Wir hatten bereits hier und hier über einzelne Episoden von Telltales »The Wolf Among Us« geschrieben; ich hatte mit dem Spielen gewartet, bis alle fünf Episoden von Season 1 erschienen waren. Hier mein Eindruck der gesamten ersten Staffel:
Die Ermittlungen beginnen harmlos, doch schon bald muss Bigby feststellen, dass er bisher nur an der Oberfläche gekratzt hat und so gut wie alle Fabletown-Bewohner in irgendeiner Form was zu verbergen haben. Die Entscheidungen, die wir als Spieler treffen müssen, werden von mal zu mal gewichtiger und eine falsche Entscheidung kann schnell den Tod eines Figur nach sich ziehen (auch wenn die Märchenfiguren schwer zu töten sind). Oft muss man sich als Spieler entscheiden, was wichtiger ist: Menschlichkeit, oder eine schnelle Aufklärung des Falles. Bewahrt man Geheimnisse oder drückt bei kleinen Vergehen auch mal ein Auge zu oder stellt man den Fall über alles und scheißt drauf, dass die Fables einen hassen? Egal wie man sich entscheidet, am Ende muss Bigby die eine oder andere unangenehme Wahl treffen und wie im echten Leben kann man es nie allen Recht machen. Hauptsache ist schließlich, dass die Mordserie aufgeklärt wird, doch auch das erweist sich als nicht so ganz simpel, denn an einem Mord ist manchmal mehr als eine Person Schuld. Auch wenn am Ende der Staffel der eigentliche Fall aufgeklärt ist, hat Bigby nur obersten Rand gekratzt und Season 2 wird ihn mit Sicherheit noch viel tiefer ins Kaninchenloch treiben.
Die Moral:
»The Wolf Among Us« ist ein optisch schönes, spannendes und mit stimmiger Musik atmosphärisch umgesetztes Point-and-Click, mit einigen technischen Problemen (Ruckler zum Beispiel), über die man als Spieler aber gerne hinweg sieht.
Die Story ist spannend und bleibt bis zum Ende spannend, auch wenn ich – obwohl ich alle Episoden kurz hintereinander spielte – ab und zu den Faden verlor. So hatte auch die Entscheidung in der allerletzten Szene überhaupt keine Bedeutung für mich, weil ich sie nicht verstanden habe. Aber wie Bigby so schön sagt: “It doesn’t matter what I do, in the end, it’s all the same shit it always was.” So ganz stimmt das nicht, Entscheidungen haben schon einen leichten Einfluss auf die Story und manches kann man als Spieler in einem Durchgang nicht sehen, weil er sich auf eine bestimmte Weise entschieden hat. Dennoch bleibt der Einfluss gering und ändert wenig am Ausgang des Spiels bzw. an der gesamten Geschichte.
Kurzum: »The Wolf Among Us« war mein erstes Telltale-Episodenspiel und ich war begeistert. Vor allem, weil ich nicht gerne lange am Stück spiele und die Episoden die perfekte Länge haben. In gut zwei Stunden ist man mit einer durch und die Enden sind immer kleine Cliffhanger, so dass man am liebsten direkt weiterspielen möchte. Wann Season 2 startet, steht allerdings noch in den Sternen und mit The Walking Dead, Game of Thrones und Tales From The Borderlands haben sich Telltale einiges vorgenommen, mit dem wir uns die Wartezeit verkürzen können.