Nintendo hat uns am 17. Januar zum Anspielevent der »Switch« in München eingeladen. Nachdem ich nach der offiziellen Vorstellung letzten Freitag eher ernüchtert war, bin ich vom Anspielevent mit gemischten Gefühlen nach Hause gefahren. Insgesamt bin ich aber positiver gestimmt als noch letzten Freitag und der Hauptgrund hierfür sind die Spiele.
Die Controller
Mein größter Kritikpunkt an der »Switch« sind die Controller, und zwar alle verfügbaren. Standardmäßig wird die Konsole mit 2 JoyCons ausgeliefert. Das sind kleine Controller, die man links und rechts an der Konsole anbringt, wenn man sie als Handheld nutzen möchte, und die man abnimmt, wenn man sie als 2 Mini-Controller mit nur einem Analogstick oder als 1 Gamepad mit 2 Analogsticks nutzen möchte. Für die 2. Option steht außerdem eine Halterung zur Verfügung.
Das Problem bei den JoyCons ist, dass sie durch diese Flexibilität viel zu klein und unergonomisch geraten sind. Die Knöpfe sind winzig und um an den rechten Analogstick zu kommen, muss man sich den Daumen verrenken, da sich der Stick direkt unterhalb der A-B-X-Y Tasten befindet, und nicht wie sonst bei Controllerdesigns üblich, links unterhalb davon. Dazu kommt, dass es beim linken JoyCon kein D-Pad gibt, was vermutlich daran liegt, dass die Mini-Controller möglichst gleich sein sollen. Sehr positiv überrascht hat mich HD Rumble, dazu aber später mehr.
Von Haus aus liegt der »Switch« eine JoyCon Halterung bei, mit der man die beiden JoyCons zu einem Gamepad mit 2 Analogsticks zusammenbauen kann. Neben der Tatsache, dass die mitgelieferte Halterung keinen Stromanschluss besitzt, sondern man diese Variante für 30€ extra kaufen muss, sind die Buttons natürlich auch in dieser Form zu klein und der rechte Analogstick schlecht erreichbar. Dazu kommt, dass die Halterung schlecht ausbalanciert ist: Sie ist hinten zu leicht und vorne zu schwer, weil die Handflächenauflagen komplett leer sind und dadurch das Gegengewicht hinten fehlt. Zu guter Letzt sind die Trigger- sowie Schultertasten in der Halterung wahnsinnig schlecht zu erreichen und sorgen für eine eher frustrierende Spielerfahrung.
Der Pro Controller ist zwar haptisch der beste Controller und weist die eben beschriebenen Probleme nicht auf. Jedoch sind die Trigger-Tasten nur digital und der Preis ist mit 70€ unverschämt teuer, zumal der Akku nicht ausgetauscht werden kann. Aufgeladen wird der Controller, genauso wie die »Switch«, mit Hilfe eines USB Type C Kabels. Das Aufladen während des Spielens klappt problemlos. Insgesamt sind alle Controller, nintendotypisch, sehr robust.
Die Konsole
Eines der vermarkteten Hauptfeatures der Switch, der nahtlose Wechsel zwischen TV Modus und Handheld Modus, geht tatsächlich nahtlos vonstatten. Das ist zwar durchaus beeindruckend, auf Dauer wird sich aber zeigen müssen, wie relevant diese Nahtlosigkeit überhaupt sein wird. Das Display wirkt im Handheldmodus mitunter etwas kontrastarm, was besonders bei Zelda aufgefallen ist. Für lokalen Multiplayer ist es außerdem zu klein: Zu zweit im Splitscreen sieht man sehr wenig, zu viert muss man sich zu weit weg stellen, wenn man nicht aufeinanderhängen will. Für Spiele zu zweit, ohne Splitscreen, wie z.B. Snipperclips, ist es ausreichend. Die Konsole kann, trotz Lüfter, recht warm werden, was sich ebenfalls wieder vor allem bei »Zelda« bemerkbar gemacht hat.
Wie schwer die Konsole ist, lässt sich nur schwer sagen, da sämtliche Geräte mittels einer Metallplatte diebstahlgesichert wurden. Es waren zwar Konsolen auch ohne Metallplatte in einer Vitrine ausgestellt, diese wurde allerdings erst zu späterer Stunde geöffnet, als ich gerade am Gehen war. Da alle Handheld-Geräte entweder konstant am Strom angeschlossen waren oder man sie nur maximal 20 Minuten testen konnte, lässt sich auch zur Akkulaufzeit keine Aussage treffen – während des Spielens über USB zu laden scheint aber problemlos möglich zu sein. Das Handheld liegt gefühlt nicht ganz so optimal auf den Handflächen auf, bei längeren Spielesessions könnte es eventuell unangenehm werden, aufgrund der beschriebenen Metallplatte ist das momentan jedoch schwer einzuschätzen. Der Kopfhörerausgang befindet sich auf der oberen Kante, auf der rechten Seite angebracht und ist außerdem zu leise. Zugegeben, war es in der Halle sehr laut, ich habe dennoch mit meinen Ohrstöpseln auf voller Lautstärke von »Splatoon 2« fast nichts gehört. Und unterwegs ist es schließlich auch nicht immer leise. Übrigens war das Hauptmenü auf keiner der Konsolen aufrufbar.
