Dieses Jahr ist wohl ein gutes Sniper-Jahr: noch im Februar bekommen wir Sniper Elite 4 und im April Sniper Ghost Warrior 3. Während ich von ersterem eigentlich nur gelegentlich Neuigkeiten mitbekommen habe, haben sich CI Games gefühlt doch etwas mehr ins Zeug gelegt, um Sniper Ghost Warrior 3 zu pushen. Da die ersten beiden Teile von Sniper Ghost Warrior zwar nicht schlecht, aber auch nicht herausragend waren, will man jetzt mit dem dritten Teil richtig ranklotzen und eine neue Fan-Gemeinde aufbauen. Ich denke, das wird auch gelingen.
Bereits auf der gamescom 2016 konnte ich eine kleine Mission spielen und war hier bereits überzeugt, ein wundervolles Sniper-Spiel vor mir zu haben. Eine atemberaubende Landschaft, ernstzunehmende Kontrahenten und die freie Wahl der Vorgehensweise hatten mich vor ein paar Monaten schon beeindruckt. Als dann für letztes Wochenende ein Beta-Test angekündigt wurde, habe ich mich da natürlich sofort angemeldet.
Getestet habe ich auf dem PC und gleich nach dem Download und dem ersten Start bekam ich eine kurze Einweisung ins Spiel. Ich konnte meine Ausrüstung zusammenstellen, hatte auch etwas Geld, um mir ein paar nützliche Dinge kaufen zu können und war überrascht, wie viel Equipment hier bereits zur Verfügung stand. Ob es im Laufe des Spiels dann noch mehr wird, bleibt abzuwarten. Zusätzlich zur Möglichkeit etwas einzukaufen, konnte ich mir auch selbst etwas basteln. Im Laufe des Spiels fand ich dazu immer wieder wertvolles Material, das ich dann im Safehouse, meinem sicheren Unterschlupf, zum Beispiel zu Munition verarbeiten konnte. Das habe ich allerdings während des Beta-Tests nicht genutzt.
Ein Bett gab es im Safehouse übrigens auch, auf das ich mein müdes Haupt betten konnte. Das war sehr praktisch, konnte ich doch so den Zeitpunkt für den Beginn einer Mission festlegen und beispielsweise mitten in der Nacht im Schutz der Dunkelheit damit beginnen.
Zwei Missionen standen in der Beta zum Spielen bereit. In der einen musste ich eine Zielperson ausfindig machen und eliminieren, in der anderen drei Funkantennen außer Betrieb nehmen. Schon diese Aufträge lassen erahnen, dass es sich in Sniper Ghost Warrior 3 nicht nur um Aufträge nach dem Schema „Gehe dahin und töte den da …“ handelt, sondern dass mich im endgültigen Spiel viele unterschiedliche Aufgaben erwarten werden. Das finde ich schon mal spannend, denn nichts ist ermüdender und frustrierender, als gefühlt fünfmal hintereinander die gleiche Mission in unterschiedlicher Umgebung ausführen zu müssen.
Und wo ich gerade die Umgebung erwähne: die ist in Sniper Ghost Warrior 3 wirklich gelungen. Eine phantastische bewaldete Bergwelt mit Tag- und Nachtrhythmus und einem wunderbaren Wettersystem lässt keine Wünsche offen. Da heißt es Büsche, Bäume und Geröll geschickt als Deckung nutzen, erhöhte Felsen als gute Sniperpunkte zu erklettern oder auch durch strömenden Regen gut getarnt an Gegnern vorbeizuschleichen. Alles war detailreich gestaltet, was für einen Shooter nicht unbedingt selbstverständlich ist. Natürlich gab es hier und da ein paar verwaschene oder verzerrte Grafikelemente oder es regnete durch ein geschlossenes Dach, aber hier handelte sich hier ja schließlich auch um eine Beta. Es bleiben immerhin noch zwei Monate zum Release um hier nachzubessern. Deshalb haben mich diese „Einschränkungen“ auch mehr belustigt als gestört.
Was aber wirklich störend war, war die Auswahl der Waffen … oder sollte ich besser sagen, die nicht funktionierende Auswahl. Ich hatte eine Primärwaffe dabei, natürlich das Scharfschützengewehr, eine Sekundärwaffe, die AK47, und zusätzlich noch eine Pistole mit Schalldämpfer. Die Selektion der jeweiligen Waffe ähnelte einem Roulettespiel. An ein schnelles, der Situation angepasstes Wechseln der Waffen war hier nicht zu denken. Ich habe dann in meiner Verzweiflung die Sekundärwaffe weggelassen, aber auch dieser einfache Wechsel von Gewehr zu Pistole funktionierte in den wenigsten Fällen. Hier muss meiner Meinung nach unbedingt nachgebessert werden, um Frust zu vermeiden.
Da ich die Missionen mehrfach durchgespielt habe, konnte ich auch feststellen, dass die Spielmechanik zum Klettern manchmal funktionierte und manchmal nicht. Das war umso ärgerlicher, wenn ich bestimmte Ziele aus diesem Grund nicht erreichen konnte. Hier musste ich mir auch immer wieder vor Augen halten, dass das Spiel ja noch nicht fertig ist.
