Fortsetzungen sind groß im Kommen und besonders Trilogien sind beliebt, das gilt für Filme genau so wie bei Videospielen. Geplant sind diese sicher nicht immer von Anfang an, aber wenn Teil 1 erfolgreich war, warum dann das Rad neu erfinden? Gleiche Technik, ähnliche Idee und Story, manchmal sogar die gleiche Grafik, bisschen umändern, fertig ist die Fortsetzung.
Bei Fable ist das nicht viel anders, denn das Werk aus der Feder des fantastischen Peter Molyneux, seines Zeichen Ehrendoktor und Offizier seiner Majestät, der Queen of England, musste ja ein Erfolg werden. (Ich habe es kurz gespielt und fand es nicht außerordentlich berauschend. Kann daran liegen, dass ich die Fortsetzung zuerst gespielt habe.)
Und so ließ die Fortsetzung nicht lange auf sich warten, in der dann tatsächlich auch ein paar der Sachen umgesetzt wurden, die Molyneux schon für Teil 1 versprochen hatte. Eigentlich ist es keine Fortsetzung im klassischen Sinn (wie bei Mass Effect), und auch nicht im unklassischen (wie bei Assassin’s Creed über Desmond als Bindeglied, als – jetzt kommt’s – Link to the Past quasi. Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen.), denn Fable II spielt zwar wieder in Albion wie Teil 1 auch, allerdings 500 Jahre später und eine direkte Verbindung gibt es nicht.
Wie bei den meisten Spielen Molyneuxs verändern die Entscheidungen die ein Spieler trifft seinen Charakter und die Welt um ihn herum und man hat fast unbegrenzte Möglichkeiten, mit seiner Umgebung zu interagieren. So kann der Protagonist – unabhänig vom Geschlecht – Beziehungen mit fast allen Bewohnern Albions eingehen und, sofern biologisch möglich, auch Kinder zeugen (oder sich Geschlechtskrankheiten einfangen), wenn man die Verhütung vergisst. Entscheidungen des Spielers formen den Charakter der Spielfigur, der sich auch in deren Äußerem widerspiegelt. Good und Evil, sowie Purity und Corruption sind die Punkte, die über Hörner oder Heiligenschein bestimmen.
Doch zuerst ein paar Worte zur Handlung: Fable II ist ein Rollenspiel und ist im Zeitalter der Aufklärung angesiedelt. Die größtenteils menschliche Bevölkerung ist schon lange nicht mehr an Magie gewöhnt, weshalb sie das Ausüben derselben doch sehr leicht erschreckt.
Zu Beginn wählt man das Geschlecht seines Helden, eigene Gesichter kreieren kann man nicht, das halte ich eh für überflüssigen Firlefanz und sorgt nur dafür, dass die Figuren hässlich aussehen.
Noch im Kindesalter steuert man dann seinen Helden oder seine Heldin namens Sparrow zusammen mit der älteren Schwester durch Bowerstone. Die beiden Straßenkinder träumen davon, irgendwann einmal das Schloß Luciens betreten zu dürfen, und dank eines magischen Objektes geht dies auch schnell in Erfüllung. Leider hat Lucien andere Pläne und erschießt die beiden. Sparrow fällt aus dem Fenster, überlebt den Sturz aber, da er/sie ein Nachfahre der großen Helden Albions ist. Widerstandsfähigkeit, Kraft und magische Fähigkeiten gehören zum Heldenpaket dazu. Die Seherin Theresa nimmt Sparrow auf, erklärt ihm/ihr alles wichtige und hilft, die Kräfte des Helden offen zu legen. Sie selbst will Lucien vernichten, dazu braucht sie die drei letzten Helden, den Hero of Strength, den Hero of Will (Zauberkraft) und den Hero of Skill. Sparrow ist der vierte, der alle Fähigkeiten in sich vereint. Zusammen mit seinem/ihrem treuen Hund macht Sparrow sich nun auf, die Heroes zu rekrutieren, Albion zu erkunden und seine/ihre Kräfte auszubilden. Dabei versucht Sparrow nebenbei, ein normales Leben zu führen, heiratet unter Umständen, gründet eine Familie, muss Geld verdienen, kann Häuser kaufen und vieles mehr. Nach vielen Jahren (Sparrow altert im Spiel, je nach Entscheidungen auch unterschiedlich viel) ist Sparrow endlich stark genug und die anderen Helden vereint, um Lucien entgegentreten zu können.