Die Spiele
Haben sie mich in der »Switch«-Vorstellung letzten Freitag noch ernüchtert, so war ich von den Spielen beim Event angenehm überrascht. Positiv erwähnt sei hier die Tatsache, dass man ganze 8 Nicht-Nintendo-Spiele anspielen konnte, darunter 2 Indie-Spiele, eines davon sogar vom Studio Shin’en Multimedia aus München.
Zelda: Breath of the Wild
Ich bin, zugegebenermaßen, nicht der größte »Zelda«-Fan, und bin deswegen von vornherein auch nicht übermäßig euphorisch, was »Breath of the Wild« angeht, nach dem Anspielen bin ich auch immer noch unschlüssig. Der Grafikstil ist wirklich sehr hübsch und erinnert vom Design her stellenweise an Herr der Ringe. Besonders auf dem Fernseher hat das Spiel jedoch massive Framedrops (was nach Aussage von Nintendo bis zum Release noch behoben werden soll) und flimmert außerdem. Das Gameplay ist solide hat aber viele potenziell nervige Mechaniken: Crafting, Waffen, die sich abnutzen, Türme, die Umgebungskarten aufdecken (Ubisoft lässt grüßen). Immerhin sieht man auf der Karte nur die Questmarker der Haupthandlung, den Rest muss man selber finden. Toll fand ich zudem die Idee, dass man auf der Karte an jedem belieben Ort vorgegebene Tags/Symbole setzen kann, um etwa Orte zu markieren, an denen man gut kochen kann. Generell scheint man sehr frei vorgehen zu können, oftmals gibt es mehrere Lösungswege: Eine Gruppe Bulblins kann man z.B. entweder frontal angreifen oder in größerem Bogen umrunden, um anschließend einen Stein, über die Klippe, auf ein explosives Fass neben ihnen zu rollen.
Mario Kart 8 Deluxe
Bei »Mario Kart 8 Deluxe« handelt es sich um eine Portierung der WiiU Version für die Switch, mitsamt aller DLCs, Battle-Modus und der Möglichkeit, 2 Items gleichzeitig zu besitzen. Hier gibt es sonst gar nicht so viel zu sagen, denn bei »Mario Kart« handelt es sich fast immer um hervorragende Spiele, die besonders im Multiplayer Spaß machen. Die Steuerung klappt im Handheld-Modus sehr gut und macht auch richtig Spaß, Grafikprobleme, wie bei Zelda konnte ich keine feststellen, weder normal noch im Splitscreen.
Splatoon 2
Das Spiel ist unglaublich spaßig, besonders da man es zu acht spielen kann. Die Steuerung ist allerdings aktuell ein Graus, weil die Bewegung in der Z-Achse über die Neigung des Controllers funktioniert – angeblich wird das in der finalen Version nicht mehr so sein. Die paar Runden, die ich gespielt haben, haben mir sehr gut gefallen und tatsächlich freue ich mich da schon drauf. Inwiefern es sich vom Vorgänger absetzt, kann ich nicht sagen, da ich diesen nie gespielt habe.
Arms
»Arms« hat mich überrascht. Sah es in der Freitags-Präsentation nach typischer Wii-Fuchtelei aus, handelt es sich in Wahrheit eher um ein sehr gutes Beat ’em up, bei dem man taktisch vorgehen kann. Toll dabei ist, dass man nicht einfach nur blöd mit den Händen herumwackelt, sondern es sich wirklich danach anfühlt, dass man den Charakter und seine Arme steuert. Ob das Spiel auf Dauer mit Genug taktischer Tiefe motivieren kann, wird sich zeigen müssen. Um »Arms« spielen zu können, braucht man jedoch zwingend 2 Sätze JoyCons. Da standardmäßig nur ein Satz beiliegt, bedeutet das eine Zusatzinvestition von 80€. Ich hoffe ja, dass Nintendo das Spiel mindestens gebundlet mit den Controllern anbietet.
Fast Rmx
Hier handelt es sich um den Titel von o.g. Münchner Indie-Studio. Das Spiel ist vergleichbar mit »F-Zero« und macht auch tatsächlich sehr viel Spaß. Es sieht echt gut aus und läuft unglaublich flüssig, die Steuerung kann komplett frei belegt werden. »FAST RMX« ist kein Launchtitel, soll aber möglichst bald erscheinen.
