The Bridge ist ein Indie-Puzzlegame, bei dem man seine Spielfigur Raum für Raum zum Ausgang manövrieren muss und neben ihr auch die Welt (und damit die Gravitation) selbst rotieren kann, ähnlich wie ihr es vielleicht vom Side-Scroller »And Yet It Moves« kennt. Nach und nach werden die Rätsel dann mit neuen Elementen wie umkehrter Gravitation oder kugeligen Gegnern hochgejazzt und dementsprechend kniffliger. Noch bevor losgetüftelt wird, sticht das sehr coole Schwarz-Weiß-Artdesign ins Auge, sowie die Escher-artige unmögliche Geometrie, die rund um die Räume angeordnet ist. Dabei handelt es sich aber hauptsächlich um reine Dekoration, das Spiel ist also kein 2D-Antichamber.
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Stattdessen orientiert es sich in fast schon ärgerlicher Penetranz an »Braid«. Ernsthaft: Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersicht von nebeneinander gereihten Türen, um dann ein neues Designelement einzuführen, um das sich alle Rätsel in dem Kapitel drehen. Man kann die Zeit zurückspulen(!!), es gibt Puzzlestücke zu finden, zwischendurch gibt es weinerliche Emo-Texte zu lesen – es ist wirklich ALLES von Braid geklaut. Muss das echt sein? Klar, man kann sich schlechtere Vorbilder suchen, aber geht es auch eine Nummer weniger dreist? Zumal das penible Polishing von Braid dann unter’m Strich auch fehlt, denn viel zu häufig fummelt man sich die Lösung irgendwie zurecht. Häufig stand ich am Ausgang und hatte keine Ahnung, warum das jetzt geklappt hat, nachdem ich vorher etwa 20x vergeblich genau dasselbe probiert hatte, während man bei Braid ständig diese erhellenden Aha-Momente hat, die das Spiel so großartig machen.
Der Vergleich ist jetzt vielleicht auch ein bisschen gemein, aber hey – ich habe nicht damit angefangen. Wenn man über die ab und zu etwas frustrierende Fummeligkeit hinweg sehen kann, macht The Bridge großen Spaß und führt interessante Elemente in das Gravitations-Gedrehe ein. Und es sieht einfach Bombe aus. Wer dringend Puzzle-Nachschub braucht, kann ab heute einen Blick bei Steam auf das Zwei-Mann-Projekt riskieren.