Wer sich bei den polnischen Entwicklern von CD Projekt einen Termin ergattern konnte, durfte sich glücklich schätzen: Eine solch ambitionierte und lustige Präsentation habe ich während der ganzen 3 Tage auf der Messe nicht mehr bekommen. Das Spiel, an dem die Jungs arbeiten? THE WITCHER 2 – ASSASSINS OF KINGS.
Der Vorgänger, The Witcher, war einer der Überraschungstitel der letzten Jahre. Anfangs zwar unausgereift, ermöglichte der gute Support, spätestens zur Enhanced Edition, ein sehr rundes und erwachsenes Spielerlebnis in einem Genre, in dem es Konkurrenten wie Sand am Meer gibt. Der Erfolg gab den Polen Recht, denn immerhin konnte sich das Spiel 1,5 Millionen mal verkaufen, was durchaus beachtlich ist. Nun steht der Nachfolger ins Haus und was uns die Entwickler versprachen, ist größer, schöner und sowieso besser.
Im ersten Teil konnte Geralt von Rivia, seines Zeichens ein sogenannter Hexer, das Attentat durch einen anderen Hexer auf den König von Temeria vereiteln. Daraufhin begibt er sich jetzt auf die Spuren einer Gruppe von Assassinen, welche für die Ermordung zahlreicher Könige verantwortlich sein sollen, um ihre Verbindung zu den anderen Hexern und die Motive herauszufinden. So gelangt er in den Konflikt zwischen 3 Großmächten und versucht sein eigenes Leben zu verteidigen.
Das Spiel wird komplex, sehr komplex sogar: Während der Präsentation zeigten uns die Entwickler, wie das Storyboard aussieht, was dem Journalisten neben mir ein leises “Wow” entlocken konnte. Kurz ein paar Eckdaten dazu: The Witcher 2 hat drei Einstiegsmöglichkeiten, 40 große Quests und 16 (!) verschiedene Wege das Spiel zu beenden. Bis auf die verschiedenen Enden klingt das jetzt nicht sehr berauschend, doch lautet das Zauberwort “non-linear“: CD Projekt zeigte uns anhand einer Beispiel-Mission, wie unterschiedlich eine einzelne Mission aufgebaut sein kann. Die Ausgangssituation war ein eingesperrter Geralt, welcher am nächsten Morgen hingerichtet werden soll, dass dies aber in einem Ausbruch endet, dürfte nicht weiter überraschen. Nach einer kleinen Einleitung wurden uns zwei Wege des Ausbruchs gezeigt: ein Brachialer und ein Schleicherischer, welche beide sehr gut zu funktionieren schienen. Während des weiteren Verlaufs wurden uns auch die Konsequenzen vorheriger Entscheidungen gefällt. So konnte bei dem schleicherischen Weg der ebenfalls eingekerkerte Burgherr einen Geheimweg freimachen, welcher einen kampflosen Ausgang der Quest ermöglichte. Bei dem brachialen Durchgang wurde dieser Burgherr hingegen vor der Mission von Geralt getötet, sodass dieser Geheimweg nicht zu Verfügung stand. Dafür brachte der spätere Verlauf eine andere Situation, in welcher ein einfacherer Weg möglich war. Das Spiel reagiert dabei nicht mit Kategorien wie böse oder gut, sondern lässt dem Spieler eine eigene Interpretation, dessen was richtig ist. Das klingt jetzt zwar nicht weltbewegend, aber das gezeigte Material war sehr gut ausgearbeitet und zeigte die enorme Detailverliebtheit der Entwickler.
Nach der entsprechenden Mission wurde den Anwesenden ein weiterer Ausschnitt aus dem Spiel gezeigt, in welcher sich Geralt in einer riesigen Schlacht zwischen zwei Geisterarmeen befand. Das Geschehen betraf den Protagonisten nicht wirklich, nur die vereinzelten Dämonen, die sich hinter den Geistern versteckten. Das Ganze endete in einem großen Boss-Kampf mit dem Befehlshaber der Dämonen-Armee und zeigte sehr gut, wie gut die wunderschöne TSOOD-Engine mit der Darstellung von großen Gegnermassen klarkommt. Insgesamt drei dieser großen Schlachtfelder werden den Spieler erwarten.
Eben bereits erwähnt will ich auch noch ein paar Worte zu der neuen TSOOD-Engine verlieren: Die hauseigene Engine ermöglicht sehr schöne Charakterdarstellungen und auch die Umgebung wird sehr detailreich dargestellt. Nach der Kerker-Quest wurde uns ein kleiner Überblick über die Stadt gezeigt, in der sich Geralt zu diesem Zeitpunkt befand und ich musste sagen, dass ich mehr als positiv überrascht war: Eine solche Weitsicht habe ich bis dato noch nicht gesehen. In dem gezeigten Material waren die Emotionsdarstellungen noch nicht integriert und auch die Darstellung der Lippensynchronisation war fehlerhaft, was laut CD Projekt aber derzeit fertiggestellt wird. Dadurch wirkten Gespräche noch nicht ernst zu nehmen.
Natürlich sind derartige Präsentationen immer mit Vorsicht zu genießen, aber das Gezeigte war mehr als überzeugend. Mir ist jetzt auch bewusst, dass die Polen ihr Projekt mit ganzem Herzen betreuen und ich glaube, dass uns mit THE WITCHER 2 ein sehr großer Titel für das nächste Jahr ins Haus steht. Das Gezeigte stellt mein persönliches Highlight der gamescom 2010 dar. Lustige Randnotiz: Dem (sehr umfangreichen) Pressekit für das Spiel lag ein Notizblock mit vorgefertigten Notizen bei in dessen Schlusswort erwähnt wird, dass Geralt in The Witcher 4 sterben wird – Wir dürfen gespannt sein, was im übernächsten Spiel passieren wird!
Wird auch eins meiner nächsten Must-Have-Spiele. Der erste Teil von The Witcher war schon grandios, auch wenn er am Anfang etwas krankte. Aber bei The Witcher 2 haben die Entwickler denke ich schon jetzt deutlich dazu gelernt, sodass das Spiel einfach nur noch besser werden kann.