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Retro Exotic: Neo Geo part 1

Wer sich ein wenig mit Retro-Gaming beschäftigt, wird die großen Konsolen vergangener Tage wie das NES, das Mega Drive oder den Game Boy ohne Frage kennen. Die etwas obskureren der alten Konsolen kennen aber nur wenige. Während einige davon wirklich nicht mehr als Rohrkrepierer waren, gibt es doch so einige zu Unrecht untergegangene Systeme, die mit wahren Spieleperlen aufwarten.

Mit dieser unregelmäßigen Serie wollen wir euch diese Konsolen etwas näher bringen und natürlich auch Tipps geben, wie ihr auch heute noch die alten tollen Games spielen könnt!

Das Neo Geo – SNKs Arcadesystem für zu Hause

Ende der 80er, als die Spielekonsolen ihren großen Siegeszug antraten, verloren Arcadehallen immer mehr an Bedeutung. Zwar konnten die Heimsysteme selten mit den Arcade-Automaten mithalten, waren aber auch kein Münzgrab und konnten gemütlich zu Hause auf dem Sofa gespielt werden. Spielhallenbesitzer waren also weniger bereit, sich für jedes neue Spiel einen ganzen teuren Automaten zuzulegen.

Hersteller SNK (Shin Nihon Kikaku, auf deutsch Neues-Japan-Projekt) hatte die Idee, beide Welten mit einem System zu vereinen. Das 1990 veröffentlichte Neo Geo MVS ermöglichte es durch Aufstecken von Modulen, wie man sie eben aus den Konsolen kennt, mit ein und dem selben Arcade-Automaten immer wieder neue Spiele in die Hallen zu holen.

Außerdem brachte SNK auch das Neo Geo AES als Heimkonsole heraus, um die selben Spiele auch zu Hause spielen zu können. Geplant war es erst, das System nur über Videotheken zu verleihen, in Japan wurde es aber auch schnell zum Verkaufsschlager. Auch in den USA und Europa wurde man aufgrund der tollen 2D-Leistung auf das Neo Geo aufmerksam.

Auf den ersten Blick erscheint das Neo Geo als etwas leistungsfähigere Variante von Sega’s Mega Drive. Seine besonderen Stärken waren vor allem der Umgang mit vielen und riesigen Sprites und für damalige Zeit großen Speichermengen. Leider war es aber auch sehr teuer; man bezahlte umgerechnet 550 € für die Konsole.

Die Spielemodule selbst schwankten preismäßig zwischen umgerechnet 150 und 300 €, was vor allem den hohen Speicherpreisen geschuldet war. Zusammen mit der Tatsache, dass hauptsächlich Arcadespiele wie Beat ’em ups und Shoot ’em ups auf dem System veröffentlicht wurden und damit die Vielfalt recht gering war, konnte sich das Neo Geo nie im Mainstream durchsetzen.

Mit Aufkommen der ersten CD-Konsolen brachte auch SNK mit dem Neo Geo CD seine eigene heraus. Die Leistung entsprach der des Ursystems, dafür waren die Spiele dank des günstigen Mediums CD billiger. Die Idee war zwar gut, dafür musste man mit extrem langen Ladezeiten leben. Durch das Erscheinen der leistungsfähigeren Playstation und dem Wechsel von 2D zu 3D, dem die Hardware des Neo Geo nicht gewachsen war, war dem System also auch kein großer Erfolg beschieden.

SNK versuchte es 1997 noch mit dem leistungsfähigeren Hyper Neo Geo 64 und 1998 mit dem Neo Geo Pocket, sich im Markt zu behaupten, hatte aber keine Chance gegen seine Mitbewerber und wurde schließlich 2002 von Playmore aufgekauft. Dennoch erschienen noch bis 2004 hier und da einzelne Spiele für das Ur-Neo-Geo, was die Konsole damit zur vielleicht langlebigsten aller Zeiten macht.

Weiterführende Tipps

Wie zu erwarten sind die oft ziemlich obskuren Titel in Deutschland nur schwer zu bekommen, selbst wenn man eine originale Konsole sein eigen nennt. Auch wenn es sich hier um eine rechtliche Grauzone handelt, möchte ich noch kurz auf die Möglichkeit der Emulatoren hinweisen. Hier ist es generell so, dass der Emulator, der eine Konsole emuliert selbst als Software legal ist, man sich die Images der Games aber an sich nur zulegen und spielen darf, wenn man im Besitz der Originale ist.

Die Images oder besser ROMs, wie diese im Emulation-Jargon genannt werden, bekommt man meist nur über graue Kanäle wie eMule oder Torrents, die Emulatoren dagegen sind problemlos erhältlich. Besonders empfehlenswert ist hier MAME, ein Emulator, der sich darauf spezialisiert hat, Arcade-Games zu emulieren und damit auch so ziemlich alle Neo-Geo-Games beherrscht. Eine Anleitung dafür würde eindeutig den Rahmen des Artikels sprengen. Bei Interesse können wir das zu einem späteren Zeitpunkt einmal nachholen.

Wem das alles zu heikel ist, sich aber dennoch gern mit den bombastischsten Games der 16bit-Ära beschäftigen möchte, sollte sich zum Einstieg einmal an Sammlungen wie die “SNK Arcade Classics Vol. 1” halten, in der 16 verschiedene Games vom Neo Geo für Wii, PS2 und PSP im Bündel erschienen sind.

Folgende Links geben noch tiefergehende Infos zur Konsole und den Spielen:

Zum Abschluss gibt es noch einen Ausschnitt aus einer alten GameOne-Sendung von MTV, die anlässlich des Erscheinens von “Neo Geo Battle Colliseum” für die PS2 ein interessantes Special gebracht hat, in dem man einen guten Eindruck von der Konsole bekommt!

httpv://www.youtube.com/watch?v=2QKRRfkQ3CQ

Hiermit endet der erste Teil dieser Reise durch die Zeit. Im demnächst folgenden zweiten wird es dann handfester, denn wir stellen euch einige der interessantesten Games für das Neo Geo vor und geben Tipps zu Umsetzungen für andere Konsolen, damit ihr auch heute noch in den Genuss dieser Spiele kommen könnt! Bleibt also dran!

to be continued…

Alexander Heidn ist mit 16bit-Grafik, Sonic The Hedgehog, Joystick-Hornhaut an den Fingern und quadratischen Videogame-Augen aufgewachsen. Ab und an erzählt er aus der Welt der Retro-Games, mit denen für ihn nie wirklich die modernsten Spiele mithalten können. Wenn er mal nicht für uns bloggt, findet man ihn auf seinem privaten Blog freeQnet, auf dem er über Musik, Filme und vieles andere schreibt.

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