Ich hatte mich wieder für eine leise Vorgehensweise entschieden und startete am Zielgebiet erst einmal einen Erkundungsflug mit meiner Drohne. Entdeckte Gegner wurden dabei zu meiner Freude gleich automatisch markiert, was besonders bei Dunkelheit sehr praktisch war. Denn auch wenn ich mich in der Dunkelheit unauffälliger bewegen konnte, galt das für meine Kontrahenten ebenso. Sollte ich zwischendurch mal das Zeitliche segnen, bleiben die Markierungen übrigens erhalten. Eine feine Sache. Trotz vorsichtiger Vorgehensweise habe ich oft genug ins Gras gebissen, denn die Gegenspieler waren extrem aufmerksam und schienen auch im Hinterkopf Augen zu haben. Einmal alarmiert kamen aus irgendwelchen Löchern Unmengen angriffslustiger Widersacher gelaufen und ließen sich kaum mehr beruhigen. Auch heiße Feuergefechte waren da kaum mehr eine Rettung. Ich habe gelernt: Die direkte Konfrontation sollte man unbedingt vermeiden.
Das Snipern aus der Entfernung oder auch heimliche Melee-Angriffe auf einzelne Gegner funktionierten wunderbar. Sofern die Zeit ausreichte, konnte ich einen Gegner bei einem direkten Angriff sogar noch befragen. Dabei gab’s immer wichtige Information zum Aufenthaltsort meiner Zielperson oder auch zu wertvollen Beutekisten. Ausgeknipste Rivalen ließen sich dann bereitwillig plündern und (manchmal) auch verstecken.
Etwas unschön: Ein manuelles Speichern ist nicht möglich und trotz automatischem Speichern des Spiels hatte ich das Gefühl, nicht immer beim letzten Savepoint wieder abgesetzt zu werden, wenn ich mal wieder ins gegnerische Sperrfeuer gelaufen bin.
Als besonderes Extra besitzt mein Protagonist einen sogenannten “Scout View”. Mit diesem lassen sich interessante Gegenstände, Klettermöglichkeiten oder auch Gegner und deren Laufwerge besser erkennen. Dieses Feature wurde ja schon früh angekündigt, und ich hatte die Befürchtung, dass es eine zu große Hilfe wäre. Diese Befürchtung hat sich aber nicht bestätigt. Ich konnte zwar einiges besser erkennen, aber übermächtig wurde ich dadurch nicht.
Je nachdem, wie ich die Missionen abgeschlossen hatte, bekam ich für “Sniper”, “Ghost” oder “Warrior” Punkte, die ich in in die Skilltrees dieser Ausprägungen investieren konnte. Auf Grund der Kürze des Spiels, konnte ich die einzelnen Eigenschaften aber nicht wirklich zur Genüge austesten.
Schön war übrigens auch, dass es Nebenaufgaben gab. Sowohl in den Missionen als auch und der näheren Umgebung gab es immer zusätzlich etwas zu tun. Dabei konnte ich beispielsweise auch erneut die Kirche aus der gamescom-Demo besuchen und ein wenig Beute machen. In der ersten Mission durfte ich als optionales Ziel eine abgestürzte Drohne bergen, was noch einmal für Spielspaß sorgte. Unterwegs zeigten mir kleine Fragezeichen auf der Map interessante Orte an, an denen es einiges an Munition oder Bastelmaterial zu sammeln gab. Oft waren diese Orte schwer bewacht und boten deshalb zusätzlich kleine Herausforderungen. Es wird also nicht langweilig, auch wenn man sich einmal außerhalb einer Mission bewegt.
Überhaupt scheint die Karte riesig zu sein. In der Beta war ja nur ein kleines begrenztes Gebiet zu sehen und dies ließ schon ahnen, dass ich im endgültigen Spiel in den Wäldern und Bergen sicher einiges an Spielzeit versenken werde. Die langen Wege zwischen den Missionsgebieten konnte ich zu Fuß oder mit dem Auto zurücklegen. Zusätzlich boten sich später Schnellreisepunkte an, um rasch von A nach B zu kommen. Alles war sehr durchdacht, allerdings ruckelte die Grafik beim Autofahren extrem. Das mag eventuell an meiner Hardware liegen, allerdings habe ich in anderen Spielen in dieser Hinsicht nie Probleme.
Von der Hintergrundstory um meinen Protagonisten Jon North und seinem Team, bzw. seiner sich selbst gestellten Aufgabe seinen Bruder zu finden und dies in Einklang mit seinen offiziellen Missionen zu bringen, war in der Beta nicht viel zu sehen. Allerdings boten ein paar Charakterbeschreibungen einen ersten Einblick, was mich im endgültigen Spiel erwartet.
Kleinere Macken hin oder her, mir hat die Beta von Sniper Ghost Warrior 3 jedenfalls viel Spaß und Appetit auf mehr gemacht. Die Gegend ausgiebig erkunden, Kontrahenten eingehend beobachten und eventuell unbemerkt ausknipsen, heimlich an das Missionsziel anpirschen … ich war wieder in meinem Element.
Wenn Sniper Ghost Warrior 3 hält, was die Beta verspricht, dann wird daraus ein solides Sniper-Game mit jeder Menge Spielspaß. CI Games hat ja noch ein paar Wochen Zeit, die letzten Bugs auszumerzen. Ich habe mir das Spiel jedenfalls schon vorbestellt.
httpv://youtu.be/HOUb5olO-Wo