifen will und sich eine 1000€ Maschine zulegt. Die Prämisse, unter der ich damals angefangen habe, nach einem guten Rechner für ihn zu suchen war ja eigentlich, dass er sowohl kräftig, als auch günstig sein soll. Also so etwas wie unser Joe, nur etwas eleganter vielleicht.

NZXT Source 210 Elite
NZXT Source 210 Elite

Aber nun mal die Geschichte von Anfang an: Seit Jahren predige ich, dass ein guter Rechner nicht mehr als 500-600€ kosten muss. Wir alle kennen Rechnungen, bei denen die Kosten zwischen Konsolen und PCs verglichen werden und bla bla bla… Diese ständige und auf Dauer unglaublich ermüdende Diskussion war vielleicht der Ausgangspunkt hinter meinem 500€-Rechner, aber letztendlich kann es mir doch vollkommen wumpe sein, warum sich jemand für einen PC entscheidet, ich will nur aufklären, dass man vielleicht nicht vergoldete Heatspreader auf dem RAM braucht, oder anderen Firlefanz, den sich die Industrie im Laufe der Jahre ausgedacht hat. Ich will ein kleines, aber kräftiges System vorstellen, das ohne Aufrüstungen für die nächsten 3 Jahre ausreicht, und da mich Ralf nun öffentlich herausgefordert hat, blieb mir nichts anderes übrig als diese großspurige Ankündigung in die (theoretische) Tat umzusetzen.

Das Grundproblem aber vorweg: Keiner kann einen Rechner zusammenbauen, der sicher für die Zukunft gerüstet ist. Wir wissen nicht, welche Sprünge sowohl die Technik, als auch die Gamingindustrie in den nächsten Jahren macht, und was heutzutage als vollkommen übertrieben gilt, kann mit einem Schlag in 2 Jahren obsolet sein. Aber das nur am Rande.

Die Grundannahme bei meinem 500€-Rechner lautet: Was mein 4 1/2-Jahre alter PC (Q6600, Radeon HD 4870 1GB, 4GB RAM) kann, können die Preis-Leistungs-Komponenten der letzten zwei Jahre schon lange. Mein alter Rechner kann unter anderem »Battlefield 3« problemlos auf 1080p mit recht hohen Details darstellen. Hin und wieder kommt es zu einem kleineren Ruckler und die Ladezeiten dürften auch kürzer sein, aber im Grunde bin ich zufrieden. Für größere Sprünge wird es nicht reichen, aber wenn ich hier und da auf ein paar Details verzichte, dann bin ich durchaus auch noch ein bisschen für die Zukunft gewappnet. Mein 500€-Rechner soll also das und noch mehr können. Kein Problem.

Das Kernstück ist die CPU. Hier angefangen kann ich das Gerüst drum herum bauen. Ich habe mir hierbei nicht viel Mühe gemacht, sondern den Best Gaming CPUs For The Money-Guide auf tom’s Hardware gelesen und mir angeschaut, was dort für mein angestrebtes Budget von 100€ passen würde. Dabei bin ich dann auf den AMD FX-6300 (ca. 100€) gestoßen, welcher ungefähr 10€ günstiger als sein Intel-Konterpart ist und durchaus passable Performanceraten bietet. Auch lockten mich 6 Kerne, und die Möglichkeit den Prozessor gut zu übertakten, man weiß ja nie was man in Zukunft vor hat. Beim CPU-Kühler greife auch ich zu einem Alpenföhn, aber einem, der nicht so überdimensioniert ist. Meine Wahl würde auf den EKL Alpenföhn Sella (ca. 15€) fallen. Passend zur CPU brauche ich also ein AM3+-Mainboard. Hier fiel die Wahl dann auf das Asus M5A97 (ca. 75€), das mir mit CrossFireX in Zukunft die Möglichkeit bietet, meinen Rechner um eine weitere Grafikkarte zu erweitern und sonst alles hat, was ein Mainboard braucht. Aus persönlicher Erfahrung traue ich Asus-Mainboards sehr viel zu und denke, dass ich hier auf der sicheren Seite bin.

Weiter geht es bei der Grafikkarte: Hier würde die PowerColor Radeon HD 7850 PCS+ (ca. 165€) für günstige Grafikpower sorgen. 2GB DDR5-RAM und werkseitig übertaktete 1000Mhz GPU-Takt sind von den Zahlen her für den Preis schon beeindruckend. Auch soll die Grafikkarte dabei recht leise sein. Einzig höhere Temperaturen können ein Manko sein, dafür ist die Karte im Stromverbrauch eher sparsam. Ich denke für den angepeilten Rechner könnte es keine bessere Grafikkarte geben. Ein Aspekt, den ich an dieser Stelle noch ansprechen muss, ist die Tatsache, dass ich eine Grafikkarte mit PCI-Express 3.0 auf ein Mainboard mit PCI-Express 2.0-Schnittstelle setzen will. Der Performanceverlust ist besonders bei anspruchsvollen Aufgaben minimal und bewegt sich im Nachkommastellenbereich bei den Frames pro Sekunde. Erstaunlicherweise hält sich das Gerücht, dass man so etwas nicht machen soll, dabei ist das nachweislich Quatsch.

