Zockwork Orange

Schrottwichteln: Starke Männer, kleine Bälle

tigwm12x360pftfrontEs ist ja so: Ich hasse es, mir Sportveranstaltungen anzuschauen. Ob das jetzt ein Fußballspiel oder ein Boxkampf ist. Ich schiele dabei ständig auf die Uhr und überlege, wie viel Nützliches ich innerhalb dieser Zeit hätte schaffen können. Und dabei empfinde ich nur eine Sportart als noch langweiliger als Formel 1. Und das ist Golf.

Was bin ich froh, dass Ralf-Jürgen beim diesjährigen Schrottwichteln ein glückliches Händchen bewies und kein Golfspiel… Oh, Moment. Kacke. »Tiger Wood PGA Tour 2012«. Scheiß die Wand an – Meine Stimmung ist auf einem absoluten Nullpunkt. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, denn kaum ein zweiter Sport ist so langweilig und gleichzeitig so kalauerfreundlich wie das Spiel auf dem Grün. Daher mein Leserservice in diesem Jahr: Sämtliche anzügliche Wortspiele sind in diesem Beitrag farblich markiert. Bitteschön.

Who’s your Caddie?

Heute ist also der Tag, vor dem mich meine Mutter warnte. Der Tag nämlich, an dem ich an der heimischen Xbox 360 das Einlochen üben würde. Als Normalsterblicher kommt man eigentlich relativ selten in den vermeintlichen Genuss, tatsächlich einmal auf solch einem Platz stehen zu dürfen / müssen, alleine der strikten Kleidervorschrift wegen. Während unsereins bevorzugt ohne Hose durch die Fußgängerzonen der Heimatstadt flaniert, herrscht auf dem heiligen Grün noch Zucht und Ordnung. Die Cap sitzt vorschriftsgemäß richtig herum auf dem Kopf und das Hemd steckt in der Hose. Direkt neben dem Stock im Po.

Und so stelle ich mir meinen Golf-Pro zusammen, den ich liebevoll “Joe Affe” nenne. Denn besser als “affig” wird meine Leistung in diesem EA-Sports-Titel wohl nicht werden. Ob das schlussendlich an mangelnder Motivation oder an unzureichenden Fähigkeiten liegen soll, werde ich noch nicht verrat… Na gut, ich sag’s euch: Ich fand’s scheiße und hab den Dreck ausgeschaltet. Aber nicht, bevor ich mit meinem Schläger ein Mal 18 Löcher befeuert habe. Ich lasse mir nicht nachsagen, es nicht versucht zu haben. Dass ich dabei ungefähr auf dem 326. Platz lag, schreibe ich einfach mal der miserablen Steuerung zu.

Obschon ich einen unablässig quasselnden Caddie im Gepäck habe, der mir meine Bälle hinterherträgt und nebenbei auch noch perfekt die Flugbahn meines weißen Kleinods voraussagt, schlägt selbiges unterwegs gerne mal völlig unvorhersehbare Wege ein. Das mag beim Abschlag noch nicht sonderlich gravierend sein, aber spätestens beim Putting, also beim sanften Hereinschieben des Balls aus kurzer Distanz, nagt der Titel mitunter an meiner persönlichen Frustgrenze. Ich neige in der Regel nicht dazu, schnell die Fassung zu verlieren, aber wenn mein digitales Ebenbild im rosa Polohemd das Ei zehn Mal am Loch vorbeisemmelt und dabei ständig der gleiche blöde Kommentar von meinem besserwisserischen Balljungen abgespielt wird, ist das wirklich eine Zerreißprobe für das Gemüt.

Jeder Schlag verläuft nach dem gleichen Prinzip:

Das könnte selbst ein dressierter Affe. Das ist fast einfacher als Final Fantasy XIII. Woran es liegt, dass der Ball dennoch macht, was er will: Keine Ahnung. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht zum Golfen geboren (was ich eigentlich ganz gut finde).

Aber damit man nicht nur alleine auf der Couch den Schläger schwingt, kann man online drei Freunde zum gemeinsamen Ballspiel einladen. Na, hoffentlich kriegt da niemand was ins Auge. Ausprobiert habe ich das nicht, denn dafür müsste ich mit dem Spiel in der Konsole online gehen, und den Hohn meiner Xbox-Freunde möchte ich dann doch nur ungern über mich ergehen lassen.

Lieber Ralf-Jürgen: Ich hoffe nicht, dass du nächtes Jahr wieder mein Schrottwichtelpartner wirst. Denn ich hasse dich dafür, dass du diese Faktoren des absoluten Hasses in mein Heim gelassen hast:

Es kommt der Tag, an dem ich mich revanchieren werde. Nicht heute, nicht morgen, sondern dann, wenn du am wenigsten damit rechnest.

httpv://www.youtube.com/watch?v=bt7ab0j1JXs

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