Ich bin eigentlich schlecht darin, Jahresrückblicke zu schreiben. 365 Tage runterbrechen auf eine bis zwei Seiten, voller Stichpunkte und dann alles möglichst kurz und knapp, weil alles andere zu sehr ausufern würde und wenn es blöd läuft, stellt man fest, dass man längst nicht soviel im Jahr gemacht hat, wie man ursprünglich mal vorhatte. Im besten Fall also zu wenig Platz, für alles was man erzählen möchte und im schlimmsten Fall die Quintessenz der Prokrastination, quasi. Also prokrastiniere ich mal nicht weiter und deswegen: Mein Jahr 2014.
Meine Top 5 2014
Letztes Jahr war ein tolles Jahr für Spiele! Es gab sooo viele tolle Titel: »inFamous – Second Son«, »Shadow of Mordor«, »Age of Wonders 3«, »The Wolf Among Us« und und und. Bei meiner folgenden Auflistung geht es nicht um „besser“ oder „schlechter“, sondern das sind nur die fünf Spiele, die bei mir am ehesten einfach nur einen Nerv bei mir getroffen haben und glaubt mir: Die Auswahl ist mir (bis auf Platz 1) extrem schwer gefallen und alle hier aufgezählten Titel, oben wie unten, stehen in meinem Ranking sehr dicht an dicht.
1. Dragon Age Inquisition
»Dragon Age Inquisition« erst ein oder zwei Monate nach Release anzugucken, war einer meiner größten Fehler, seit ich mit Spielen arbeite, denn ich hätte fast eines der besten, wenn nicht DAS beste RPG 2014 einfach verpasst! Warum ich das Spiel und Bioware lange nicht mehr angeschaut habe, seht ihr übrigens unter „Entwickler des Jahres“. Ansonsten: Das Spiel ist gewaltig, wunderschön, toll geschrieben, facettenreich und komplex. Der Soundtrack läuft dieser Tage auf meinem Spotify rauf und runter. 50 Stunden gespielt und kein Ende in Sicht. Noch LANGE nicht! Bioware haben sich auf alles besinnt, was das Team so groß gemacht hat und ich kann ihnen einfach nicht lange böse sein. EA hatte die Eier, sie einfach mal machen zu lassen und rausgekommen ist eines der schönsten Rollenspiele in der Geschichte des Entwicklers. Kein Freemium, keine ingame Itemshops im Singleplayer für echtes Geld, kein Bullshit. Fuck yes! All of this, in my face, NOW!!!
2. Divinity – Original Sin
Mir fällt jetzt gerade erst einmal so richtig auf, dass 2014 ein super Jahr für Rollenspiele war. »Divinity – Original Sin« schlägt reinspielerisch fast in die selbe Kerbe wie »Wasteland 2«, traut sich aber ein bisschen mehr und fesselt durch Humor und das schönere Kampfsystem noch ein bisschen mehr. Es erinnert ein bisschen an »Planescape – Torment«, wenn es in Terry Pratchett’s Scheibenwelt spielen würde. Genau wie »Wasteland 2« ist auch das übrigens auf Kickstarter entstanden. Für alles weitere, gibt es hier den Test.
3.Wasteland 2
Brian Fargo, Ur-Vater der postapokalyptischen Rollenspiele, ist mit einem kleineren bis mittleren Atompilz in das Genre seiner Anfangstage zurückgekehrt und rausgekommen ist als eines der erfolgreichsten Kickstarterprojekte jemals »Wasteland 2« von inXile. Es ist old school und düster, es ist erbarmungslos und fordernd, aber es ist auch intelligent und trotz kleinerer Macken hier und da ein irre lohnendes Spielerlebnis, an dem ich unbedingt mal weiter zocken muss. Mir ist da was dazwischen gekommen… Siehe Top 1.
