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Point-and-Click-Adventures: A New Beginning

Es muss so Anfang oder Mitte der 90er Jahre gewesen sein als ich mein letztes Point-and-Click-Adventure gespielt habe. Irgendwann nach Erscheinen von »Day of the Tentacle« herum habe ich mich vom PC als Spieleplattform verabschiedet und mir meine erste Playstation ins Wohnzimmer gestellt. Heute kann ich mich gar nicht mehr so richtig an alle Games von damals™ erinnern; »Maniac Mansion«, »Zak McKracken«, »Monkey Island« und wie sie alle hießen. Ein paar liefen noch auf meinem Commodore C64, andere schon auf “richtiger” PC-Hardware. Aber alle Spiele hatten etwas gemeinsam: Sie waren bockschwer, extrem witzig und fesselten mich mit starken Charakteren und spannender Story nächtelang vor den Bildschirm. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich mir im vergangenen Jahr – nach jahrzehntelanger Abstinenz – wieder einen Gamer PC gekauft habe. Und was lag da näher, als mich wieder meinem alten Lieblingsgenre aus Kindertagen zu widmen?

Was sich für mich wie eine Renaissance anfühlt, ist natürlich gar keine. Point-and-Click-Adventures hat es seit Mitte der 90er auch weiterhin gegeben, nur eben nicht für mich. Gerade auf den ersten Konsolen von Sony und Microsoft habe ich mich fast ausschließlich den Shootern verschrieben (war für mich auf dem PC noch gar kein Thema). Und so klafft in meiner Spielesammlung ein riesiges Loch. Oder sagen wir lieber: klaffte. Denn mittlerweile habe ich mit dem Aufholen begonnen. Erster Punkt der Reise war Daedalics »A New Beginning«, denn welcher Titel könnte treffender sein?


Noch ein kleiner Exkurs bevor es mit »A New Beginning« losgeht. Ich habe mir nicht zum Ziel gesetzt, alle Point-and-Click-Adventures der letzten 20 Jahre nachzuholen, das wäre Unsinn. Mir würde es schon reichen, nur die richtig guten zu spielen. Aber was ist denn eigentlich “richtig gut” bei einem Adventure? Im Grund erlebte ich meine erste Enttäuschung schon Anfang des Jahres als ich »Broken Age« spielte. Angekündigt als klassisches Adventure war ich am Ende herbe enttäuscht. Es fehlten die knackigen Rätsel, die fesselnde Story und das passende Quäntchen Humor. Sollte das etwa die Zukunft der Point-and-Click-Adventures sein? Da gefallen mir die Interpretationen der amerikanischen Spieleschmiede Telltale Games schon etwas besser, z.B. »The Walking Dead«. Allerdings stört mich dort die Art der Veröffentlichung: Episoden. Muss das sein?! Immerhin haben sie mit dem Entscheidungs-/Konsequenzen-Modell ein neues, interessantes und spannendes Element hinzugefügt.

Zurück auf null. Ich wollte herausfinden, ob die klassischen Point-and-Click-Adventures der letzten Jahre etwas taugen. Und deswegen habe ich mir eine kleine Liste zusammengestellt und mit »A New Beginning« von Daedalic Entertainment aus Hamburg begonnen. Vorneweg: Mit »A New Beginning« hat es Daedalic geschafft, mich seit Jahren mal wieder für das Genre zu begeistern. Und eben nicht nur, das Spiel zu starten, sondern auch dran zu bleiben. Bis zum Ende.

Die Rätsel sind stellenweise ganz schön happig, da blieb mir oft genug nur noch trial-and-error. Am Ende bleibt aber doch alles einleuchtend und stimmig. Die Rätsel sind nicht zu verworren oder unlogisch. Leider konnte ich aber bei der Grafik nicht immer erkennen, welche Möglichkeiten zum Klicken ich überhaupt habe, und so half 2x nur der Blick in eine Komplettlösung und mein erstauntes Gesicht spiegelte sich im Monitor wider, als ich erkannte, dass ich ganze Räume übersehen hatte (die Hotspot-Funktion der Space-Taste habe ich natürlich erst sehr spät im Spiel entdeckt). Schön ist auch das Springen zwischen verschiedenen Charakteren, allerdings fand ich das in z.B. »Day of the Tentacle« (da gab’s auch noch richtige Sprünge in der Zeit dazu) eleganter gelöst.

Die Story ist schön erzählt, ein wenig erhobener Zeigefinger, aber tolle Charaktere in einzigartiger Atmosphäre. Selbst die Musik ist passend und untermalt die Story angenehm. Das Spiel ist in Kapitel aufgeteilt und – Achtung! – die Rätsel sind nicht (!) über dutzende Bildschirme verteilt. Beides macht »A New Beginning« sehr viel leichter zugänglich und lädt auch einmal zu einer kleinen Rätselrunde zwischendurch ein. Speichern ist jederzeit möglich und wer alle Steam-Errungenschaften einsammeln will, sollte davon auch reichlich Gebrauch machen (einige Achievements schließen sich gegenseitig aus).

Mich hat »A New Beginning« überzeugt und es war der Startschuss für ein paar weitere Point-and-Click-Adventures, über die ich auch hier in Zukunft berichten werde. Als nächstes Spiel steht »The Book Of Unwritten Tales« auf dem Programm. Ich freue mich schon.

Zum Abschluss muss ich natürlich noch festhalten, dass es schon einen Unterschied macht, ein Point-and-Click-Adventure in den 80ern oder heute zu spielen, denn damals™ hatte ich noch keine Komplettlösungen drei Mausklicks entfernt.

Ich war froh, wenn in der 64er oder ASM ein paar Tipps & Tricks zum Spiel abgedruckt wurden (ich sage nur: Secret Service) oder einer meiner Freunde das Problem schon gelöst hatte. Die kostenlose und zeitnahe Verfügbarkeit einer Komplettlösung nimmt dem Point-and-Click-Adventure ein wenig den Zauber und es gehört schon viel Selbstbeherrschung dazu, nicht dauernd nach der Lösung zu googeln. Es lohnt sich aber, es selbst zu versuchen. Es ist einfach ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn es »klick« macht!

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