Mit 14 war ich der festen Überzeugung, dass Videospiele etwas für kleine Kinder sind. Dass ich nach Jahren des Spielgenusses aus dem SNES und dem Game Boy herausgewachsen bin. Da das Taschengeld damals noch nicht so locker saß, wandelte ich entsprechend all mein Spielmaterial in glänzende DM-Stücke um, von denen ich heute nicht mehr weiß, in welches sporadische Hobby sie eigentlich geflossen sind. Eins war mir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls klar: Ich bin endlich erwachsen! Den weiteren Verlauf meines Lebens hatte ich mir bereits vor meinem inneren Auge zurecht gelegt: Irgendwann würde ich auf die Schauspielschule gehen, meine Stimme trainieren, eine Lead-Position in einem Musical einnehmen.
Doch dann, Ende 2007, ich war 20 Jahre alt, lag sie plötzlich im Sterben. Der Mensch, der mein gesamtes Leben begleitet und sich immer für mich eingesetzt hatte, sollte bald von mir gehen. Ich blieb stark und hielt ihr die Hand auf dem Weg ins Licht, doch nach ihrem Tod fiel ich in ein tiefes, schwarzes Loch aus dem es keinen sichtbaren Ausweg gab. Meinem Gesicht konnte einfach kein Lächeln mehr entlockt werden, egal wie gut gemeint der Versuch auch war.
Was mich gerettet hat? Ein damals 9-Jähriger Junge, für den Trauer komplettes Neuland war. Eigentlich wollte er seinen Nintendo DS Lite gar nicht aus der Hand geben, aber für seine traurige Cousine machte er an diesem einen Tag eine Ausnahme. Als ich dank New Super Mario Bros, dem Neubeginn der tragbaren Mario-Spiele, den Kopf von sämtlichen negativen Gedanken lösen konnte und mir das Spiel ein unerwartetes Lächeln ins Gesicht zauberte, war ich ein veränderter Mensch. Nicht nur sicherten sich Videospiele einen festen Platz in meinem Leben, sie halfen mir auch verstehen, dass jeder Tod zeitgleich auch einen Neuanfang bedeutet.
2007 begann ich also erneut. Ich änderte meinen Lebensweg von Schauspiel und Musik in Richtung Gamesbranche. Ich spielte Videospiele mit einer größeren Leidenschaft als zuvor. Ich betrachtete ihre Hintergründe mit einem kritischeren, aber auch entspannteren Auge. Ich lernte, den Tod zu akzeptieren und freute mich über das neu gewonnene Gefühl, dass meine Oma im Herzen weiterhin bei mir sein würde.