4. Borderlands – The Pre-Sequel
Während es in Ralfs Jahresrückblick nicht auftaucht (Geht da jemand seiner großen Spieleliebe fremd? *hust*), tut es das sehr wohl in meiner. Mit dem »Pre-Sequel« hatte ich bis jetzt den meisten Spaß aus der gesamten Reihe und das nicht zuletzt dank Claptraps Special Move, dem Malware Kit. Spieler übernehmen die Rolle von Handsome Jacks alter Abenteurertruppe auf dem Mond von Pandora, bevor sie alle richtig böse und zu Bossgegnern in »Borderlands 2« geworden sind. Das heißt, bis auf Claptrap. Claptrap ist einfach nur… Claptrap. Ralf hat es in seiner Review schon am besten ausgedrückt und daher zitiere ich einfach mal:
»Borderlands: The Pre-Sequel« ist genau so, wie ich mir Videospiele wünsche. Es ist bunt, laut, ordinär, verwirrend, anspruchsvoll schwer, leicht repetitiv, suchterzeugend, überraschend, abgefahren komisch, hervorragend erzählt, erstklassig lokalisiert und es macht jede Menge Spaß!
5. The Last of Us Remastered
Ich weiß, dass »The Last of Us« für PS3 schon 2013 erschienen ist, aber ich habe erst seit Sommer eine PS4 und »Remastered« ist ja auch erst 2014 in der aktuellen Version erschienen. Das macht es technisch gesehen okay, oder? Egal… Ich habe »The Last of Us Remastered« förmlich VERSCHLUNGEN! Ein absolut herausragender Titel. David Cage reitet doch immer so darauf herum, dass er unbeding Emotionen transportieren will. Dann sollte er unbedingt mal bei den Autoren dieses Spiels Privatunterricht nehmen. Großartige Charaktere, für ein Spiel teils mutige Themen (auch wenn die teilweise nicht immer in angemessener Tiefe ausgereizt werden), eine tolle Geschichte und ein wunderschöner Soundtrack runden ein hervorragend poliertes Gesamtpaket ab, das in mir eine irre Vorfreude auf den Nachfolger weckt. Außerdem ist Ellie mit eine der am besten umgesetzten weiblichen Figuren im modernen Videospiel.
Flop des Jahres
Ich muss zugeben, dass ich mich nicht unbedingt als Fan der »Metal Gear Solid«-Reihe sehe, obwohl ich sie sehr mag. Hideo Kojima hat Klassiker damit erschaffen (und erschafft sie noch), die in der Vergangenheit ganze Genres in ihrer Entwicklung vorangebracht haben und die Spiele haben ihre Hardcore Fans zurecht. Trotzdem war mein Flop des Jahres zweifelsohne »Metal Gear Solid – Ground Zeroes«. Es ist kein schlechtes Spiel. Eigentlich sogar ein recht gutes. Für die eine bis zwei Stunden (großzügig gerechnet), die man zum Vollpreis (!!!) damit beschäftigt war. Ich habe keine Ahnung, was genau das Konzept hinter dieser Preispolitik war, aber sorry, das hier war eine Frechheit. Ich mag Konami nach wie vor und ich habe große Hoffnungen für »Metal Gear Solid – The Phantom Pain«, aber »Ground Zeroes« war nichts als die Demo für das davor genannte Spiel und das für über 30,- Euro und mehr und das ist einfach nicht okay, selbst wenn das eigentliche Spielerlebnis noch so gut war.
Game-Charakter des Jahres
The Iron Bull – Dragon Age Inquisition
Der Riese mit der Doppelaxt ist Anführer der „Bull’s Chargers“, einer Söldnerkompanie in der alle ein Zuhause finden, die sonst niemand will und die willens und fähig sind, sich ihren Platz zu verdienen. Unter anderen Krem, ein transsexueller Schwertkämpfer und Bulls loyale rechte Hand, dessen Leben er auf Kosten seines linken Auges vor Kopfgeldjägern gerettet hat. Er ist zwar ein Anhänger der Philosophie des Qun – so eine Art Mao-Kommunismus, wo alles seinen Platz hat und sich das Individuum komplett der Gesellschaft unterordnet – aber paradoxerweise trotzdem ein Freigeist, der das Leben liebt und voller Aufopferung für seine Leute einsteht. Wer Iron Bull als Freund hat kann sich glücklich schätzen und wer ihn zum Feind hat, macht besser schnell sein Testament.
