Zockwork Orange

Sind 173 Stunden Borderlands 2 genug?

Ich bin ein echter Borderlands-Fanboy. Den ersten Teil von Borderlands habe ich geliebt und irgendwie jeden Charakter ausgiebig in Prügeleien um Pandoras Schatzkammer geschickt. Umso gespannter war ich auf »Borderlands 2« und deswegen gehörte ich auch zu den Vorbestellern der ultimativen Beutekiste, für schlappe 130 Euro. Sicherheitshalber hatte ich auch noch eine Limited Edition für so um die 60 Euro vorbestellt, falls ich keine der noch strenger limitierten Beutekisten zugeteilt bekommen sollte. Und bei Erscheinen kaufte ich natürlich sofort den Season Pass. Ja, so bekloppt bin ich!

Borderlands 2 Ultimate Loot Chest Limited Edition
Borderlands 2 Ultimate Loot Chest Limited Edition

Als beide Versionen des Spiels dann letztes Jahr im September endlich (zeitgleich) hier eintrudelten, wurde ich erstmal nicht enttäuscht. Von den damals vier zur Auswahl stehenden Charakteren, schnappte ich mir den vielversprechendsten: Die Sirene Maya.

Und nein, ich habe mich nicht von der Oberweite blenden lassen. Ruckzuck war ich durch das Spiel durch und stand vor dem Endgegner, irgendein unbesiegbarer Drecksack mit Level 52. Ich hatte sowas um die Level 35, Level Cap war 50. Nanu!?! Nachdem der mich ein paar Male in Nullkommanix zerlegt hatte, begann ich also mit dem Aufleveln. Kaum hatte ich mit meiner Sirene den Level 50 erreicht, so etwa nach zwei Dritteln des Wahren Kammerjäger Modus, bin ich dann zurück, um mich mutig vom Drecksack erneut vermöbeln zu lassen. Ahhhh, ja. Ich hatte einfach noch nicht die richtige Waffe™ gefunden. Kurze Rücksprache mit anderen Kammerjägern brachte zutage, dass meine Maya mindestens die »Conference Call« Schrotflinte und den »The Bee« Schild benötigt, um dem unbesiegbaren Drecksack die Lebenslichter auszupusten. Lila Slag-Granaten seien auch noch recht hilfreich. Okay.

Sirene Maya (Borderlands 2)

Granaten habe ich genug. Für den Schild musste ich einen Konzern-DJ nur viermal erledigen. Aber die Schrotflinte wollte mir auch nach ein Dutzend Versuchen fürs Verrecken nicht in die Hände fallen. Also tauschte ich mit einem befreundeten Kammerjäger. Das Duplizieren von Items klappt ja noch genauso gut wie im ersten Teil. Und da über 20 goldene Shift-Schlüssel bisher keine einzige brauchbare Waffe zutage gebracht haben, verlasse ich mich halt lieber auf meine Freunde.

Korrekt bewaffnet besiegte ich den unbesiegbaren Drecksack in ungefähr zehn Sekunden. Hervorragende Spielbalance. Der gleiche Boss im Wahren Kammerjäger Modus steckt leider deutlich mehr ein und ist lange nicht so leicht umzulegen, droppt aber klasse Beute, z.B. legendäre Klassenmods. That was satisfying, huh?

Der ganze Spaß beschäftigte mich insgesamt vielleicht so ca. 50 Stunden? “Normale” Spieler legen »Borderlands 2« jetzt zur Seite und spielen das nächste Game. Nicht aber die wahren Kammerjäger! Oh nein! Ich schnappte mir den nächsten Charakter und fing an zu testen, ob mir der Gunzerker Salvador oder der Meuchelmörder Zer0 zusagen würden. Taten sie nicht. Das erschloss sich mir nach bereits 5 oder 6 Stunden. Mit dem Action-Skill des Gunzerkers wurde ich einfach nicht warm. Und Zer0 sieht aus wie eine Bratwurst, spielt sich leider auch so.

Wanted: Zer0 & Salvador

Blieb noch der Soldat, Axton. Mit ihm spielte ich schon nicht mehr so exzessiv wie mit Maya, aber glücklicherweise lieferte Gearbox nach und nach ein paar DLCs, damit Ax nicht auch wieder das Grundspiel zweimal durchlaufen musste. Auch konnte mein Söldner ein paar abgelegte Klamotten von Maya auftragen, das Tauschen ingame mit Claptraps Geheimnis klappt hervorragend. Nachdem mein Soldat also die Pirateninsel (Captain Scarlett and Her Pirate’s Booty), die Torgue-Arena (Mr. Torgue’s Campaign of Carnage) und Sir Hammerlocks Jagd (Sir Hammerlock’s Big Game Hunt) durchlaufen hatte, war er Frau Maya irgendwann ebenbürtig. Die drei DLCs haben richtig Laune gemacht und waren eine sehr angenehme Abwechslung zur Hauptgeschichte! Und das Geschütztürmchen, oh, das Türmchen! BOOM SHAKALAKA!!!!

