Eigentlich hatte ich gar keine großen Erwartungen, als ich nach einen Reviewcode für »The Eternal Cylinder« angefragt habe. Ich fand nur das Vorschaubild supercute und dachte mir nach den ganzen Soulslikes, die ich in der letzten Zeit gespielt hatte, dass es mal Zeit wäre, in einer netten Umgebung zu chillen. Dass sich das Spiel zu einer meiner größten Entdeckungen 2022 entwickeln würde, habe ich da noch nicht geahnt.
Dabei ist »The Eternal Cylinder« eigentlich nicht neu. Bereits 2021 wurde es für PlayStation 4, Microsoft Windows, und Xbox One veröffentlicht. Im Oktober 2022 folgten jetzt die Versionen für PlayStation 5 und Xbox Series X/S. Aber irgendwie ist das bis heute an mir vorübergegangen. Shame on me!
Beeindruckende Spielwelt und außergewöhnliche Mechanik
In »The Eternal Cylinder« wird die surreale und bunte Spielwelt von einem riesigen rollenden Zylinder bedroht, der alles Leben einfach niederwalzt und unter sich begräbt. Aufgehalten wird er nur zeitweise durch stabile Türme, die aber auch nicht ewig standhalten. Ich werde im noch nicht zerstörten Teil dieser Welt abgesetzt und soll nun einen Weg finden, den Zylinder aufzuhalten. So gilt es zunächst, von Gebiet zu Gebiet zu flüchten, um nach Hinweisen zu suchen, wie dieser Katastrophe beizukommen ist.
Die mystische Hintergrundgeschichte wird gekonnt von einem Erzähler in Szene gesetzt, wobei ich anfangs die Befürchtung habe, ständig zugetextet zu werden. Zum Glück beschränken sich aber die sonoren Worte nur auf eine kurze Einführung und zwischendurch immer mal wieder auf nützliche Hinweise. Ansonsten bin ich auf mich allein gestellt und muss einen Weg finden, wie dieser alles zermalmende Zylinder aufgehalten werden kann.
Um diese herausfordernde Aufgabe zu lösen, spiele ich einen Trebhum, ein kleines, kugelförmiges Geschöpf auf zwei Beinen. Arme hat das Wesen nicht, aber einen Rüssel, durch den ich verschiedenste Dinge einsaugen und bei Bedarf auch wieder ausspucken kann (gezielte Wasserfontänen gehen dabei auch …). Die eingesaugte Beute wird bis zur späteren Verwendung erst einmal im Inventar gelagert. Zur schnelleren Fortbewegung kann ich hurtig durch die Landschaft rollen, was aber ziemlich viel Energie verbraucht. Soweit zur grundlegenden Spielmechanik.
Ich spaziere also los, bewundere die Umgebung und werde nach ein paar Sekunden auch schon fast vom ominös angekündigten Zylinder überrollt, der hinter mir donnernd Bäume zermalmt und alles was sonst noch lebt einfach unter sich begräbt. Durch hektische Flucht kann ich mich gerade noch retten, bis der Zylinder krachend durch einen stabilen Turm aufgehalten wird. Ich atme tief durch und beginne meine Reise in dieser seltsamen Welt, an der es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt.
Iss, was dir vor den Rüssel kommt!
Schon bald wird mir klar, dass zunächst ausgiebiges Experimentieren angesagt ist. Ich sauge alles ein, was mir vor den Rüssel kommt, seien es dubiose Pilze, leuchtende Käfer, goldene Kugeln oder auch andere kleine Geschöpfe, die sich nicht schnell genug retten können. Schnell merke ich, dass die eingesaugten Dinge entweder Nahrung, Wasser und Gesundheit zu bieten haben, aber auch merkwürdige Effekte auslösen können, wenn ich sie verspeise.
Der Verzehr eines Wasserwesens erweitert z.B. mein Inventar, verschlinge ich eine bestimmte Pflanze, kann ich mit dem Rüssel tröten und damit Feinde verscheuchen. Oder ich esse eine flauschige Blüte und meinem Trebhum wächst ein wärmender Pelz, wenn ich ein eisiges Gebiet betrete. Ich staune dabei immer wieder über den Einfallsreichtum und amüsiere mich dabei großartig, denn nicht alle Veränderungen sind unbedingt von Vorteil…
Teilweise sind die Veränderungen permanent, teilweise lassen sie sich rückgängig machen oder werden durch Umwelteinflüsse wieder entfernt. Das sollte ich wohl im Hinterkopf behalten, falls ich eine bestimmte Eigenschaft mal dringend brauche.
Was anfangs noch wie eine nette Spielerei aussieht, wird im weiteren Verlauf allerdings noch lebenswichtig. »The Eternal Cylinder« mausert sich nämlich im Laufe der Zeit zu einem trickreichen Survival-Game.
Zusammen sind wir stärker
Zum Glück muss ich die Abenteuer aber nicht alleine durchstehen. Schon bald finde ich überraschend ein Trebhum-Ei, das ich flugs ausbrüte. An anderer Stelle stolpere ich über einen weiteren Trebhum, der verletzt und traurig unter einem Felsen sitzt. Auch ihm wird natürlich geholfen und ab sofort geht’s zu dritt weiter. Wer mag, kann seinen Trebhums hier auch noch individuelle Namen geben.
