The Inner World geht mit »The Inner World – Der letzte Windmönch« in die zweite Runde! Wer also den ersten Teil noch nicht gespielt hat: Erst nachholen, dann weiterlesen!
Willkommen in der Diktatur
Was für ein Disaster! Da wird unsere Flötennase Robert nach drei Jahren aus seiner Versteinerung erlöst und plötzlich findet er sich in einer grausamen Diktatur wieder. Während seiner Abwesenheit übernahm der Kramladenbesitzer Emil die Herrschaft über Asposien. Er überzeugte die Bewohner, dass die Dynastie der Flötennasen mit bösen Mächten im Bunde sei. Er gibt ihnen die Schuld an den vergangenen Basylenangriffen, mit denen einst der Windmönch Conroy das Land in Angst und Schrecken versetzte. Aus diesem Grund lässt Emil die Flötennasen jagen und einsperren, um sie alle hinzurichten. Eine Katastrophe – nicht nur für die Dynastie selbst! Da die Flötennasen mit ihrem Windlied für Luft und Licht in der kugelrunden Welt im Erdinnern sorgen, wäre mit ihrem Tod ganz Asposien dem Untergang geweit. Nur der letzte Windmönch kann Emil noch aufhalten. Keine Frage, dass Robert sich augenblicklich auf die abenteuerliche Suche nach ihm begibt.
Geschichtsstunde auf Asposisch
Indie-Game-Entwickler Studio Fizbin und Publisher Headup Games verknüpften das kunterbunte Point ‘n’ Click-Abenteuer von Robert und seinen Freunden im zweiten Teil mit ernsten Untertönen und historischen Anspielungen.
“Angst ist eine der Hauptquellen von Aberglaube und einer der Hauptquellen von Grausamkeit. Angst zu überwinden ist der Beginn von Weisheit.” – Bertrand Russell
Bestimmt kennt ihr das Sprichwort, dass sich Geschichte wiederholt. Ein Grund dafür könnte sein, dass Menschen meist emotional handeln und sich dies im Laufe der Zeit nicht geändert hat. Eine Emotion mit besonderer Macht ist die Angst. Sie verleitet Menschen zu verrückten und grausamen Handlungen. Mit Ängsten lassen sich Menschen manipulieren. Ein gemeinsames Feindbild und die vermeindliche Stärke einer elitären Gemeinschaft geben ihnen Trost. Ihr ahnt vermutlich schon, auf was ich hinaus möchte…
»The Inner World – Der letzte Windmönch« greift thematisch sowohl die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland als auch den aktuellen Rechtsruck in vielen westlichen Ländern auf. Das Erzeugen von Ängsten, blinder Hass und das Verfolgen einer Minderheit sind zentrale Bestandteile der Story. Auch Stammtischparolen erklingen immer wieder in Asposien, die man auch hierzulande irgendwie schon mal gehört hat. Man könnte fast schon sagen: Die Brezel zieht sich als mahnendes Warnsignal durchs Spiel. Selbst Asposien ist vor der “wiederholenden Geschichte” nicht gefeiht. Vor allem wenn der Held die Anfangszeit nur “versteinert” mitverfolgte – im wahrsten Sinne des Wortes.
Gute Balance
Als unser naiver Held Robert zu Beginn seines Abenteuers erwacht, muss er sich nicht nur Emil und seinem Regime stellen. Auch seine eigenen Ängste folgen ihm auf Schritt und Tritt. Sie manifestieren sich in Form von Conroys Stimme in seinem Kopf, die ihn während seiner Reise begleitet. Doch trotz dieser doch eigentlich sehr ernsten Geschichte, erzeugt das Spiel auch viele humorvolle Momente und skurrile Situationen. Grund dafür sind vor allem die fantastische Welt und ihre einzigartigen Bewohner, wie die mysteriöse Mama Dola, der tödliche Schrof oder die Künstlerin Libretta. Letztere weist zudem einen besonderen Aspekt auf, der für ein Point ‘n’ Click-Spiel sehr ungewöhnlich ist – klasse!
Klassisches Gameplay mit Knaller-Optik
Mit einer Spielzeit von schätzungsweise 8-10 Stunden hat »The Inner World – Der letzte Windmönch« eine gute Länge. Das Gameplay lässt sich mit “klassisch” zusammenfassen: Sprecht mit Personen. Sammelt, kombiniert und verwendet Gegenstände. Betrachtet alles und jeden. Auch ein Wechsel der Charaktere ist, wie auch im ersten Teil, möglich. So lassen es sich bekannte Charaktere wie die draufgängerische Rebellin Laura und die freche Taube Hack nicht nehmen, mithilfe der Spieler ins Geschehen einzugreifen. Die Steuerung lässt sich intuitiv erlernen und ist auch für Genre-Neulinge kein Problem.
Gespeichert wird das Spiel automatisch, auch wenn es zusätzlich eine manuelle Speichermöglichkeit gibt. Der Nachteil: Es kann immer nur ein Speicherslot verwendet werden. Keine Chance für Leute, die gerne einmal zu einer Szene zurückkehren möchten. Das ist jedoch auch nicht allzu schlimm, da die Story linear ist eigentlich nichts versäumt werden kann. Alternative Handlungsstränge gibt es nicht und Dialoge können jederzeit wiederholt werden.
Die Rätsel reichen von einfach bis anspruchsvoll, haben mich jedoch nur vereinzelt länger aufgehalten. An einer Stelle war es tatsächlich ein Bug (Stichwort: Banner), der sich jedoch ignorieren ließ. Sollte das Rätsel dann doch einmal zu knifflig sein, kann man im Notfall auf ein integriertes Hilfesystem zurückgreifen. Viele Rätsel waren technisch wirklich schön umgesetzt. Leider gab es auch eine Stelle, die sich nur durch Try & Error lösen lies und sich somit elendig lang hinzog.
Der Soundtrack untermalt die Szenen stimmungsvoll, aber subtil. Ich war zu keinem Zeitpunkt genervt von der Musik, sondern habe sie stellenweise sogar mitgesummt. Doch vor allem optisch ist der zweite Teil für mich wieder ein Knaller: kunterbunt, kreativ und ungewöhnlich. Ich liebe die “wurstförmige” Taube Hack ganz besonders! Aber auch kleine Easter Eggs und liebevolle Details sind immer wieder zu finden. So habe ich mich sehr über die Entdeckung dieses kleinen Tierchens (rrrrrechts) gefreut. Habt ihr es auch schon entdeckt?
Fazit
Wie ihr vermutlich gemerkt habt: Ich bin begeistert! Asposien hat mich wieder verzaubert und ich hatte viel Spaß mit dem spannenden Abenteuer von Robert, Laura und Hack. Auch der ernste Story-Hintergrund hat mir gut gefallen. Das Thema ist leider aktuell und notwendig. »The Inner World – Der letzte Windmönch« ist erhältlich für PC/MAC/Linux, PS4 und Xbox One.