Entwickler des Jahres
Bioware
Die »Dragon Age«-Reihe war für mich tot. Bioware als Entwickler war für mich tot. Und das kommt von jemandem, der mal ein riesiger Fan von Bioware war, aber wie viele andere auch, war ich von »Dragon Age 2« im Nachhinein unheimlich enttäuscht. Nicht etwa von der Geschichte, denn die war geil, aber vom Rest des Spiels. Dann, dass es schon ein paar Jahre zu EA gehört… Ihr wisst worauf ich hinaus will. Ich sag nur »Dungeon Keeper Mobile«. Die Liste geht noch weiter. Mein Lieblingsentwickler war für mich nach ein paar meiner absoluten Lieblingsspiele (»Dragon Age Origins« und der »Mass Effect«-Reihe) so tot, dass ich die komplette Entwicklung von »Dragon Age Inquisition« nicht einmal mit einem müden Auge verfolgt habe, weil es mir in der Seele weh getan hätte, zu sehen, wie Dragon Age als Lizenz in irgendwelchem „Freemium“-Bullshit verwurstet worden wäre. Holy fuck, lag ich falsch…! Ich weiß nicht, ob Bioware „zurück ist“ oder nie weg war. Alles was ich weiß ist, dass ich hoffe – von ganzem Herzen hoffe! – dass sie einfach so weitermachen, wie jetzt. Und, dass EA ihnen nicht dazwischen fummelt und sich jetzt immer aus der Entwicklung raushält.
Gaming Website des Jahres
Irgendwie keine besondere, diesmal.
Ups and Downs
– Dieses Jahr mit einer Krankheit verbracht zu haben, die mich fast alles gekostet hätte und von der man nicht glaubt, dass es einen mal erwischt.
+ Diese Krankheit zur Hölle geschickt zu haben, wo sie hingehört. Und währenddessen nicht Heisenberg geworden zu sein.
– Krankenhäuser. Oft.
+ Freunde und wundervolle Menschen, die WIRKLICH für einen da sind wenn die Hütte brennt. Menschen, bei denen ich das teilweise in dem Ausmaß nicht gedacht hätte.
+ Am Leben und neugewonnene, große Lust auf eben dieses, das ich mit wundervollen Menschen und den Dingen verbringen darf, die ich liebe. Nicht zuletzt mit mehr schreiben über und arbeiten mit tollen Spielen und Entwicklern. Hm? ENDLICH mal die Uni abschließen und danach hoffentlich meine Liebe zum Beruf machen? Ja, das auch.
Album des Jahres
Keins. Ich hab zwar ne Menge Musik gehört, aber ein richtiges Album bzw. Interpreten (und dann auch noch aus diesem Jahr) will mir gerade nicht einfallen. Ich hab Metallicas »Garage Inc.« für mich wieder entdeckt, zählt das?
Film des Jahres
Guardians of the Galaxy
Für die Marvelfilme gilt dasselbe wie für Bioware: Ich hoffe wirklich, sie machen einfach so weiter, wie es jetzt ist.
Unterm Weihnachtsbaum lag
… nichts. Weil ich das so wollte. Wirklich wichtig ist, mit WEM man Weihnachten feiert und ich wollte, dass nichts davon ablenkt.
Freut sich 2015 auf
Sovieles. Mehr zu sagen, würde den Rahmen dieses eh schon sehr langen Rückblicks sprengen. Nur soviel: Ich freue mich auf ein neues, spannendes Kapitel und bin zum ersten Mal seit langem WIRKLICH hungrig auf mehr. Nix vornehmen, einfach machen. Mal sehen, wie es weitergeht! In diesem Sinne: Frohes, neues 2015!!
Verrückt:
1: Megadoof.Ein RPG in dem ich als Meister starte. Hör doch auch^^
2: Supergeil, neben Train Fever das geilste Spiel seit langer Zeit!
Wasteland 2…jetzt wo du es sagst… muss ich auch noch ran.
Frohes Neues euch^^
Zu 1: Ach geht so… Ich find’s ganz angenehm, dass man auch mal als “Veteran” mit ner richtigen Geschichte anfängt. Wenn man so komplett unbescholtener Newbie (am besten noch irgendwas mit Gedächtnisverlust) gewesen wäre, wär’s irgendwie noch doofer gewesen.^^ Also ich mag es. :D
Zu 2: Jo, das Spiel ist schon ziemlich mega. Train Fever hab ich nie gespielt.
Dir auch ein frohes Neues! :)