Und hier kommt jetzt eine neue Spielmechanik zum Vorschein. Ich kann mir nämlich zu jeder Zeit aussuchen, welchen Trebhum aus meinem Clan ich steuern möchte. Die anderen laufen dann immer brav hinterher. Obwohl auch die Trebhums, die ich gerade nicht steuere, fleißig dabei sind Dinge zu erledigen, versuche ich doch jedem einzelnen ein wenig Zeit zu widmen. Dadurch kann ich ihm zum Beispiel noch nützliche Mutationen vor der weiteren Reise zu verpassen. Es stellt sich auch als praktisch heraus, dass ich einfach Gegenstände aus dem Inventar eines Trebhums in das Inventar eines anderen verschieben kann. Im weiteren Verlauf des Spiels entdecke ich sogar mystische Orte, mit deren Hilfe ich meine Trebhums interessant managen kann. Doch hier will ich nicht zu viel verraten.
Einige Ressourcen teilen sich die kleine Geschöpfe allerdings. Besonders wichtig ist hier die Wasserreserve, die als Ausdauerelixier und „Munition“ dient. Wasser kann nämlich über den Rüssel gezielt auf Gegenstände oder Getier geschossen werden, um somit an Rohstoffe zu kommen, die sonst außer Reichweite geblieben wären.
Kniffelige Rätsel und ein paar Tode
Habe ich schon erwähnt, wie großartig ich die surreale Spielumgebung finde? Es gibt so viel zu entdecken und immer wieder bleibe ich stehen, um ein bizarr geformtes Gebilde genauer zu untersuchen oder ein in der Ferne sichtbares Wesen zu beobachten.
Das Gegnerdesign passt ebenfalls perfekt in diese Welt. Da gibt es quietschbunte fliegende Giftsprüher, rollende Kugeln mit winzigen Augen und einem überdimensionalen Mund oder halbdurchsichtige, schneckenartige Kreaturen und vieles mehr. Obwohl diese Wesen nicht übermäßig aggressiv sind, gehe ich ihnen lieber aus dem Weg. Denn auch wenn sich die Welt in The Eternal Cylinder zunächst als nicht besonders gefährlich darstellt, kann ich schneller mein kleines Trebhum-Leben aushauchen, als mir lieb ist…
Aber auch die Umgebung hat seine Tücken. Kälte und Hitze können meinen kleinen Knirpsen hart zusetzen und es hat mir ist fast das Herz gebrochen, als ich zwei von ihnen in einem Canyon voller giftiger Gase verloren habe, in den ich aus Versehen gestolpert bin. Zum Glück finde ich aber hin und wieder neue Weggefährten, was mich dann doch wieder ein wenig tröstet.
Doch zunächst gilt es, mit meiner kleinen Rasselbande Fahrt aufzunehmen. Wir haben ja schließlich eine wichtige Aufgabe zu erledigen! Jedes neue Gebiet bietet fantasievoll gestaltete Rätsel, die es gemeinsam zu lösen gilt, um wieder einen Schritt voranzukommen. Auch hier erstaunt mich immer wieder der Ideenreichtum und ich muss mehr als einmal um die Ecke denken, um eine Lösung zu finden.
Die Rätsel sind aber nur eines der vielen Dinge, die ich zum Weiterkommen benötige. Ich muss mich außerdem um das Wohlbefinden meiner Trebhums kümmern. Ist in einer Gegend das Wasser knapp, lasse ich einen von ihnen mittels einer geeigneten Mutation Wasser aus trocken Pflanzen gewinnen. Und um den allgemeinen Hunger zu stillen, packe ich einem andern jede Menge Essbares ins Inventar. Hier ist eine geschickte Planung gefragt und ich bin erneut überrascht, welche Lösungsmöglichkeiten mir das Spiel hier bietet.
Entspannung trotz drohender Gefahr
Was mir besonders gut gefällt, ist die Tatsache, dass in »The Eternal Cylinder« fast alles ohne Zeitdruck passiert. Natürlich muss es manchmal schnell gehen, wenn mir ein gefräßiger Gegner als Leder will oder ich wieder mal dem doofen Zylinder entkommen muss. Aber normalerweise habe ich alle Zeit der Welt, um ein neues Gebiet ausgiebig zu erkunden und mit den dort gefundenen Dingen zu experimentieren.
Der angenehme Soundtrack tut sein Übriges, um mich ganz in diese wundervolle Spielwelt eintauchen zu lassen. Eigentlich kann ich ganz entspannt für längere Zeit mit meinem kleinen Clan am Ufer eines Sees sitzen, die Umgebung beobachten und einfach einmal nichts tun. Und das ist echt eine Empfehlung, denn sonst verpasse ich die vielen niedlichen Animationen meiner Trebhums, wenn sie miteinander interagieren. Schon allein das zaubert mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Mein Fazit
Für mich ist »The Eternal Cylinder« eine echte Entdeckung. Die wunderbare surreale Umgebung lädt zum Entspannen und Erforschen ein. Meine Trebhums entsprechend auszustatten, um ihr Überleben zu sichern, macht unheimlich viel Spaß und wird nie langweilig. Es gibt immer was zu tun, ohne dass das Spiel in Hektik verfällt, und die Mischung aus Survival, Rätseln und Entdeckungstouren ist in »The Eternal Cylinder« hervorragend gelungen.
Und der hohe Niedlichkeitsfaktor ist durchaus nicht zu vernachlässigen 😉
Alles in allem ist das Spiel für mich ein cooles und entspanntes Survival-Rätsel-Game mit viel Potential, in das ich sicher noch viele Stunden versenken werde.