Trotz der vielen Entscheidungsmöglichkeiten erlebt der Spieler in Fable II eine relativ geradlinige Handlung. Die komplett erkundbare Welt verändert sich minimal, und auch der Held verändert sein Aussehen, wird gut oder böse, altert und lässt äußerliche Zeichen des Magieverbrauchs erkennen. Je nach Taten reagieren natürlich auch die anderen Bewohner unterschiedlich auf einen, wer Menschen im Schattentempel opfert, hat natürlich nicht viele Freunde. Zum Glück muss man nur seine Laute hervorholen, ein bisschen tanzen oder seine Trophäen zeigen, dann legt sich der Missmut schnell wieder.
Ein besonderes Lob verdient Fable II für seine Achievements, die viel zum Spielspaß beitragen und dazu motivieren, neben der Hauptstory (von der manche sagen, sie sei zu kurz) weiter zu spielen. Oft haben mich die Sidequests so in ihren Bann gezogen, dass ich tagelang vergaß, die Story weiter zu spielen. Und die Achievements tragen da einen wichtigen Teil zu bei, vor allem die extrem lustigen, die man unbedingt gemacht haben sollte. So gibt es Punkte für die Erregung öffentlichen Ärgernisses, für Geschlechtsverkehr mit mehreren Personen gleichzeitig (Man sollte immer genügend Kondome dabei haben) oder dafür, den Safety Mode ab zu schalten und einen “sweet innocent fluffy bunny rabbit” zu töten. Oder das Achievement Nutcracker, bei dem man 25 Gegnern in die Leistengegend schießen muss. Und wer das Paramour-Achievement bei Mass Effect 2 so toll findet: bei Fable heißt das genau so, nur muss man da mindestens 25 Mal ran.
Einige wenige Achievements lassen sich nur im Mehrspielermodus holen, aber vorsicht, ladet ihr Freunde ins Spiel ein, sehen die eure Statistiken, und da steht neben Spielzeit und Headshots auch, wie oft ihr für Sex bezahlt habt und wie häufig ihr schon mit Geschlechtskrankheiten zu kämpfen hattet. Der Mehrspielermodus ist leider nicht besonders gut gelungen, es gibt keinen Splitscreen und die Kamera lässt sich nicht mehr frei bewegen, Sinn ergibt dies nur für die Achievements und vielleicht bei schwierigen Kämpfen, wie z.B.im Collosseum.
Fable II (Xbox 360)
Entwickler: Lionhead Studios
Publisher: Microsoft
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: ab 16 freigegeben
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Für Weihnachten 2010 ist das lang erwartete Fable III angekündigt, was nach Aussagen Molyneuxs auch Project Natal unterstützen wird, was ich mir bei einem Rollenspiel schlecht vorstellen kann. Fable III wird ca. 50 Jahre nach dem Vorgänger spielen und die in Teil II getroffenen Entscheidungen beeinflussen das Aussehen Albions, dessen Herrscher nun der Sprößling des Helden aus Teil 2 ist.
Wer Rollenspiele mag, für den führt an Fable kein Weg vorbei. Für mich ist Fable für die Xbox vergleichbar mit den Spielen der Zelda-Reihe für Nintendo-Konsolen und ein ausreichender Kaufgrund für die entsprechende Konsole. Zumindest Xbox-Besitzer sollten Fable II eine Chance geben. Zumal die Hauptstory ja angeblich in wenigen Stunden durchspielbar sein soll. Ich bin ca. drei Monate durch Albion gewandert, ein unschlagbares Preis/Spielzeit-Verhältnis, das nur wenige Spiele (Dragon Age vielleicht) vorweisen können. Alle verfügbaren Daumen gen Himmel.