PowerColor Radeon HD 7850 PCS+

Beim Speicher greife auch ich zu 8GB und nehme das G.SKILL F3-14900CL9D-8GBSR-Kit (ca. 55€), das passend zum Prozessor auf DDR3-1886 arbeitet und auch mit Heatspreadern versorgt ist. Sicher ist sicher, auch wenn ich nicht an diese Esoterik glaube, aber schicker sehen sie schon aus und mehr kosten tut es inzwischen ja auch nicht. Weiter beim Speicher geht es nun zur Festplatte, wo ich im Gegensatz zu Ralf keine SSD-Lösung wähle, sondern eine klassische HDD wähle: 1TB Seagate Barracuda ST1000DM003 (ca. 50€). Ich glaube nicht, dass der deutlich höhere Preis den für Spiele geringen Leistungssprung rechtfertigt und die Seagate Barracuda arbeitet mit 7200 Umdrehungen pro Minute, und kann mit einem Lese- und Schreibdurchschnitt von ca. 150 MB/s durchaus überzeugen.

Was noch fehlt? Ach ja, Gehäuse und Netzteil. Letzteres wäre bei mir das Antec High Current Gamer HCG-520 (ca. 60€), das sowohl das 80 PLUS Bronze-Zertifikat hat, also durchaus effizient arbeitet und dabei wohl auch leise ist. 520 Watt sind zwar etwas viel für ein System, das laut Enermax Power Suppy Calculator nur ca. 350 Watt maximal braucht, aber aus persönlicher Erfahrung setze ich lieber ein paar Watt mehr drauf um Leistungsspitzen zu verhindern, die mir den Rechner schrotten. Leider hat das Netzteil nur genug Anschlüsse für eine Grafikkarte, was meiner Vorstellung eines CrossFireX-Systems widerspricht, aber mit Adaptern kann man dieses Problem auch kostengünstig beheben. In dieser Preisklasse sind leider keine guten Netzteile mit modularen Kabeln möglich, aber das muss man dann leider hinnehmen. Mit Geschick – und genug Kabelbindern – kann man aber hier immer super Ergebnisse erzielen. Das Gehäuse ist nun wirklich Geschmackssache, und ich würde hier zum schlichten und praktischen NZXT Source 210 Elite (ca. 45€) greifen. Aber das ist wie gesagt Geschmackssache.

Auf Peripherie wie Monitor, Maus und Tastatur verzichte ich an dieser Stelle, da es mir nur darum ging, ein gutes Grundgerüst zu erstellen. Wenn ich die Preise hier zusammenrechne, komme ich auf 560€ und bin leicht über das Ziel hinausgeschossen, aber ich finde ich habe bewiesen, dass man für 500-600€ eine ziemlich starke Maschine zusammenstellen kann. Die Preise habe ich über Geizhals bezogen und versucht die günstigsten Durchschnittswerte zu verwenden. Sparen könnte man bei der Festplatte – ein paar Gigabyte weniger sind auch nicht schlimm – bei dem Gehäuse – das gezeigte Gehäuse wäre meine persönliche Wahl – und wahrscheinlich auch bei der Grafikkarte. Da Letzteres aber die Hauptleistung bei Spielen vornimmt, würde ich das ungerne vorschlagen, bei einem zu engem Budget kann man aber mit der Konkurrenz von Nvidia ca. 25€ sparen: Die Palit GeForce GTX 650 Ti Boost (ca. 140€) bietet ein bisschen weniger Leistung, ist aber dennoch vollkommen ausreichend. Auch wird aufgefallen, dass ich auf ein physisches Laufwerk verzichte. Das mache ich aus dem einfachen Grund, dass man in Zeiten von Steam wirklich kein DVD-Laufwerk mehr braucht.

AMD FX-6300
EKL Alpenföhn Sella
PowerColor Radeon HD 7850 PCS+
Asus M5A97
G.SKILL F3-14900CL9D-8GBSR
1TB Seagate Barracuda ST1000DM003
Antec High Current Gamer HCG-520
NZXT Source 210 Elite

Kann man also für ca. 500€ einen guten Rechner erstehen? Diese Frage kann ich mit einem eindeutigen “Ja” beantworten.

Die mobile Version verlassen