Es gibt und gab gerade in letzer Zeit eine MENGE Spiele im Warhammeruniversum. Titel wie »Mordheim« oder die bald erscheinenden »Space Hulk – Deathwing« und »Battlefleet Gothic« auf das ich mich schon sehr freue. Nur eines haben wir bisher nicht bekommen: Spiele, die sich tatsächlich wie richtiges Warhammer oder Warhammer 40K anfühlen. Rundentaktik mit Squads (»XCOM: Enemy Unknown« kriegt’s doch auch hin) oder große Schlachten. Nunja, zumindest Fans der Fantasyvariante können sich übelst auf »Total War – Warhammer« freuen, denn dieser Ableger von Creative Assembly’s traditionsreicher Serie dürfte der ganzen Klamotte wohl noch am nächsten kommen.
Unterdessen und um Fans der Science Fiction-Variante bei Laune zu halten, gibt es Titel wie das vor kurzem erschienene »Warhammer 40K – Regicide«. Wie manche von euch evtl bereits erahnen können, bedeutet Regicide soviel wie „Königsmord“ und wisst ihr, für was Königsmord auch ein Synonym ist? Eines der ältesten Rundenstrategiespiele der Welt: Schach. Zunächst erinnert alles ein wenig an den Klassiker »Battle Chess«, den es schon Ende der 80er/Anfang der 90er etwa für DOS-Maschinen oder den NES gab. Figürchen werden nicht einfach nur sang- und klanglos vom Spielfeld geschubst, sondern gehen sich richtig an die Gurgel. Warhammer eben. Hier lässt der Scriptor der Space Marines als das Pendant zur Königin im Schach, andere Figuren in Energieblitzen explodieren, dort zerlegt ein Stormboy (der Springer der Orks) Gegner mit seiner Kettensägenaxt.
Natürlich ist Schach, nur eben mit wahlweise Space Marines oder Orks, allein vielleicht ein wenig dürftig und darum gibt es hier ein bisschen mehr drum und dran, was die Spielerfahrung noch ein wenig auflockern soll. Jeder Zug ist in einzelne Phasen unterteilt: In der Bewegungsphase werden die Figuren hin und her geschoben und Felder eingenommen. Das ist der klassische Schachteil des Spiels. Danach folgt allerdings eine „Aktionsphase“, in der jeder Spieler drei bis maximal fünf Aktionspunkte zur Verfügung hat, die man benutzen kann, um auf andere Figuren zu schießen, Zauber zu sprechen oder gar Luftschläge anzufordern. Jede einzelne Figur in »Regicide« hat nämlich einen Panzerungswert und Gesundheitspunkte, sodass sie nicht zwangsläufig auf alt hergebrachte Art und Weise vom Feld gezwungen, sondern auch gekillt werden kann. Abgesehen davon gibt es im Übrigen auch Effekte die man als Spieler selbst zünden kann und die nicht von einzelnen Figuren abhängig sind. Diese umfassen etwa, dass man einen zusätzlichen Aktionspunkt bekommt oder dass eine Figur kurzzeitig unsichtbar wird und so nicht beschossen werden kann. Diese zusätzliche Strategieebene verleiht dem ohnehin schon tiefgründigen Spielprinzip noch mehr Tiefe und aussichtslose Situationen (die es im Schach ja schnell mal gibt) lassen sich so auch noch rumdrehen. Das führt dazu, dass man sich seines eigenen Schachmatts zu keinem Zeitpunkt 100%ig sicher sein kann und das Spiel danach nicht verläuft wie auf Schienen. Für Puristen gibt es allerdings auch einen Klassik-Modus ohne das ganze Geballer.
Es gibt auch eine Einzelspielerkampagne, aber die ist als Erlebnis eher durchwachsen. Nicht etwa, weil das Spiel hässlich wäre oder die Handlung schlecht geschrieben. Es liegt vielmehr in der Natur des Spiels selbst. Die Geschichte über eine Gruppe Marines, die dem abgesetzten Hilferuf einer von Orks überrannten Wissenschaftskolonie nachgeht, klingt zunächst erstmal spannend, eignet sich aber ganz und gar nicht für ein Schachspiel. Letztlich sehen die Missionen immer so aus, dass auf ein Schachbrett schaut, auf dem manche Felder unpassierbar sind und manche nicht. Dann bekommt man eine gewisse Anzahl Marines (etwa vier Springer und eine Königin, sprich vier Assault Marines und einen Scriptor) an die Hand und die Mission lautet in etwa: “Oh nein! Die Orks haben Verstärkung gerufen! Schalten sie in fünf Zügen sechs Shoota Boys aus! Bonusziel: Keiner Ihrer Marines darf sterben!”. Es macht kurzweilig Spaß, aber am Ende es in den taktischen Gegebenheiten sehr viel beschränkter als Schach und und gleichzeitig eignet sich das Spielprinzip nicht für das Erzählen oder Erleben einer epischen Warhammer 40K-Story. Nicht Fisch, nicht Fleisch verkommt die Kampagne ein wenig zu einer Abfolge an Logikrätseln und demjenigen der sie links liegen lässt, geht nicht wirklich etwas verloren.
Der Titel ist ansonsten aber ein großer Spaß für Schachfreunde, die mal nach einer kleinen Abwechslung suchen. Tiefgründig, fordernd, sieht schick aus und ist gut vertont. Nur bitte bei diesem eher nieschigen Titel nicht die große Warhammer 40K-Erfahrung erwarten. Wenn man das tut, wird man leider enttäuscht. Zu haben gibt es »Regicide« dafür übrigens auch schon für relativ kleines Geld auf Steam.