Die Wirtschaftssimulation aus dem Hause Colossal Order sieht sich ganz in der Tradition von Klassikern wie Transport Tycoon oder Verkehrsgigant, durchaus große Vorbilder die mir damals sehr viel Spaß gemacht haben. Umso gespannter war ich auf CITIES IN MOTION, auch weil gute WiSims echte Mangelware geworden sind und der Publisher Paradox Interactive in meinen Augen für sehr gute Nischenproduktionen von Indie-Entwicklern steht.
In CITIES IN MOTION seid ihr für das Schicksal des Nahverkehrs in Berlin, Amsterdam, Helsinki und Wien verantwortlich. Um den Verkehr und die Umwelt zu entlasten stehen dem Spieler Busse, Straßen- und U-Bahnen, Wassertaxis und Helikopter zur Verfügung, die alle eine unterschiedliche Verfahrensweise und durchdachte Planung benötigen, da man sich sonst schneller im Schuldenturm wiederfindet, als man “Omnibus” sagen kann. Wer beispielsweise Busse auf zu großen Strecken einsetzt, droht in den Kosten für Treibstoff und der schlechten Presse durch unglückliche Kunden zu versinken. U-Bahnen sind zwar sehr rentabel, aber auch sehr teuer in der Anschaffung und im Betrieb, sodass sich gut überlegt werden muss, ob sich eine weitere Station überhaupt lohnt. Am Besten ist es auf eine Mischung von Bussen, Straßen- und U-Bahnen zu setzen, wobei Letzteres das Herzstück bildet und die anderen beiden als “Zulieferer” dienen. Schade ist lediglich, dass der Einsatz von Wassertaxis und Helikoptern wenig interessant ist, da beide kaum rentabel und mit den anderen Verkehrsmitteln nur schlecht kombinierbar sind.
Nun stellt sich die Frage, ob CITIES IN MOTION seinen großen Vorbildern das Wasser reichen kann: ja und nein. Das Spiel ist eine sehr schön gestaltete Simulation, die vor allem im Bereich Komplexität glänzen kann, aber es gibt doch recht viele Punkte, an denen sich der Spielspaß aufhängen kann, vor allem unter Betrachtung des Realismus’: Von einer Wirtschaftssimulation erwarte ich eine realistische Darstellung der entsprechenden Branche. Wenn allerdings an einer Bushaltestelle 200 Passagiere darauf warten in einen Bus mit 10 Plätzen einzusteigen, nachdem dieser vorher ungefähr einen Monat im Stau stand, dann merkt man doch, dass vieles nicht wirklich passt. Natürlich lassen sich solche Mengen an wartenden Passagieren und die enormen Staus mit einer durchdachten Planung vermeiden, aber diese greift in den meisten Fällen zu spät. Hier würde ich mir eine sehr viel greifbarere Umsetzung des Verkehrsabbaus wünschen, wie es beispielsweise bei der Stadtentwicklung geschieht, vor allem in Amsterdam können durch den Aufbau der Stadt kilometerlange Staus entstehen. Insgesamt hatte ich aber mit dem Spiel sehr viel Spaß und auch solche Wermutstropfen sind zu verschmerzen, wenn man nach langem Nachdenken und Herumprobieren endlich feststellt, dass die neue Straßenbahnlinie doch noch Profit abwirft.
CITIES IN MOTION (PC)
Entwickler: Colossal Order
Publisher: Paradox Interactive
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: ab 0 Jahren freigegeben
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CITIES IN MOTION wird sicherlich nicht das Genre wiederbeleben, sorgt aber für einigen frischen Wind. Wer gerne über die Frage grübeln möchte, wie er auch das letzte Dorf gewinnbringend in den Nahverkehr einbinden kann, der wird bei diesem Spiel mächtig Spaß haben. Etwas schade ist die fehlende Balance zwischen den einzelnen Verkehrsmitteln, da ein gut durchdachtes U-Bahn-Netz im Handumdrehen ein Vielfaches von Bussen und Straßenbahnen abwirft, und die stellenweise sehr nervige Blockade von Straßen durch Staus. Ich würde mir dennoch viele weitere WiSims im Stile von CITIES IN MOTION wünschen, denn nach etwas Einarbeitung macht es viel Spaß. Ich habe gelernt, dass ich nicht in der Haut von Stadtwerken und Co. stecken möchte: Dieser Job wäre mir eindeutig zu komplex!