Sicher habt Ihr das auch schon erlebt: Ihr hört einen tollen Song im Radio und wisst sofort „Das ist doch die Titelmelodie von Mission Impossible!“ oder „Oh, das Titanic-Lied…“. Manche Soundtracks sind einfach so eingängig, dass man sie auch dann noch erkennt, wenn man den Inhalt des Films vielleicht schon vergessen hat.
Bei Videospielen geht es mir nicht anders. Viele Spiele haben so grandiose Soundtracks mit hohem Wiedererkennungswert, dass nur ein paar Takte reichen, um mich an wunderbare durchzockte Stunden zu erinnern. Viele Emotionen, die während des Spielens hochkommen, werden durch geeignete Hintergrundmusik noch verstärkt und vertiefen so das Spielerlebnis. Einige Soundtracks habe ich mir sogar später dann gekauft, weil sie mich einfach mitgerissen haben.
Leider haben die Soundtracks der Videospiele längst keinen so hohen Stellenwert wie Filmmusik, obwohl sie teilweise genauso aufwendig produziert werden. Das liegt aber natürlich in der Natur der Sache, denn Filme werden von mehr Menschen angesehen als Videospiele gespielt. Und dieses Schattendasein wollte Tommy Tallarico, ein bekannter Komponist und Musiker für Videogames, ändern und rief 2002 die Konzertreihe »Video Games Live« ins Leben.
Seit über 10 Jahren ist Tommy Tallarico nun mit dieser Show weltweit unterwegs, begleitet von einem symphonischen Orchester und einem großen Chor, und zeigt, dass der Soundtrack von Videospielen durchaus konzertfähig ist. Als die Show dann im März in München Station gemacht hat, konnte ich mir dieses Event nicht entgehen lassen.
Und was soll ich sagen, das Konzert war einfach genial inszeniert. Tommy Tallarico führte mit Witz und Elan durch den Abend und verstand es gekonnt, sein Publikum zu motivieren. Mitsingen, Applaudieren und auch Zwischenrufe waren durchaus erlaubt und gewünscht, wodurch eine mitreißende Stimmung erzeugt wurde. Bei jedem neuen Stück jubelten diejenigen auf, die das Spiel kannten und die anderen wurden einfach angesteckt und grölten oder klatschten mit.
Das Highlight war aber eine riesige Leinwand, auf der Ausschnitte des jeweiligen Videospiels gezeigt wurden, dessen Musik gerade gespielt wurde. Auch Spiele, die mir nur dem Namen nach bekannt waren, hinterließen bei mir dadurch einen bleibenden Eindruck. Zusätzlich hat eine grandiose Lightshow die jeweilige Stimmung noch untermalt. Der Soundtrack von Final Fantasy, Sonic, Skyrim, Metal Gear Solid, Monkey Island, Earthworm Jim und vielen anderen Videospielen wurde somit perfekt in Szene gesetzt.
Schön fand ich übrigens auch die Durchmischung des Publikums. Gamer jeglicher Altersklasse hüpften im Takt der Musik, aber auch erwachsene Begleiter, die durch ihre Sprösslinge wohl hierher gelockt worden waren und mit Videospielen sonst nichts am Hut hatten, konnten sich der fesselnden Stimmung nicht entziehen.
Etwas schade fand ich allerdings, dass es kaum ein Rahmenprogramm außerhalb der Show gab. Angekündigt war ein großer Cosplay-Wettbewerb, der zu meinem Bedauern aber nur sehr mager ausfiel. Vielleicht lag es ja daran, dass Cosplays hier nicht so populär sind, wie in anderen Ländern und deshalb fanden sich leider nur sechs Teilnehmer für den Wettbewerb. Die wurden aber mit frenetischem Applaus gebührend gefeiert.
Alles in allem war es ein gelungenes und außergewöhnliches Konzert, das ich nur wärmstens weiterempfehlen kann.
Tourdaten und weitere Infos findet ihr hier.
Ich nehme mir schon seit Jahren vor, so ein Konzert zu besuchen. Irgendwie verpeile ich es immer wieder. Schade. Naja, irgendwann wird’s klappen!
Ja, orchestrale Versionen von Musikstücken aus Games-Scores können richtig klasse sein. Gerade bei ganz alten Spielen ist die Musik ja oft sehr dünn, obwohl die Melodien an sich absolut phantastisch und total eingängig sind. Als alter Retro Gamer (C64, Amiga 500) gefallen mir z.B. diese beiden aufgemotzten Interpretationen sehr gut:
https://www.youtube.com/watch?v=MQZOuh0Vux0 (Death Adder’s Theme aus Golden Axe)
https://www.youtube.com/watch?v=rI8TKNd2_CQ (Barbarian C64 Theme)