Zockwork Orange

Schrottwichteln: Demonlisher

Oh Gott, es ist wieder so weit, oder? Diese Übelkeit auslösende Zeit im Jahr, mit der ich eine bittersüße Hassliebe verbinde: Es ist wieder Zeit zum Schrottwichteln und nach der Freude, die das „beschenken“ bei mir auslöst, kommt der tiefe Fall und Ich werde beschenkt. Jedes Mal dieses Gefühl, wie Icarus zu nah an die Sonne geflogen zu sein, bevor man ins Meer stürzt. Oder vielleicht sollte ich auch einfach nicht mehr darüber reden, wie viel Spaß es mir macht, jedes Jahr die tiefsten, dunkelsten Jauchegruben der Spieleindustrie nach dem furchtbarsten Scheiß abzusuchen, die ich meinen genervt stöhnenden Freunden vor die Nase klatschen kann. Vielleicht sollte ich meine sadistische Ader überdenken, mich gerade jetzt zur Weihnachtszeit läutern und schlimmstenfalls irgendein Golfspiel verschenken. Sachen, die von großen Magazinen eine 7/10 gekriegt haben. Das zählt doch heutzutage schon als furchtbar. Vielleicht sollte ich ab jetzt danach streben, anderen eine Freude zu machen (oder wenigstens so wenig schlimm wie möglich), für ein angenehmes Wichtelerlebnis, bevor auch der Letzte aus unserem Team noch eine Rechnung mit mir offen hat. Hmmmm….. Naaah! Deswegen:
httpv://www.youtube.com/watch?v=FpE_STh3E8I

Nachdem ausgerechnet ich unsere neue Kollegin Moni dieses Jahr mit dem wundervollen »Slaughtering Grounds« willkommen heißen durfte, rief ich unserem Redaktionsurgestein Fabian gleichzeitig ein trotziges “BRING IT OOOON!!!” á la Joe Swanson entgegen, dem er nur zu gerne Folge geleistet hat. Folglich fand ich an einem kalten, dunklen Winterabend den Edgar Allan Poe nicht besser hätte beschreiben können, ein neues Spiel in meiner Steam-Library. “yesnocancel has sent you a gift: Demonlishers” stand dort. I see what you did there, game. Ein Wortspiel im Titel. Oh boy… Ich wollte eigentlich noch eine Runde League of Legends spielen, aber Steam benutzt ja ständig meine gesamte Bandbreite, also wollte ich mich eigentlich erst mal vor dem Download drücken. „Na komm… Muss ja irgendwann gemacht werden…“ dachte ich mir dann aber resigniert und bestaunte die Größe des Spiels. Na, was schätzt ihr? Wie WoW, knapp unter 30 GB? 10 Gigabyte? Ich meine, sogar ältere Spiele aus den frühen 2000ern brauchen ja schon wenigstens zwischen 1 und 5 Gb. Das hier… Ist ganze 10 Megabyte groß. What the fuck? Welches Spiel, das nach 1995 erschienen ist, ist 10 Megabyte groß?! Naja, relativ schnell wird klar, warum hier nicht so viel Speicherplatz gebraucht wird. Das hier ist der Titelbildschirm:

Zum Spiel gibt es eigentlich wirklich nicht viel zu erzählen. Man spielt eine Art Magier oder Priester – einen kleinen, dicken Mann mit Stab und Robe eben – der anscheinend durch ein Schloss rennt und Seelen in Form von kleinen Engelchen einsammeln muss. Um es kurz zu machen: Es ist ein Pacman-Klon. In jedem Level spawnen ständig die immer gleichen roten, braunen oder grünen Dämonen, die einem in endlosen Reihen entgegenrennen, während man die kleinen Seelenengelchen einsammelt. Musik gibt es keine, Maussteuerung auch nicht. Die einzige Sounduntermahlung sind die Geräusche der eigenen magischen Geschosse und das immer gleiche „URGH!“ von Dämonen, die verpuffen, wenn sie getroffen werden. Gesteuert wird mit Pfeiltasten, kleine magische Blitze verschießt man mit STRG und hat man alle Seelen eingesammelt, gelangt man durch ein Tor ins nächste Level. Oh und natürlich die ÜBERWÄLTIGENDE Vielfalt an Grafikoptionen: Man kann zwischen 16Bit und 32Bit Farben und ganzen VIER Auflösungen wählen. Woah, Vorsicht mit dem ganzen Hightech! (Und hierfür habe ich mich von »Dragon Age – Inquisition« und »Dark Souls 2« losgerissen, die ich gerade parallel spiele. Pfff…)

Trotzdem ist das eigentlich auch schon alles, was ich über das Spiel sagen kann. Es gibt Titel, die sind so schlecht, mit so behämmerten Designentscheidungen oder so unausstehlichen Charakteren, wo jede Sekunde die man damit verbringt, einem wie eine Ewigkeit vorkommt. Bei solchen Titeln will man nichts anderes tun, als den Kopf auf die Tischplatte zu hämmern. Das sind Sachen, wo man sich ernsthaft fragt, welcher Idiot kurz die Crackpfeife hingelegt hat, blinzelnd auf das entstehende Spiel geschaut und dann gemurmelt hat “Ja… Das ist ne gute Idee!” Aber das hier… Das hier ist bloß so nichtssagendes Mittelmaß, dass ich darüber nichts weiter zu sagen wüsste. Es ist hässlich, uninspiriert und sieht aus als wär es im Informatikkurs einer zehnten Realschulklasse entstanden, aber das war’s auch schon. Zu 8Bit NES-Zeiten wäre es wahrscheinlich sogar gesundes Mittelfeld gewesen. Sorry, Fabse… Aber zwischen so böswillig-inspirierten Schrottwichtelauswahlen wie Marcs »Deep Black« von 2012 (die Tischplatte, wie ich bereits erwähnte) und Freddis »Crystal Pony Tale« vom letzten Jahr (hab ich heute noch pastellfarbene Albträume von), musst du dich schon ein wenig mehr anstrengen, wenn du mir einen reinwürgen willst.

Deswegen ist meine finale Wertung für »Demonlisher« ein in China umgefallener Sack Reis von 10.

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