FAR: Lone Sails 0

Alleine unterwegs in der postapokalyptischen Einöde

Stell dir vor, es ist Postapokalypse und die letzte Person in deinem Umfeld stirbt. So geht es Lone, dem Protagonisten in »FAR: Lone Sails«. Nachdem er vom Grab Abschied genommen hat, gibt es nichts mehr, das ihn hält. Alleine zieht er los, um die einsamen Weiten zu erkunden. Sein Ziel? Erfahren wir nicht. Vielleicht ist er auf der Suche nach weiteren Überlebenden, vielleicht will er einfach nur weg, aber das ist auch egal, »FAR: Lone Sails« handelt von einer Reise, das Ziel spielt dabei keine große Rolle. Für die Reise steht Lone ein metallenes Ungetüm auf Rädern zur Verfügung, das allen möglichen Kram, den man auf dem Boden finden kann, in Energie umwandelt. Die meiste Zeit über steuern wir mit Lone das Gefährt und drücken im Innern verschiedene Schalter. Es muss Energie nachgeliefert und Dampf abgelassen werden, der Schalter zum Fahren muss gedrückt werden und manchmal muss Lone auch Feuer löschen. Es gibt viel zu tun und eigentlich müssten hier mehrere Piloten an Bord sein – doch Lone ist allein mit seinem Fahrzeug und in der Welt. Ab und zu steigen wir aus, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, aber nur selten bewegen wir uns weit von unserem einzigen Begleiter, dem treuen Fahrzeug, fort.

Alleine fährt Lone nun durch die schöne, aber einsame Welt. Der Weg, dem wir folgen, wirkt teilweise wie für uns geschaffen, ab und zu sehen wir Spuren, die Hoffnung auf andere Fahrzeuge derselben Art machen und immer wieder treffen wir auf Stationen, in denen wir unser Fahrzeug aufrüsten können. Gab es andere Reisende vor uns, die demselben Weg gefolgt sind? Am Wegesrand sehen wir verlassene Städte und auf dem Trockenen liegende Schiffe, sogar ein U-Boot liegt im Weg. Es scheint, als gäbe es in dieser Welt keine Meere mehr, aber wieso sehen wir immer wieder Möwen am Wegesrand sitzen?

FAR: Lone Sails - Screenshot

In den verschiedenen Stationen können und müssen wir unser Fahrzeug upgraden. Die wichtigste Erweiterung ist dabei das titelgebende Segel, das uns bei entsprechendem Wind ohne zusätzliche Energie fortbewegen kann. Während der Reise rennt Lone immer wieder umher und drückt Knöpfe, repariert, löscht Feuer und sammelt Energie ein. Ab und zu erschweren Rätsel, Hindernisse oder Unwetter Lones Weg. Erschwerend für uns als Spieler: es gibt keinerlei Erklärungen in »FAR: Lone Sails«. Das ist natürlich Absicht und macht mit den Reiz des Spiels aus, kann unter Umständen aber auch frustrieren. Ähnlich wie vermutlich auch Lone selbst müssen wir alle Funktionen unseres Fortbewegungsmittels erlernen oder erraten. Welche Energiequelle bringt viel Energie, welche wenig? Bei welcher fängt der Motor an zu brennen? Was bedeuten die Anzeigen vorne im Fahrzeug und welchen Zweck hat das neue Upgrade, das hinten am Fahrzeug angebracht wurde? Wenn etwas kaputt geht, weist ein Blinken auf die Lösung des Problems hin (Feuer löschen, Schweißen), aber dass der Feuerlöscher zum Beispiel nur funktioniert, wenn das Fahrzeug Energie hat, war mir lange nicht bewusst und sorgte dafür, dass Lone ein paar Mal im Flammenmeer verendete. Das ist übrigens auch die einzige Weise, auf die man den Game-Over-Screen erblicken kann, Gegner, ein Zeitlimit oder andere tödliche Hindernisse gibt es im Spiel nicht.

FAR: Lone Sails - Screenshot
FAR: Lone Sails – im Innern des Fahrzeugs

»FAR: Lone Sails« ist ein kleines, ruhiges Spiel; wenn es mal brennt, kann es kurz hektisch werden, ansonsten gibt es nicht viel Action. Die eingeschränkte Farb-Palette und der ruhige Soundtrack unterstützen das Gefühl noch. Alles konzentriert sich auf Lone, das Fahrzeug und die Reise der beiden. Es gibt keine tiefere Bedeutung, kein großes Ziel und im Grunde auch keine Backstory. Selbst Lones Name wird im Spiel selbst nicht genannt – das alles ist nebensächlich. Vielleicht haben wir einen guten Grund für die Reise, vielleicht reisen wir einfach um des Reisens Willen.
Nach etwa drei Stunden war ich am Ziel angelangt. Das ist nicht sehr lang und der Wiederspielwert ist eher gering, wenn man mal von ein paar zu holenden Achievements absieht – manch einer wird 15 Euro dafür zu viel finden. Auf der anderen Seite bekommt man dafür nicht nur eine wundervolle Indie-Perle, sondern unterstützt auch ein kleines Schweizer Indie-Studio, damit es in Zukunft noch viele weitere, tolle Games rausbringen kann. Auf Steam kann man für ein paar Euro mehr auch noch digitales Artbook und Soundtrack zum Spiel erstehen. Aktuell gibt es »FAR: Lone Sails« auch nur auf Steam, Xbox One- und PS4-Releases sind geplant, ein Switch-Port bisher leider noch nicht.

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Mit-Gründer von Zockwork Orange, Casual Gamer, Assassin's-Creed-Fanboy, Hyrule-Retter. Beendet Spiele oft nicht, schreibt trotzdem drüber.

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