Super Bomberman R
War jetzt kein revolutionäres »Bomberman«, sondern solide Kost. Hat mir von der Steuerung interessanterweise nicht so gut gefallen, die wirkte etwas unpräzise. Das kann aber auch an den JoyCons gelegen haben, denn »Super Bomberman R« hat man zu viert mit 4 JoyCons gespielt. Grafisch leider ernüchternd, das Spiel lief teilweise etwas unrund, mit niedriger Framerate.
1-2-Switch
Das Spiel ist definitiv keine 40€ wert. Ich würde, ehrlich gesagt, nicht mal 5€ dafür bezahlen. Die beinhalteten Spiele sind zwar nett, gehen aber über ein “kann man mal ausprobieren” nicht hinaus – trotz des interessanten Ansatzes, sich nicht auf den Bildschirm konzentrieren zu müssen. Ein Highlight war dafür HD Rumble beim Murmelspiel, wo man herausfinden soll, wie viele Kugeln sich in einer Holzschachtel befinden. Der JoyCon ist dabei die Schachtel und durch Kippen, Schütteln, etc. bewegt man die Kugeln. Es ist erstaunlich wie echt das wirkt und wie gut man erkennt, wie viele Murmeln sich in der Schachtel befinden. Trotzdem gehen die Spiele nicht über JoyCon-Fuchtelei hinaus und sind mit »Wii Play« vergleichbar. Hiermit hat man maximal eine Stunde Spaß, wenn Alkohol involviert ist, vielleicht auch zwei.
Disgaea 5 Complete
Ein SRPG, das wirklich sehr japanisch ist. Ist normalerweise nicht ganz so meins, und der weibliche Hauptcharakter hat enormes Potenzial, mit fortschreitender Spielzeit, fortschreitend auf die Nerven zu gehen. Die taktische Tiefe der Kämpfe fand ich allerdings bemerkenswert und sie sind auch der Hauptgrund, weshalb ich das Spiel ernsthaft in Erwägung ziehe.
Snipperclips
Kurze Beschreibung: <3 <3 <3
Lange Beschreibung: Das Spiel ist unglaublich knuffig animiert. Man muss zu zweit Puzzles lösen. Jeder Spieler steuert dabei eine Spielfigur mit derselben Form und mal muss man nur gemeinsam Gegenstände von Punkt A nach Punkt B bringen und mal muss man zusammen gewisse Formen erzeugen, indem man sich entweder selber dreht oder gegenseitig zurechtschneidet. Highlight ist dabei einfach wie goldig die Figuren animiert sind, die Level machen jedoch nicht immer klar, was gerade zu tun ist.
Ultra Street Fighter II: The Final Challengers
Spielt sich im Grunde wie schon »Street Fighter 2« auf dem SNES, hat jetzt nur bessere Grafik. Seltsamerweise hat mich der modernisierte Grafikstil an »Deponia« erinnert und ich hab die ganze Zeit darauf gewartet, dass in der nächste Runde Rufus und Goal aufeinander eindreschen.
Fazit
Die »Switch« hat enormes Potenzial, besonders das Spiele-Lineup hat mich unerwarteterweise überzeugt. Ich freue mich besonders darauf, im Sessel und im Bus im Handheld-Modus zu spielen und hoffe inbrünstig, dass wir nicht das Revival der blöden Mini-Spiele-Sammlungen erleben. Bleibt nur zu sagen: Nintendo hat die Switches am Start!
Transparenzhinweis: Der Eintritt zum Anspielevent war kostenlos. Es gab außerdem »Switch«-Goodies, in Form von einer Laptoptasche, einem Kugelschreiber, einem Pin, Bierdeckeln, einem Schreibblock sowie Post-Its, geschenkt.
Vielen Dank für Deine wunderbare Zusammenfassung Dominik! Ich freue mich immer mehr auf die Switch. Vor allen Dingen deshalb, weil sie scheinbar beides richtig zu machen scheint: zum einen als stationäre Konsole und dann aber auch als mobiles Spielgerät zu funktionieren. Da ich Spiele wie Stardew Valley liebe und gern auch mal auf dem Sofa oder im Bett zocken, passt mir Nintendos Konzept ideal in den Lifestyle. Die Switch wird auch meine erste Heimkonsole von Nintendo überhaupt werden. In diesem Zuge werde ich Sonys PlayStation erst einmal Adieu sagen. Habe lange genug Modern Warfare und Co. gezockt. Ich bin nun reif für neue Konzepte. Super Bericht – zwei Daumen noch!
Mich reizt vor allem der Handheld-Aspekt. Außerdem habe ich die Wii U übersprungen (die hat mich tatsächlich überhaupt nicht gereizt) und freue mich deswegen tatsächlich auf ein neues Mario Kart, etc. Und dank Handheld-Modus kann man jetzt auch endlich auf Toilette ein vernünftiges Mario Kart spielen :D