Als 1620 die sogenannten Pilgerväter im heutigen Massachusetts landeten, sahen sie sich vielen Problemen ausgesetzt: Nicht nur starben während der Überfahrt zahlreiche der Siedler, welche dazu auserkoren waren ein neues Paradies für die Puritaner zu erfassen, sondern vor Ort wurde schnell klar, dass ohne geschicktes Management der Ressourcen der folgende Winter nicht zu überstehen war. Dass an dieser Stelle die lokalen Ureinwohner zur Hilfe kamen, rettete die Pilgerväter über den ersten Winter und so konnte sich die Kolonie schließlich berappeln und erfolgreich etablieren. So der Mythos, welcher unter anderem die Grundlage für Thanksgiving ist. Warum ich diese Geschichte erzähle? Ähnlich geht es nämlich den Siedlern aus »Banished«: Ohne gutes Management von Ressourcen und Arbeitskraft geht die neue Siedlung spätestens im ersten Winter den Bach runter. Der einzige Unterschied ist das Fehlen von hilfsbereiten Ureinwohnern.
Zuerst einmal ist »Banished« ein wirklich beeindruckendes Werk. Innerhalb von 3 Jahren hat Luke Hodorowicz im Alleingang ein Spiel erschaffen, dass nicht nur in Sachen Gameplay sehr poliert daherkommt, sondern auch eine sehr schöne Grafik bietet und mit atmosphärischem Sound unterlegt ist. Dass er alles komplett allein geschafft hat, ist in Zeiten von riesigen Entwicklungsteams ein echtes Wunder, denn in der Regel fühlt sich »Banished« wie ein hochwertiges und poliertes AAA-Spiel an. Alles ist sehr stimmig und auf Bugs bin ich während meiner Spielzeit von ca. 20 Stunden nicht gestoßen. Hut ab!
Nachdem man sich für eine Welt entschieden hat, welche mit einem bestimmten Map Seed, einer beliebigen Zahl die man bei der Generierung eingibt – so kann man coole Welten mithilfe dieser Zahl erneut spielen – und den Entscheidungen über Klima und Beschaffenheit des Geländes konfigurieren kann, gilt es, seinen 4 oder 5 Familien eine gute Basis zum Überleben bereitzustellen. In der Regel ist es zuerst wichtig die Ernährung sicherzustellen, bei der man zwischen Fischerei, Jagd, dem Sammeln von Beeren oder der Landwirtschaft entscheiden kann. Letztere ist zu Beginn aber nicht empfehlenswert, da Felder viele Arbeiter benötigen und außerdem zu Beginn zu wenig Erträge abliefern. Ist die Ernährung gesichert, gilt es Häuser zu bauen und Feuerholz zu liefern, damit die Siedler nicht gnadenlos erfrieren. Und sterben werden sie, wenn man zu Beginn nicht schnell und effektiv die Arbeitskraft aufteilt. Es macht keinen Sinn, seine ca. 10 Erwachsenen voll auf die Produktion von Nahrung verteilt, da dann Holz fehlt und die Hütten nicht mit Feuer warmgehalten werden. Hierbei ist auch zu beachten, dass die Bewohner der Siedlung allesamt Egoisten sind: Die ersten Familien mit Häusern werden sich alle Ressourcen die zur Verfügung stehen anraffen, sodass für die anderen Familien schnell die Luft ausgeht. Wenn es ums Überleben geht, ist sich jeder Siedler sein eigener bester Freund.
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»Banished« macht unglaublich viel richtig und ist, zumindest zu Beginn, eine unglaublich fordernde Simulation. Aufseiten der Technik habe ich schon lange kein so ausgewogenes Spielgefühl mehr gehabt, bei dem in Sachen Artstyle, Sound und Gameplay einfach alles perfekt aufeinander abgestimmt war. Aber »Banished« wird auch schnell eintönig, da spätestens nach 20 Jahren die Herausforderung fehlt und keine Nahziele mehr vorhanden sind. Natürlich kann man auf die Achievements hin spielen, aber auch diese unterstreichen in ihren Anforderungen sehr klar, dass das Endgame von »Banished« auf Arbeit ausgelegt ist. Arbeit, die so friemelig wird, dass sie einfach keinen Spaß mehr macht. Abgesehen von aller Kritik, die ich angebracht habe, handelt es sich aber bei »Banished« um ein wirklich faszinierendes Spiel, das vor allem durch seinen Anspruch zu Beginn und dem schön gemachten Gameplay überzeugen konnte. Ich hab die Investition meines Geldes nicht bereut. Ich wurde nur auf einem hohen Niveau enttäuscht.