PR-Mails für Spiele sind fast schon eine eigene Kunstform und so erreichte mich neulich eine Mail für ein NSFW Spiel mit dem verheißungsvollen Text „Do let us know if you’re brave enough, cough, we mean, if you’d to reserve a review code…“ – und da ich sowohl auf trashige Filme wie auch Spiele stehe, habe ich mir das natürlich nicht entgehen lassen.
Senran Kagura ist offenbar eine Reihe von Spielen im Anime-Stil, die mir aber bis dato unbekannt ist. Um Ninja-Mädchen soll sich die Franchise laut Wikipedia drehen, und wie es sich für das Klischee gehört, werden die Mädchen entsprechen sexualisiert dargestellt – erst jüngst hat das zu auf der PS4 zu Problemen des neuesten Spiels der Hauptreihe geführt.
Massage mit glücklichem Ende
In »Senran Kagura Reflexions« geht es darum, Asuka, eines der Ninja-Mädchen, zu massieren. Sie sei unentspannt sagt mir das Spiel, und so läuft die Massage immer in drei Schritten ab: Erst eine Handmassage, dann eine Vollkörpermassage und zu guter Letzt eine Massage verdächtig nah am Schritt. Während die ersten beiden Stufen nur mit den virtuellen Händen durchgeführt werden, stellt das Spiel für die letzte Stufe mehrere Tools zur Verfügung: Nur die Hände, ein Massageroller, eine Bürste, ein Vibrator und das beste aller Tools, nämlich die Möglichkeit die Stufe zu überspringen.
Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich das deuten soll: Wussten die Entwickler selber wie belanglos die Minispielchen eigentlich alle sind? Soll das vor peinlichen Blicken in der U-Bahn schützen? Überhaupt fange ich so früh wie möglich an alles zu überspringen, was übersprungen werden kann – was erstaunlich viel ist. Nur die immer selben, viel zu langen, Einblendungen, auf welcher Massagestufe ich mich gerade befinde, lassen sich ärgerlicherweise nicht wegdrücken.
Billige Erotik
Fakt ist, dass das Spiel an sich nur eine Ansammlung diverser Minispiele ist, bei denen es entweder darum geht Knöpfe zu drücken oder Knöpfe zu drücken und den Joystick zu bewegen – wahlweise kann, je nach Minispiel, auch einer der Joycons bewegt werden. Allzu spannend oder herausfordernd ist das auf Dauer jedenfalls nicht, denn den Dreh hat man bei absolut jedem Minispiel bereits beim ersten Mal raus.
Erfolgreiches massieren wird mit Stöhnen „belohnt“, bei dem sich Asukas Mund höchst genießerisch jedes Mal genau gleich bewegt (übrigens auch wenn sie spricht) – eine Animation empfand man wohl als ausreichend – sodass man das Gefühl bekommt mit einer animierten Gummipuppe zu interagieren. Überhaupt ist das ganze Spiel in etwa so erotisch wie die Sexy Sport Clips, knisternde Sinnlichkeit wie bei Ladykiller in a Bind sucht man bei »Senran Kagura Reflexions« mehr als vergeblich.
Fragwürdige Fetische, konsequenzloses Grapschen
Wenn überhaupt, sollen wohl normale bis teilweise fragwürdige Fetische bedient werden: Sind Dinge wie die Kriegerin, die Lehrerin, die Schülerin, die Verkleidung als Geschenk, Ziegenbärte oder gebrauchte Höschen noch irgendwo vertretbar, so wird es beim Schwestern- oder Produzenten-Fetisch schon deutlich bedenklicher – besonders Letzteres geht in Zeiten von #metoo und Harvey Weinstein eigentlich gar nicht. Dazu kommt, dass ich als Spieler Asuka jederzeit an Brüsten und Hintern begrapschen kann, sie mir auch zu verstehen gibt, dass sie das nicht möchte, spielerisch aber keinerlei Konsequenzen zu befürchten sind. Sie sträubt sich nur kurz und ich kann fröhlich weiter grapschen und werde auch noch mit gelegentlichem Stöhnen belohnt.
Vibration und so
Erstaunlicherweise kann man zu »Senran Kagura Reflexions« auch etwas Positives sagen: Das Spiel ist eines der ersten für mich überhaupt, wo die Anwesenheit von HD Rumble einen erkennbaren Unterschied macht. Auf Massagestufe eins (Hand massieren) spürt man Asukas Herzschlag, der mit steigender Erregung auch intensiver wird. Das ist für ein solches Spiel unerwartet gut umgesetzt und weckt in mir den Wunsch, dass mehr Spiele auf der Switch diese Möglichkeit so nutzen. Nichtsdestotrotz bleibt aber der fahle Nachgeschmack ein Coupé-Heftchen als Spiel serviert bekommen zu haben.
Fazit
Gemessen an der PR Email war mir durchaus bewusst, dass mich hier kein spielerisches Meisterwerk erwarten würde. Überrascht hat mich jedoch, dass fragwürdige Fetische bedient werden und übergriffiges Verhalten zwar registriert, aber konsequenzlos bleibt – das grenzt fast schon an Hohn und umso mehr wundert es mich, dass das Spiel überhaupt eine Freigabe für die Nintendo Switch erhalten hat. Warum ein solches Spiel auch noch 7 GB Speicherplatz belegt ist mir ein Rätsel und so kann ich von »Senran Kagura Reflexions« nur abraten.
Transparenz-Hinweis: »Senran Kagura Reflexions« wurde uns per Nintendo Eshop Code kostenlos zur Verfügung gestellt.