Was wäre, wenn man seinen Geist und alles was einen ausmacht ganz einfach auslesen und in einen anderen Körper übertragen könnte? Was wäre, wenn dieser Körper eine Maschine wäre oder ein kleiner Datenchip? Was, wenn es ein anderer Mensch wäre? Sind wir dann immer noch wir selbst? Was, wenn diese Übertragung nicht so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben?
In »SOMA« werden diese Fragen von meinem Protagonisten Simon gestellt, der eigentlich nur nach einem Unfall zu einer Routineuntersuchung einem Gehirnscan unterzogen wird um kurz danach in einer Unterwasserstation einige Jahre in der Zukunft wieder aufzuwachen.
Als Simon laufe ich laufe zunächst etwas ziel- und planlos in der halbzerstörten und menschenleeren Station umher und finde schließlich in Catherine eine Verbündete. Allerdings ist sie kein Mensch, oder doch? Kann ein menschlicher Geist in einem Chip immer noch menschlich sein? Ist es egal, in welcher Form jemand zu einem spricht? Jedenfalls bin ich mit Catherine nicht mehr ganz so einsam und da sie als Computerchip eingebaut in ein Universalwerkzug auch noch ziemlich handlich ist, nehme ich sie kurzerhand mit. Während ich mich nach Catherines Anleitung durch Gänge und Räume der Station oder die phantastische Unterwasserlandschaft kämpfe, erfahre ich immer mehr über die Katastrophe, die wohl die ganze Erde heimgesucht hat und was sich in der Station in den letzten Wochen abgespielt hat. Mein Ziel ist etwas, das Catherine „die Arche“ nennt.
»SOMA« wird als Survival-Horror-Game umworben, was dem Spiel meiner Meinung nach aber nicht gerecht wird. Ich gebe zu, es laufen teilweise gespenstische Gestalten durch die schummerigen Gänge und es gibt auch den einen oder anderen Jumpscare, aber mein Protagonist ist eigentlich immer schneller zu Fuß, als die seltsamen Wesen folgen können. Die gruselige Atmosphäre in der verlassenen Station verstärkt das beklemmende Gefühl trotzdem ganz gut. Ich habe selten ein Spiel gespielt, bei dem mir die Story so unter die Haut ging und ich bei einigen Entscheidungen wirklich mehrere Minuten fast wie gelähmt überlegt habe, was ich tun soll, weil sich jede Möglichkeit irgendwie falsch angefühlt hat.
Meine Befürchtungen, dass mir wieder nervige Unterwasserlevel bevorstehen, hat sich zum Glück auch nicht bestätigt. Im Gegenteil, die Unterwasserumgebung ist genial umgesetzt. Da schweben Kleidungsstücke oder Plastikbecher realistisch durch den Raum, Sand und Algen werden durch meine Schritte aufgewirbelt und jede Menge buntes oder leuchtendes Unterwassergetier begleitet mich auf meinem Gestolper von einem Bereich der riesigen Station zum nächsten. Dann gilt es wieder den Strom herzustellen, verschiedene benötigte Gegenstände zusammenzutragen oder verschlossene Räume zu öffnen. Abwechslungsreiche Rätsel sind schön in den Spielverlauf von »SOMA« integriert, aber sie sind jetzt nicht wirklich allzu herausfordernd. Das hat mich aber nicht gestört, denn ich rätsle zwar ganz gerne, bin aber immer ziemlich ungeduldig, wenn ich stundenlang an einer Stelle festhänge.
»SOMA« ist wirklich ein Spiel, das bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, was nicht oft vorkommt. Das mögen andere Spieler anders empfinden, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich habe mich jedenfalls fasziniert durch die Station und die Unterwasserszenen getastet, bin oft nur zum Spaß hin- und hergelaufen, um ja nichts von der genialen Spielwelt zu verpassen.
»SOMA« ist auch kein langes Spiel. Obwohl ich mich nicht schnell bewegt und viele Orte mehrfach besucht habe, war ich in unter 10 Stunden fertig. Es gibt keine Nebenmissionen oder Sammelgegenstände durch die das Spiel künstlich in die Länge gezogen wird. Man folgt der Hauptmission und damit hat sich’s. Das fand ich in diesem Fall aber durchaus ausreichend.
Wer sich mit dem Sci-Fi- und Unterwasser-Setting anfreunden kann und auch eine Story mag, die zum Nachdenken anregt, dem sei »SOMA« wärmstens für den PC oder die PS4 ans Herz gelegt. Alle Horror-Freunde werden allerdings etwas enttäuscht sein.