Mit »Halo« hat Bungie den Shooter auf die Konsole gebracht. Kann man das so schreiben? Ich glaube ja. Man könnte sogar sagen, mit »Halo« hat Bungie Shooter auf den Konsolen etabliert, salonfähig gemacht und einer größeren Masse an Spielern zugänglich gemacht, als das vorher jemand hätte erahnen können. Was zuerst nur geschickten Tastatur/Maus-Koordinatoren der PC-Herrenrasse vergönnt war, kam 2003 auf meine erste Xbox und veränderte mein Leben Spielverhalten nachträglich. Shooter entspannt auf der Couch spielen. Eine Revolution.
Genau dieses Wunder möchte Bungie nun mit »Destiny« wiederholen. Und in den letzten Tagen konnte wir uns in der Beta das fast fertige Spiel anschauen und Probe spielen. Und…? Schafft Bungie erneut die Revolution?
Die Beta spielte ich auf der PlayStation 4, beschränkte mich aber auf einen Charakter, da meine Zeit knapp bemessen ist. Ich wählte also einen menschlichen, weiblichen Titanen und zog als Hüterin mit einem Geist los. Genau, einem Geist. Nicht zu verwechseln mit 343 Guilty Spark aus »Halo«, oder doch? Nun, es wird nicht die erste Parallele zu Bungies Xbox-Erfolgshit bleiben. Im Gegensatz zur Alpha, starten wir mit einem schönen Intro, das uns die Hintergrund-Story von »Destiny« verrät. Wir erfahren ein bisschen mehr über den Zustand unserer Welt, sehen Regen auf dem Mars und erleben, wie das Böse nach der Menschheit greift! Das hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht und scheint eine schöne Rahmenhandlung für »Destiny« zu werden. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Geschichte im Laufe des Spiel entwickeln wird.
Grafisch präsentiert sich »Destiny« als Leckerbissen, könnte aber in meinen Augen noch besser aussehen. Die Umgebung draußen im Freien in “Alt-Russland” hat mich jetzt noch nicht so vom Hocker gehauen, wohingegen mich die Innenräume des Mondkomplexes z.B. mit seinen Licht- und Schatteneffekten schon ziemlich beeindruckt haben. Der Kompromiss, »Destiny« auch für PS3 und 360 anzubieten, macht sich da wohl bemerkbar und verhindert, dass es ein NextGen-Grafikwunder wird. Aber im Ernst, wer achtet im Eifer des Gefechts auf sich im Wind bewegende Grashalme? Hauptsache es kracht!
Und das tut es! Die Gefechte sind aber leider noch nicht so anspruchsvoll, wie ich das erwartet hätte. Auf Schwierigkeit »normal« hat meine Titanin kein einziges Mal ihr Leben verloren, sondern kam überall spielend durch. Die Gegner-KI ist also noch optimierungswürdig. Die Waffen, die ich mir erspielt habe, waren jetzt auch keine revolutionären Friedensbringer. Eher so der Standard: Sturm- und Scharfschützengewehr, Schrotflinte und Raketenwerfer. Dabei hätte ich doch so gerne den Nadelwerfer der Gegner benutzt, upssss, schon wieder eine Halo-Anspielung.
Hin und wieder war ich zudem etwas orientierungslos, eine richtige interaktive Map mit eigenen Wegpunkten wäre der Übersichtlichkeit sicherlich sehr förderlich. Aber die Spielerorientierung erinnert schon sehr – Ihr werdet es kaum glauben – an die Halo-Reihe, genauso das Feind-Radar. Überhaupt erinnert einfach sehr viel in »Destiny« an die Abenteuer des Master Chief. Was überhaupt nicht negativ gemeint ist, schließlich halte ich die von Bungie entwickelten Halo-Spiele allesamt für Meisterwerke. Nehmen wir z.B. das Waffenhandling. Da gibt’s aber so überhaupt gar nichts zu meckern. Das fühlt sich alles sofort richtig und vertraut an. Genau so muss sich ein Shooter spielen.
Die Sache mit dem Turm, der Ort an den die Hüter immer wieder zurückkehren, um ihre Beute zu verkaufen oder Belohnungen einzuholen, erinnert mich an die Citadel der Mass Effect-Reihe. Die Rennerei zum Quest-Aufgeber, zum Rauschiff-Beauftragten, zum Waffen-Typen und zu was weiss ich denn noch wem, hat mich jedoch schon nach wenigen Besuchen auf dem Turm sehr genervt. Okay, wieder hoch in den Orbit, nee, doch was vergessen, wieder runter auf dem Turm, so, wo war das noch gleich wieder? Seufz! Warum kann ich aus meinem Raumschiff heraus nicht Quests annehmen und einlösen, Waffen oder Verbesserungen kaufen? Das ist auf jeden Fall noch optimierungswürdig. Diese blödevRennerei, völlig unnötig.
Den Multiplayer habe ich nur ganz kurz angespielt. Eine PvP-Schlacht (6 vs. 6) auf einer sehr kleinen Karte. Das war natürlich ziemlich hektisch, zudem war ich der einzige Lv. 6 Hüter, alle anderen elf Mitspieler hatte schon die Beta-Levelgrenze von 8 erreicht. Sowas muss man halt mögen. Ich stehe ja eher so auf kooperative Geschichten, und da scheint »Destiny« einiges zu bieten. Ich habe aber immer nur Coop-Missionen mit bis zu drei Spielern insgesamt gesehen. Vielleicht kommt da aber noch was.
Ein Talentbaum ist auch vorhanden, jedoch habe ich keine Äste gesehen. Das Aufleveln und Freischalten bestimmter neuer Fähigkeiten scheint mir daher sehr linear zu verlaufen. Das finde ich übrigens gut. Zu viel Auswahl an der Stelle verwirrt mich nämlich immer, gerade zu Beginn eines Spiels. Dafür gibt es ja mehrere Klassen, die man spielen kann. Die Levelgrenze scheint bei 20 zu liegen, das erscheint mir jetzt doch arg niedrig, aber vielleicht habe ich da nur was falsch interpretiert?
Ist »Destiny« denn nun die Revolution? Für mich persönlich noch nicht. Ich sehe super viel Potenzial in »Destiny« und hatte auch tierischen Spaß in den Ballereien und in der Erkundung der neuen Welt. Der Gleiter flog sich super, das Jetpack ist eine tolle Idee und auch die special moves wie z.B. der Supersprung gefallen mir sehr gut. Den Turm hingegen kann ich jetzt schon nicht mehr sehen. Zudem habe ich in der Beta einfach noch zu wenig von der Spielewelt gesehen. Positiv fällt dabei aber auf, dass man sich anscheinend völlig frei bewegen und das Areal nach Gutdünken erkunden kann. Bis zum Erscheinen von »Destiny« am 9. September wird sich aber wohl am Spiel selbst nicht mehr viel ändern. Dieses Wochenende ist die Beta auf 360, One, PS3 und PS4 noch für alle offen, Ihr könnte Euch also selbst noch ein Bild machen!
Ich habe auch mal knapp 5 Minuten Gameplay auf der PS4 aufgezeichnet, so sieht’s aus:
httpv://youtu.be/1R-00HKU4nI
Was ich gesehen habe reicht mir persönlich vollkommen aus, um bei Erscheinen von »Destiny« bedenkenlos zuzugreifen. Außerdem vertraue ich bei Bungie darauf, dass sie ein unvergleichliches Spiele-Erlebnis schaffen werden und freue mich riesig auf die vielen Coop-Herausforderungen von »Destiny«.