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Review: Monsters (Probably) Stole My Princess

Das Leben eines Xbox 360 Indie-Games ist bestimmt nicht leicht. Bei der gewaltigen Auswahl von kleinen Spielen die dort verfügbar ist, kann sich niemand ausreichend informieren, geschweige denn alles ausprobieren. Was der Konsument auf den schnellen Durchblick als Kaufgrund entgegen geworfen bekommt, sind nur Titel des Spiels und ein digitaler Packshot. Ziel sollte es also sein, sowohl den Namen als auch das passende Bild so interessant wie möglich zu gestalten, um den Käufer von sich zu überzeugen.

Beide dieser Kriterien meistert das putzige Monsters (Probably) Stole My Princess, welches jetzt für nur 240 Punkte auf dem Marktplatz verfügbar ist, mit Bravour. Nicht nur der Name ist legendär einprägsam, auch der sehr an einen Zeichentrickfilm erinnernde Artstil hat etwas unverwechselbares. Auch die Screenshots mit einem niedlichen Vampir und ekelig großen Monstern begeistert auf den ersten Blick. Mit solchen Argumenten hat das Monster-Spiel schnell seinen Weg auf die Festplatte gefunden. Kann es aber halten was bunte Bilder versprechen?

Die Aufgabe des Spiels besteht darin, dem knuddeligen Vampir Duke zu helfen, seine Prinzessin aus den Händen von ein paar fiesen Monstern zu befreien. Insgesamt fünf von den unfreundlichen Zeitgenossen erwarten ihn dabei auf dem Weg zurück zur Geliebten. In kleinen animierten Sequenzen wird dazu die Story, zwar ohne Sprachausgabe, dafür mit vollster Chiptunes-Unterstützung präsentiert. Dabei wird einem bestimmt nicht nur die 8-Bit Orgel-Ausgabe von Freude schöner Götterfunke bekannt vorkommen. Immer wieder besticht das Spiel sowohl durch seine ironischen Animationen, als auch durch eine eher übertrieben hippe Wortwahl. Allein Monster mit Namen wie Evil King Skull-For-A-Butt oder Squishface Octo-Thing sorgen dafür, dass der Charme des Spiels einem nur so in Gesicht springt.

Geht es um das Spielprinzip, erinnert Monsters (Probably) Stole My Princess an eine Mischung aus Doodle Jump und Castle Crashers. Der Duke befindet sich in einem Turm, welcher durch verschiedene Plattformen erklommen werden soll. Ziel ist es, im Turm schnellstmöglich nach oben zu springen und dabei das Monster, welches (wahrscheinlich) die Prinzessin entführt hat auf dem Weg zu stoppen. Dies passiert, wie könnte es anders sein, in dem ihr das Vieh einholt und mit einem gezielten Sprung auf dessen Kopf landet. In klassischer Manier muss dies drei mal geschehen, bevor ihr das Monster besiegt habt.

Da das Spiel für ‘nen Appel und ‘n Ei auf der Xbox, als auch im Playstation Network, zum Download bereit steht, könnt ihr euch mein Resümee wahrscheinlich ableiten. Wer bei so viel niedlichem Spielspaß zu so geringem Preis ablehnt, kann meinetwegen los rennen und sich im nächsten GameStop Lost Planet 2 für 70 Tacken holen. Danach kann man dann weinend in die Ecke gehen und ausrechnen, wie oft man für das Geld Monsters (Probably) Stole my Princess hätte kaufen können. Es passiert nicht oft, dass ich voller Euphorie erkläre, dass es sich diesmal um das beste und geilste Spiel handelt, das ich seit langem gespielt habe. Aber hier mache ich die Ausnahme gern.

Bleibt abschließend nur zu hoffen, dass Indie-Entwickler Mediatonic, welche unter anderem auch hinter dem ähnlich skurrilen iPhone-Game Must. Eat. Birds! oder dem Flash-basierten Mulitplayer-Shooter Peu-Peu! stecken, weiterhin solch bezaubernde Spiele entwickeln. Zumindest könnten sich einige andere Indie-Games hier eine gute Scheibe an Präsentation und Exekution abschneiden. Hätten mehr Spiele in diesem Preissegment solch einen Qualitätsstandard, sollten einige Blockbusterproduktionen sich demnächst gar nicht erst in den Laden trauen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=WYlHUH4Orlk

Hier geht’s zur offiziellen Webseite des Spiels.

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