Review: Syberia 3 1

Review: Syberia 3 1

Syberia 3

Nach einigen Wochen und Monaten, bei denen Shooter und actionreiche Spiele bei mir im Vordergrund standen, habe ich mich gefreut, wieder einmal ein Spiel zum Genießen vor mir zu haben. Auf der letzten gamescom hatte ich ja schon Gelegenheit, ein paar kleine Blicke auf »Syberia 3« werfen zu dürfen. Leider bestand keine Möglichkeit, das Spiel selbst einmal anzuspielen, dafür wurde ein kleiner Ausschnitt live vorgeführt und erklärt.

Jetzt war es dann aber endlich soweit und »Syberia 3« hat in meiner Bibliothek Einzug gehalten.

Eine Geschichte mit Potential

Wie bereits in den ersten beiden Teilen spiele ich Kate Walker, eine ehemalige Versicherungsagentin, die sich in ein schneebedecktes Land, das vermutlich in Russland liegt, mit seinen eigentümlichen Bewohnern verliebt hat. Eigentlich wurde sie im ersten Teil wegen eines Versicherungsfalls in eine Automatenfabrik nach Frankreich geschickt. Hier stellte sich heraus, dass die Besitzerin der Fabrik kürzlich verstorben war und Kate machte sich auf, den Erben zu finden. Die Reise führte sie durch verschiedene Teile Europas, bis zur geheimnisvollen Insel Syberia, auf der sagenumwoben die letzten Mammuts überlebt haben.

Im Laufe der Geschichte lernt Kate Land und Leute kennen und beschließt, nicht mehr nach Hause zurückzukehren. Sie kündigt ihren Job, beendet die Beziehung zu ihrem Freund und beginnt ein neues Leben.

Allerdings scheint sich nicht alles zum Guten zu wenden. Zu Beginn von »Syberia 3« wird Kate Walker halbtot am Ufer einen Flusses vom Nomadenvolk der Youkol gefunden. Nach erster Versorgung wird sie in eine Klinik gebracht, wo sie den Anführer der Youkol kennenlernt. Die Youkol unternehmen mit ihren Straußen einen lange Reise gen Norden, zu deren Nistplätzen. Leider sitzen sie aber aus verschiedenen Gründen fest und Kate beschließt sie zu begleiten und sie auf der weiteren Reise zu unterstützen.

Die Geschichte von »Syberia 3« ist in sich abgeschlossen und auch wer die beiden ersten Teile nicht gespielt hat, wird sich deshalb gut zurechtfinden.

Syberia 3

Mühsames Vorankommen

Mein Abenteuer beginnt in der oben erwähnten Klinik. Hier versuche ich zunächst, als geheilt entlassen zu werden, was erst einmal scheitert. War ja klar. Also muss ich auf andere Weise versuchen, hier rauszukommen. Ich sammle Gegenstände, löse kleine Rätsel und komme Schritt für Schritt weiter. Allerdings dauert das alles ziemlich lange. Ich laufe hin und her, spreche mit Leuten, suche wieder etwas, spreche erneut mit den gleichen Leuten … schnelles Vorankommen sieht anders aus. Zum Glück sind die Rätsel einigermaßen logisch aufgebaut, denn es hilft schon sehr, wenn man weiß, nach was man eigentlich sucht. Das ist ja nicht in allen Puzzlern gegeben.

Trotzdem fühlt sich alles mühsam an. Die Steuerung ist schwammig, ich bleibe oft an Ecken und Kanten hängen und der ständige Wechsel der Blickrichtung, wenn ich einen Bereich verlasse und einen anderen betrete, nervt mit der Zeit. Manchmal lässt sich Kate auch nur sehr ungern in einen neuen Bereich steuern, wenn es z.B. über Treppen geht. Da ist Fingerfertigkeit gefragt, damit ich nicht ständig wieder ungewollt am Ausgangspunkt ankomme. Das trübt den Spielgenuss etwas, denn trotz der hakeligen Steuerung gibt es viel zu bestaunen und zu entdecken.

Teilweise habe ich auch lange Ladezeiten, Schwarzblenden zwischen den Sequenzen und heftige Ruckler, was mir mehr als einmal ein Stirnrunzeln und Seufzen entlockt. Die Spielwelt ist doch überschaubar aufgebaut, also wieso muss das sein? Hier scheint mir das Konzept nicht ganz durchdacht zu sein.

