Kaum hatte ich mir den Wüstensand von den staubigen Klamotten geklopft und meine M1 Garand frisch geputzt und geölt im Waffenschrank verstaut, brach ein wahrer DLC-Regen zu »Sniper Elite 3« in den letzten Wochen über mich herein. Das Entwicklerstudio Rebellion veröffentlichte insgesamt 11 DLCs. Da ich diesem Spiel aus mir selbst unverständlichen Gründen irgendwie verfallen bin, habe ich mir alles geschnappt, was nach einer zusätzlichen Mission aussah, auch wenn der Preis je DLC mit knapp 10 bzw. 7 EUR nicht wirklich ein Schnäppchen war.
Als DLC-Besonderheit gibt es hier eine zusätzliche Story mit dem Titel »Sniper Elite 3 – Save Churchill«, die sich über drei DLCs erstreckt. Grob geht es darum, ein professionell geplantes Attentat auf Winston Churchill zu verhindern.
Während es in den Missionen den Hauptspiels keine direkten und persönlichen Gegenspieler gab, treffe ich hier auf einen äußerst gefährlichen Kontrahenten, bekannt unter dem Decknamen „Raubvogel“, der auf Churchill angesetzt wurde. Raubvogel hat allerdings schnell gemerkt, dass ich ihm auf den Fersen bin (ist eben auch ein Profi) und versucht nun, die Jagd zu einem erbitterten Wettkampf zwischen uns beiden zu machen. Das Attentat wird da eher zur Nebensache. Dadurch wandelt sich die Story zu meiner Freude vom stupiden Auftragsabarbeiten zu einer persönlichen Sache.
Raubvogel hinterlässt mir während der Missionen immer wieder provozierende Notizen frei nach dem Motto „Tja, dumm gelaufen. Ich bin schon wieder weg. Du bekommst mich ja doch nicht.“, um mich aus der Reserve zu locken. Die Identifikation mit meinem Protagonisten Karl Fairburne ist dadurch für mich viel intensiver und die Geschichte spannender und greifbarer als im Hauptspiel. »Sniper Elite 3« hätte ein solcher Ansatz auch nicht geschadet. Jedenfalls haben diese Missionen dadurch für mich wesentlich mehr Substanz als das Hauptspiel und die Story ist für mich um Einiges zugkräftiger, denn wer würde sich nicht gerne an einem persönlichen Kontrahenten messen.
Alle DLCs spielen wieder in sandigen und steinigen Umgebungen und vielleicht liegt es ja an meiner Affinität zu Wüsten, dass ich hier so enthusiastisch durch die neuen Maps der DLCs schleiche, aber schon der erste Teil »In Shadows« ist für mich einfach wieder genial in Szene gesetzt. Hier snipere ich mich durch das nächtliche Siva, einer alten, verlassenen Ruinenstadt. Flackernde Lagerfeuer, Kerzen und Petroleumlampen beleuchten die Szenerie, die somit fast romantisch wirken könnte, würden nicht jede Menge bewaffnete Soldaten um die Häuser ziehen. In den verwinkelten Gassen suche ich nach zusätzlichen Informationen zum geplanten Attentat und stoße dabei auch auf erste Spuren von Raubvogel.
Im zweiten Teil »Belly of the Beast« verschlägt es mich in die Berge Marokkos und hier in eine geheime Waffenfabrik und Testanlage. Ich soll versuchen eine Lieferung von Geheimwaffen zu stoppen und die Munitions- und Waffenlager zu sprengen. Ausgedehnte Gebäudekomplexe, unterirdische Kelleranlagen und verschiedene Quartiere laden hier zum Entdecken ein. In dieser Mission darf ich es ausnahmsweise mal richtig krachen lassen. Tankwagen, Munitionslager, Benzinfässer, Gasflaschen, nichts ist vor mir sicher. Eine ungewohnte aber lustige Abwechslung zum ständigen Schleichen und Snipern.
Die Map der dritten Mission »Confrontation« hat mir allerdings bei Weitem am besten gefallen. Das letzte phantasievoll mit den Ruinen eines alten Amphitheaters geschmückte Gebiet bietet unzählige alternative Wege und Verstecke, die ich erst nach mehreren Durchgängen entdeckt habe. Hier macht mir die leise Vorgehensweise wirklich Spaß und es entwickelt sich das richtige Stealth-Feeling, das ich in anderen Bereichen etwas vermisst habe. Lautlos erkunde ich hier verschiedene Wege, spähe die Laufwege meiner Feinde aus und lege mir dann eine geeignete Vorgehensweise zurecht, um meine doch recht aufmerksamen und damit nervigen Gegner auszuschalten. Am Ende treffe ich dann auch auf meinen Widersacher Raubvogel und es kommt, wie nicht anders zu erwarten, zum letzen, großen Showdown.
Bezüglich des Gameplays gibt es in den Missionen der DLCs aber nicht wirklich etwas Neues. Natürlich sind die Ziele andere, aber Scharfschützennester einnehmen, knatternde Generatoren sabotieren, um Schussgeräusche zu übertönen, feindliche Panzer in die Luft jagen, ein paar lustige Nebenmissionen erfüllen: das ist alles ist aus dem Hauptspiel von »Sniper Elite 3« bereits bekannt. Auch in den DLCs ist es angebracht, möglichst viele Gegner lautlos auszuknipsen, da sie einem sonst bei nächster Gelegenheit in den Rücken fallen. Trotzdem begeistern mich die Missionen und die schön gestalteten Wüstenlandschaften wieder und ich krieche gerne noch einmal durch den staubigen Sand. Übrigens haben die DLCs keine deutsche Sprachausgabe, was mir Gelegenheit gibt, der tiefen, rauchigen Stimme des Sprechers Tom Clarke-Hill zu lauschen. Das setzt dem Ganzen noch ein kleines Sahnehäubchen auf.
httpv://youtu.be/01dEuf2wWrU
Alle DLCs von »Sniper Elite 3 – Save Churchill« sind sowohl als Einzelspieler-Kampagne als auch im Koop-Modus spielbar, wobei ich mich hier wieder auf den Einzelspieler-Modus auf dem PC konzentriert habe.
Wer »Sniper Elite 3« mag, dem werden diese DLCs ebenfalls gefallen. Zwar hängen die drei DLCs von »Sniper Elite 3 – Save Churchill« von der Story her zusammen, man muss sie aber nicht zwingend alle drei und nacheinander spielen. Wenn es z.B. nur einer sein soll, dann würde ich auf jeden Fall den letzten Teil empfehlen.
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