Zockwork Orange

Schrottwichteln: Leisure Suit Larry Box Office Bust

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„Wenn du so etwas sehen willst, dann Spiel doch Larry 5…“

…raunte mir der pixelige Charakter damals entgegen, als ich ihm via Mausklick befahl die Toilette zu benutzen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, in welchem Spiel es war. Es muss irgendwann Mitte der Neunziger gewesen sein. In einem Freeware Point‘n‘Click Adventure, das ich auf der Heft-CD irgendeines deutschen Computermagazins fand. Das war das erste Mal überhaupt, dass ich von der Leisure Suit Larry-Reihe hörte. Gespielt habe ich nie eins, auch wenn mir später natürlich grob Inhalt und Optik der Reihe bekannt war.
„Hui, cool“, dachte ich also, als ich vor einigen Tagen die Verpackung meines Schrottwichtelgeschenks aufriss und darin „Leisure Suit Larry Box Office Box Bust“ vorfand. Zwar keins der Originale, aber immerhin ein Spin-Off. Muss ja nicht unbedingt schlimm sein. Ich zweifelte kurz daran, ob Kollege Jan den Sinn von Schrottwichteln auch wirklich verstanden hat, und legte das Spiel, ohne mir vorher Rückseite oder Anleitung anzuschauen, noch am selben Abend in die Konsole. Ihr denkt jetzt vermutlich “der übertreibt doch”, wenn ich sage, dass an diesem Punkt die vier schlimmsten Stunden begannen, die ich je mit einem Spiel verbracht habe. Deshalb kontere ich eure Vermutung zunächst mit einem Screenshot:

What? I don’t even…

Zunächst stellt sich Box Office Bust nicht als ein Adventure heraus, sondern als ein 3rd-Person Sandbox-Spiel, mit Aufgaben und Minispielen aus Jump’n’Run-, Puzzle- und Actiongames. So weit so gut, kann ja trotzdem lustig sein. Ich schlüpfe in die Rolle von Larry Lovage, dem Neffen des berühmten Originals, der sich als Lohnarbeiter in seines Onkels Filmstudios verdingt. Im frei begehbaren Areal warten allerlei Aufgaben auf mich. Zunächst bestehen diese größtenteils aus Botengängen, die vielleicht zwischendurch höchstens durch Jump’n’Run-Parts oder kurze Minispiele variieren, meist aber einfach nur stumpfes von A nach B fahren beinhalten. Einmal, zweimal, dreimal, viermal… ich höre auf mitzuzählen als dann auch noch ein Zeitlimit dazu kommt, welches mich vermutlich selbst volltrunken nicht fordern würde. Die einzige Schwierigkeit bis hierher war die völlig beknackte Kamera und die schwammige Steuerung, sowohl des Hauptcharakters, als auch der Fahrzeuge in den Griff zu bekommen. Später variieren die Minispiele je nach Filmsets auf das Larry geschickt wird. Etwa wenn Larry am Rand eines Western-Sets einschläft und sich im Traum selbst als Cowboy in [Allan, please add vinyl-scratch sounds here] the wicked wicked wild wild west wieder findet, darf sogar geschossen und geprügelt werden, was sich aber als weder schwer noch spaßig entpuppt.

I had to quit porn. I couldn’t swallow it anymore

Auch auf Seiten des Humors versagt das Box Office Bust völlig. Es strotzt nur so vor Sexismus, immer brav unter dem Deckmantel der comichaften Überzeichnung versteckt. In etwa so wie diese Witze-Seiten auf Facebook die ihren latenten Alltagsrassismus mit “Achtung: Schwarzer Humor” entschuldigen wollen, wird einem hier dämlicher, pubertärer Humor verkauft, den ich wohl schon mit 16 nicht mehr lustig gefunden hätte (denn das ist die Altersfreigabe der PEGI-Version). An Leisure Suit Larry Box Office Bust ist so viel fürchterliches dran, dass man es eigentlich nicht in Worte fassen kann und wer immer noch behauptet, exzessives Spielen von Ego-Shootern fördere das Gewaltpotenzial, der hat offenbar noch nie etwas von diesem Spiel gehört.

PS: Jan, ich hasse dich!

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