Soldat Axton (Borderlands 2)

Muss ich erwähnen, dass die Endgegner der DLCs selbst im 1. Spieledurchlauf quasi unbesiegbar waren? Da muss schon ein Level 50 Kammerjäger ans Werk, der so quasi jede namhafte Waffe des Spiels im Gepäck hat. Für jeden beschissenen Boss gibt’s eine andere Schild-/Waffen- oder Artefakt-/Mod-Kombinationen mit noch selteneren Waffen. An sich eine prima Sache, wenn man keiner geregelten Beschäftigung nachgehen muss.
Aber um den Spielespaß zu erhöhen, hat Gearbox quasi im Wochentakt die Spielregeln geändert (ich sage nur “Hotfixes”). So hat die oben bereits lobend erwähnte Kombi der »Conference Call« Schrotflinte und des »The Bee« Schilds heute fast keine Durchschlagskraft mehr. Randy Pitchford (Gearbox CEO) nannte es übrigens einen Bug. Klar. Die einzige Waffenkombi im Spiel, die den Unbesiegbaren erledigt hat, war ein Softwarefehler. Mit dem verlinkten Interview hat Randy sich übrigens wenig Freunde gemacht.

Naja, “fast” keine Durchschlagskraft ist nur so semi-korrekt. Der Schild in Verbindung mit der Schrotflinte haut immer noch so einiges weg, wie ein Besuch in Pete’s Pyro Bar eindrucksvoll zeigt:
httpv://youtu.be/Us2i25gI-08

Mittlerweile (nach ein paar “Hotfixes”) sind die Bossgegner zumindest im 1. Durchlauf auch wieder zu besiegen. Die Bosse im 2. Durchlauf sind, sagen wir mal, gewohnt anspruchsvoll?! Aber ich gebe nicht auf!

Nun, zwei Kammerjäger auf Level 50, bis auf wenige Achievements alles abgeräumt und ordentlich Punkte eingesackt, jeden DLC bis zum bitteren Ende gespielt und die Grundstory auswendig gelernt. Check!
Oh, by the way, die Erfolge sind übrigens total spannend: Alle mit Namen versehenen Orte in XYZ entdeckt. Oder auch: Alle Nebenmissionen in XZY abgeschlossen. Hallo? Spiele ich Skyrim oder Borderlands? In ersten Teil waren die Achievements wenigstens noch witzig! Nur zur Erinnerung: Du bist auf einem Boot! (15G) oder Mein Bruder heißt Mario! (15G).

Insgesamt laut ingame-Spielestatistik: 173 Stunden. Das war irgendwann Anfang Februar. Dann war der Zauber erstmal vorbei.

Ende gut, alles gut! (Borderlands 2)

Wieso jetzt schon? Es gibt doch noch einen 5. Charakter namens Gaige, quasi die große Schwester von Tina. Kurz angespielt. Okay, fast schon zu einfach mit dem Roboter als Kollege. Aber trotzdem spaßig. Demnächst soll es noch einen 6. Charakter geben, irgend ein Bandit namens Krieg. Ja, genau. Wie Krieg.
Aber wo bleibt der Reiz? Gearbox hat so vieles gut gemacht mit »Borderlands 2« aber den Langzeitspielspaß haben sie irgendwie vergeigt. Der aufmerksame Leser wird jetzt fragen: Hallo? 170 Stunden!!!! Na wenn das mal kein Langzeitspielspaß ist?! Okay. Aber mir fehlt irgendwas. Warum soll ich jetzt bitteschön nochmal 2 Charaktere durch das Grundspiel prügeln? Es gibt doch keine neuen Achievements mehr dafür, keine neuen DLCs, nichts! Noch mal mit zwei neuen Kammerjägern immer und immer wieder durch die gleiche Welt? Irgendwie juckt mich das nicht so richtig. Und ich bin da kein Einzelfall. Immerhin gab’s zwischendurch immer mal wieder spaßige Videos mit CL4P-TP.

Die Level-Cap wurde nun kürzlich (kostenpflichtig und auch ohne neue Achievements) von 50 auf 61 erhöht. Neue Waffen wurden eingeführt. Der Evil Smasher Glitch wurde leider beseitigt. Ein DRITTER Spieledurchlauf wurde geschaffen. Ein DRITTER!!! Ich frage mich, WER hier den Knall nicht gehört hat. Aber verdammt. Natürlich macht es Spaß! Einen Heidenspaß!

Ein gut aussehender Bösewicht (Borderlands 2)

Ach, und dann habe ich die Infinites entdeckt. Die sind vielleicht geil. Und dann denke ich mir, hey, ein Gunzerker mit zwei Infinites? Wow! Ab dafür. Und schon sind wieder Stunden vergangen und man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht.

Ungewollt witzig sind übrigens auch die Patchnotes von Gearbox:

(Mr. Torgue DLC) Rat Thief enemies are no longer allowed in Pete’s Bar due to patron concerns regarding excessive theft.

Naja, vielleicht ist’s auch gewollt witzig. Aber Gearbox ist irgendwie kein Sympathieträger. Ähnlich den Tunnelratten, die jetzt nicht mehr in die Bar dürfen. Ich kenne Kammerjäger, die haben da ein Vermögen verloren….

Jetzt warten wir alle sehnsüchtig auf den 4. und vermutlich letzen DLC von »Borderlands 2«, der irgendwann im Juni erscheinen soll: Bunkers and Badasses. This ain’t no place for no hero to call home. Und ich zitiere unsere liebe Kollegin Kristin mit den Worten:

»Borderlands 2« ist von Sekunde Eins bis zum fulminanten Finale ein feuchter Traum von einem Spiel.

Sind 173 Stunden »Borderlands 2« also schon genug? Nein! Es ist noch lange nicht genug! Ich bin gern auf Pandora. Auf, Kammerjäger! Zeigen wir’s den Drecksäcken!

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