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Review: LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4

Nachdem ich letztens so viel Spaß mit Fluch der Karibik in LEGO hatte, dachte ich mir, könnte ich LEGO Harry Potter ebenso eine Chance geben. Schließlich liebe ich das Harry Potter-Universum mindestens genau so wie die karibischen Piraten, wenn nicht eher mehr.

Harry Potter begleitet mich schon ein bisschen länger und gehört auch zu den ersten Büchern, die ich freiwillig (i.e. außerhalb des Englischunterrichts) auf Englisch gelesen habe. Lesefaul war ich nie, so ist das nicht, ich habe mich nur davor nicht getraut, auf Englisch zu lesen – und hatte auch kein Interesse daran. Und dann kam Frau Rowling um die Ecke und hat so eine kitschig schöne Welt erschaffen, die man zu lieben sich als Erwachsener kaum traut. Aber wenn ich so auf tumblr surfe, sehe ich, dass ich weit davon entfernt bin, der Einzige zu sein.

Also nahm ich mir LEGO Harry Potter und tauchte ein in die Welt der Zauberer, Todesser, fliegenden Autos und Trolle (besonders mit letzteren kenne ich mich ja aus). LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 behandelt genau die ersten vier Jahre/vier Bücher/vier Filme, nimmt sich dabei aber natürlich einige Freiheiten raus – meiner Meinung nach mehr, als das bei anderen LEGO-Spielen oder speziell bei LEGO Pirates ist. Ohne die Filme oder die Bücher zu kennen, versteht man leider – wie bei LEGO-Spielen nicht unüblich – Null von der Geschichte. Die kurzen Zwischensequenzen mit den stummen LEGO-Figuren sind zwar witzig, erklären Unwissenden aber leider gar nichts!

Jedes der vier Jahre besteht aus 5 (bzw. im letzten Jahr 4) Abschnitten, die einen Teil der Geschichte abhandeln. Finden und Töten des Trolles, Harry beim Quidditch vor dem vermeintlichen Angriff durch Dobby retten, Sirius aus der Gefangenschaft befreien usw. Da LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 als Zweispieler-Game ausgelegt ist, spielt man jeden Abschnitt mit zwei Figuren, zwischen denen man switchen kann, wenn man alleine spielt. Ein zweiter Spieler kann jederzeit beitreten (Splitscreen-Mode) oder das Spiel auch mittendrin wieder verlassen. Was mir hier wie auch bei LEGO Pirates negativ auffällt ist, dass sich manche Stellen unmöglich alleine spielen lassen. Die KI des zweiten Spielers ist so gut wie nicht vorhanden, mehr als hinterherlaufen kann die LEGO-Figur nicht, manchmal noch nicht mal das. Figuren bleiben irgendwo hängen und kommen nicht alleine hinterher. Dann muss man mühselig wechseln und mit den Figuren das Hindernis einzeln überwinden. Auch bei Rätseln, die zu zweit gelöst werden müssen, macht die zweite Person nicht immer, was sie soll. Spielt man alleine, kommt man sich manchmal blöd vor, wenn man einen zweiten Controller nehmen muss. Kommt nicht oft vor, ab und zu aber schon.

Wenn man zu zweit spielt, tritt wieder der eigensinnige Splitscreen der LEGO-Spiele in Kraft. Der Screen wird nicht entweder horizontal oder vertikal getrennt, sondern bewegt sich dynamisch zwischen den beiden Modi, je nach relativer Position der beiden Figuren. Manche finden das total genial, andere finden es total blöd. Ich gehöre zu letzterer Gruppe, allerdings mag ich Splitscreens – trotz meines Hintergrundes als altes Nintendo-Kind – generell nicht, vielleicht liegt es daran. Man merkt den LEGO-Spielen, wie auch LEGO Harry Potter auf jeden Fall an, dass sie eigentlich als Zweispieler-Game ausgelegt sind. Bei Kämpfen stehen die anderen Spieler sonst nur reglos in der Ecke, die Gegner werden aber nicht weniger oder sind leichter zu besiegen, wenn man alleine spielt. Kämpfe sind auch gar nicht so selten und die Boss-Kämpfe haben es in sich, allerdings verliert man ja nur “Geld”, wenn man stirbt und hat quasi unendlich viele Versuche. Zu zweit ist das vermutlich auch um einiges leichter, denn wenn der Partner im Kampf gegen Voldemort nicht nur nichts tut, sondern auch noch ständig im Weg steht, kann das schon frustrieren.

Was Traveller’s Tales im folgenden LEGO Pirates auch besser gemacht hat, ist die Orientierung zwischen den Leveln. Bei den Piraten ist der zentrale Hub relativ linear und von dort wählt man die einzelnen Level aus. Bei Harry Potter besteht der Hub aus der Winkelgasse, den Geschäften dort, dem “Leaky Cauldron” und Gringotts, von wo aus man die Bonuslevel und den LEGO-Builder auswählt, mit dem man eigene Level bauen kann. Im normalen Spielgeschehen muss man sich in Hogwarts zurecht finden – und Hogwarts ist riesig. Auch ganz zum Schluss habe ich mich noch verlaufen, wenn ich bestimmte Räume oder Orte gesucht habe, um noch irgendwelche Boni einzusammeln und habe Orte entdeckt, die mir das ganze Spiel über nicht begegnet sind. Abhilfe schafft da Nearly Headless Nick, der einem den Weg zum nächsten Klassenraum, in dem man einen Zauberspruch lernen muss, oder zur nächsten Aufgabe weist. Ohne den wäre ich total verloren gewesen, im freien Spiel fehlt diese Hilfe schmerzlich.

Charaktere gibt es wieder einen ganzen Haufen, über 90 unterschiedliche, die es zu finden und freizuschalten gilt. Gefundene Charaktere müssen anschließend im Shop erworben werden, nur so kann man sich durch den Zaubertrank in sie verwandeln. Das ist sehr mühsam, die Character Token sind gut versteckt und so verteilt, dass man hier sehr lange beschäftigt ist. Das ging meiner Meinung nach bei den LEGO-Piraten auch schneller und leichter. Aber man muss sowieso alle Level erneut spielen, wenn man alles finden möchte, was nur im freien Modus geht, in dem man aussuchen kann, mit welchem Charakter man ein Level betreten möchte. So gibt es einige seltene Charaktere, die dunkle Magie beherrschen und erst relativ spät freischaltbar sind. Und zu Beginn sind auch noch nicht alle Zaubersprüche verfügbar, so dass Harry & Co beim ersten Durchspielen bestimmte Areale versperrt bleiben.

Insgesamt macht LEGO Harry Potter – Die Jahre 1-4 viel Spaß, wenn auch nicht so viel wie LEGO Pirates. Vor allem sind hier einige Fehler und merkwürdige Spielmechaniken verbaut, die im ein Jahr jüngeren Pirates bereits ausgemerzt wurden. Beim bald erscheinenden LEGO Harry Potter – Die Jahre 5-7 erwarte ich dann ein perfektes Spiel, das sich alleine spielen lässt und bei dem nicht ständig irgendwelche LEGO-Steine, die man per Magie aufeinander stapeln soll, ineinander hängen bleiben oder sich gar so verhaken, dass man das Level neu starten muss. Die meisten der von mir genannten Mängel fielen mir natürlich stärker auf, da ich quasi erst den Nachfolger gespielt habe. Man sollte das aber vielmehr positiv sehen, denn es scheint, dass die Qualität der LEGO-Serie kontinuierlich verbessert wird – was auch für das im Herbst kommende LEGO Harry Potter – Die Jahre 5-7 spricht.

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