Syberia 3

Auch die Steuerung beim Lösen der Rätsel ist sehr gewöhnungsbedürftig. Mühselig versuche ich Schalter umzulegen, Gegenstände hin- und herzuschieben, Knöpfe zu drücken und vieles mehr. Hatte ich während der gamescom schon den Eindruck, die Steuerung wäre etwas widerspenstig, dann fand ich das hier leider bestätigt. Ob mit Controller oder Maus, das Ergebnis bleibt das gleiche. Alles ist ziemlich fummelig und ich weiß nie, ob ich etwas vergessen habe oder einfach die Steuerung gerade mal nicht mehr will.

Aber auch bei der Sprachausgabe läuft nicht alles perfekt. Häufige Aussetzer machen die Dialoge oft unverständlich und hinterlassen den Eindruck, dass hier alles schnell und lieblos zusammengebastelt wurde.

Obwohl das Spiel eine Entwicklungszeit von mehreren Jahren hinter sich hat, merkt man davon leider nichts. Bleibt zu hoffen, dass ein Patch die gröbsten Unschönheiten in Kürze behebt.

Interessante Story und liebenswürdige Mitstreiter

Aber ich will ja nicht nur meckern. Die liebenswürdigen Gestalten, die die Spielwelt bevölkern, haben ihren ganz eigenen Charme. Leider sind die kleinen Automaten und mechanischen Spielereien der ersten beiden Teile etwas in den Hintergrund gerückt. Dafür kann ich die schön gestaltete Spielwelt bewundern, die nun wesentlich realistischer aussieht, als das noch bei den Vorgängern der Fall war. Für ein aktuelles Spiel kann die Grafik allerdings nicht wirklich überzeugen, trotzdem gibt es immer wieder wunderbare Einzelheiten zu bewundern.

Syberia 3

Um ein Spielgebiet zu überschauen, gibt es sogar an machen Stellen “Kameras”, die einen Rundumblick, bzw. einen kleinen Rundflug erlauben. Dadurch sind schöne Ausblicke möglich und es ergeben sich teils wunderbare Blickwinkel auf die detailreiche Spielumgebung.

Auch die Story von »Syberia 3« weiß in vielen Bereichen zu überzeugen. Neben der sich selbst gestellten Aufgabe, den Youkol auf ihrer Reise zu helfen, holen Kate die Schatten der Vergangenheit wieder ein. Ihr wird Unterschlagung vorgeworfen und ein unliebsamer Detektiv heftet sich an ihre Fersen. Jetzt heißt es auch noch, diesen Vorwurf mit allen Mitteln zu entkräften. Spannende Momente sind hier vorprogrammiert.

Syberia 3

Mein Fazit

»Syberia 3« wirkt für ein aktuelles Spiel nicht modern genug. Mag das eingefleischten Syberia-Fans egal sein, irritiert das sicher Neulinge, die diese Serie das erste mal ausprobieren wollen. Die Point-and-Click-Mechanik ist zwar verschwunden und es ist jetzt ein freieres Bewegen und Erkunden möglich, doch die vielen kleinen Dinge, die unsauber laufen, sind ärgerlich und nervig.

Das ist schade, denn die Rätsel sind ansprechend und meist gut gemacht, die Story ist durchaus ansprechend und die Umgebung überzeugt größtenteils, aber der Spielfluss wird durch die Unzulänglichkeiten doch erheblich negativ beeinflusst.

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Auf ZwO Expertin für Stealth und Sneaky Games (ab und zu darf aber auch mal ein reinrassiger Shooter oder ein Horror-Spielchen dazwischen sein).

1 Comment

  1. Ging mir bei dem Spiel ganz ähnlich. Story? Fand ich toll. Charaktere? Fand ich auch toll. Aber die Technik, puh. Da muss man schon ein bisschen was abkönnen, um da am Ball zu bleiben. Mal sehen, wie es nach einigen weiteren Updates aussieht. Die Richtung stimmt ja bisher – aber da sind noch einige Baustellen. Hoffentlich bekommen sie die auch noch geräumt. Wäre schade.

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