Alien Breed kenne ich noch als Klassiker vom Amiga bzw. war dies eines der wenigen Amiga-Games, die (brauchbar) für den PC umgesetzt wurden. Das Spiel stammte von dem britischen Team 17, das mit den Landsmännern von Bitmap Brothers und Codemasters dafür sorgte, dass sich der Amiga auf der Insel immer noch größter Beliebtheit erfreute, während man in der restlichen Welt schon mit Intel-Rechnern, VGA- und SoundBlaster-Karten hantierte.
Kurz gesagt ging es bei dem Spiel darum, sich auf einem Raumschiff mit engen Gängen durch Mengen von Aliens zu ballern und dabei nach Möglichkeit immer den Rücken freizuhaben, um notfalls den Abstand zu den fiesen Viechern vergrößen zu können. Das sollte man schon in Hinblick auf seine Gesundheitsanzeige tun, optisch waren die Biester an das klassische H.R.Giger-Alien angelehnt, so dass man sie also auch nicht gerade am Körper hängen haben wollte. Das schrie natürlich nach einem Koop-Modus, also ließ man damals vorzugsweise zu zweit die Competition Pro-Sticks knacken. Und falls mich meine Erinnerung nicht trügt, musste man auch Keycards und ähnlich wichtiges Gedöns einsammeln, um voranzukommen und schließlich ein Level nach dem anderen zu beenden.
Nun befinden sich auch Ableger dieses Konzepts mit Namen Alien Breed: Impact und Alien Breed 2: Assault auf den Download-Marktplätzen XBLA, PSN und Steam. Ein dritter Teil namens Alien Breed 3: Descent wird noch jetzt im November erscheinen. Zusätzlich gibt es noch einen Teil namens Alien Breed: Evolution und vermutlich noch tausend andere Instanzen mit irgendeinem generischen Ein-Wort-Untertitel, für die man wohl ein echter Hardcore-Fan sein muss, um sie auseinander halten zu können.
Ich habe jedenfalls Impact und Assault angespielt und wenn ihr mich vor eine In-Game-Situation setzen würdet, könnte ich nicht sagen, welchen Teil ich gerade vor mir habe. Beide gleichen sich optisch wie ein Alien-Ei dem anderen und spielen sich exakt identisch. Waffen, Gegenstände, Gegner, kaputtes Raumschiff als Szenario – alles gleich. Die Steuerung hat sich im Vergleich zum Original dahingehend verbessert, dass sie das bewährte Geometry Wars-Konzept einbindet: Mit dem linken Analogstick laufen, mit dem rechten Stick gegebenenfalls in eine andere Richtung die Waffe zielen. Das steht dem Spielprinzip natürlich sehr gut. Gleichzeitig sorgt das kaputte Raumschiff dafür, dass ständig irgendwo eine Stromversorgung wiederhergestellt werden muss, eine Sprinkleranlage aktiviert werden muss, um das undurchdringbare Feuer zu löschen, die passende Keycard gefunden werden muss und so weiter. Das sind im Prinzip die Haupt-Objectives, mit denen man sich rumschlagen muss, die Aliens nimmt man eher unterwegs mit.
Diese Aufgabentypen werden auf so penetrante Weise ad absurdum übertrieben, dass die folgende Situation nicht unüblich ist: Normalerweise öffnen sich Türen von selbst (im Star Trek-Stil). Irgendwann läuft man vor eine verschlossene Tür. Aufgabe: Schließe den Stromkreis für diese Tür, die Automap zeigt die passende Stelle an. Man muss dazu zehn Schritte zurück an ein Terminal laufen, hier einmal X drücken und wieder zur Tür hinlaufen, die sich jetzt öffnet. Was soll denn bitte dieser sinnbefreite Schwachsinn? Sobald ein Spiel versucht, mich für dumm zu verkaufen, hat es schnell seine Chancen verspielt.
Sieht man über solche Sachen hinweg, bieten die beiden Alien Breed-Teile unterm Strich recht biedere Unterhaltung. Sie machen insgesamt nichts wirklich falsch, aber selbst bei der Downloadtitel-Konkurrenz gibt es größere Adrenalinkicks zu finden. Wenn ich zum Beispiel in Richtung Lara Croft and the Guardian of Light schaue, die mit ähnlicher Steuerung nette Rätsel und Geschicklichkeitseinlagen sowie kleine Challenges bietet, wirkt Alien Breed doch sehr altbacken und mutlos. Und das ganze auch noch in zig verschiedenen Teilen, von denen zumindest zwei sich extrem ähneln. Vielleicht muss man doch nicht jeden Retro-Titel bis zum letzten Cent tot reiten.