Schrottwichteln: David hat versagt! 1

Schrottwichteln: David hat versagt! 1

Driver_Renegade_packEin bisschen verwirrt öffne ich den Umschlag, den mir der freundliche, aber durch den Weihnachtsstress sichtlich genervte Paketbote in die Hand drückte, denn heraus rutscht nicht etwa irgendein Pony-Spiel oder Make-Up-Designer, sondern ein FSK-18 Rennspiel für den Nintendo 3DS auf dessen Verpackung das Ubisoft-Logo erstrahlt: »Driver – Renegade 3D«? Gut, denke ich, da scheine ich ja dieses Jahr vom Schlimmsten verschont zu bleiben. Hoffe ich zumindest und stelle den 3DS sogar absichtlich auf Deutsch um, damit ich den größtmöglichen Trashfaktor herauskitzeln kann. Eine sehr gute Entscheidung, denn schon der Anfang macht deutlich: Die Sprecher sind ungefähr so gut wie die einer alten, mittelmäßigen John Sinclair-Kassette und die Story lässt jedes Jason Dark Groschenheft wie Weltliteratur erscheinen.

Hauptcharakter Tanner, desillusioniert von der Korruption innerhalb des NYPD, hat seine Dienstmarke mittlerweile abgelegt und ist drauf und dran sich einem privaten Sicherheitsdienst anzuschließen. Für sein Vorstellungsgespräch trifft er sich mit seinem hoffentlich zukünftigen Boss in einer dunklen Seitenstraße, – Wo auch sonst? Büros in New York sind bestimmt teuer – doch nicht nur wird seine Bewerbung abgelehnt, nein, die Unterhaltung wird auch noch von Schüssen abrupt unterbrochen, als direkt nebenan eine Entführung stattfindet. Geistesgegenwärtig und pflichtbewusst springt Tanner in sein Auto und nimmt die Verfolgung auf. Hier übernehme ich das erste Mal die Kontrolle über den Wagen und bin erstaunt: Die Fahrphysik ist erstaunlich gut und sehr arcadig. Als ich den Entführer endlich eingeholt, zum stoppen gebracht und mit einer Brechstange ausgeschaltet habe, entpuppt sich der Entführte als ein New Yorker Senator, der es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht hat, die Stadt von Korruption, Verbrechen und Gewalt zu befreien. Dazu sind ihm alle Mittel recht und so engagiert er Tanner kurzerhand als seinen Mann fürs Grobe. Dies ist der Aufhänger für eine Destruction-Tour quer durch die Stadt, bei der ich Jagd auf die stereotypsten Gangster der Spielegeschichte mache und später mit einem langweiligen Plottwist belohnt werde. Dabei muss ich mir auch noch die schlimmen Sprüche des Hauptcharakters anhören, die selbst TKKGs Tarzan/Tim vor Neid erblassen lassen würden: Ein Krimineller verbrennt in seinem Auto nachdem ich ihn zwang mir den Aufenthaltsort seines Bosses mitzuteilen: „Oh, da haben wir wohl zu lange gequatscht!“ Aber eigentlich ist das gar nicht so schlimm, denn Renegade macht nie einen Hehl daraus möglichst flach sein zu wollen. Es hat das Wort Pulp ganz fett auf die Stirn tätowiert und wisst ihr was? Es ist teilweise so überdreht, schräg und dämlich, dass ich tatsächlich hier und da lachen musste.

driver_renegade Die Missionen sind dafür leider wenig abwechslungsreich und letztlich gibt es nur drei Arten: Ich verfolge jemanden solange bis eine Zwischensequenz auslöst und der Delinquent auf abstruse Art und Weise das Zeitliche segnet, ich verfolge jemanden und muss ihn rammen bis sein Auto in Flammen aufgeht oder ich werde verfolgt und muss die Angreifer ausschalten bis alle von der Karte eliminiert sind. Eine durch verschiedene Aktionen auffüllbare Rage-Leiste, verleiht mir dabei die Möglichkeit einen Boost zu benutzen oder mehr Schaden an gegnerischen Autos zu verrichten.Ist mein Auto beschädigt fahre ich lediglich über den Hof einer Tankstelle, die es großzügig an jeder zweiten Ecke gibt, und es erstrahlt in neuem Glanz. Tatsächlich macht das für die Hälfte des Story-Modus auch ein bisschen Spaß, herausfordernd ist es dafür aber nie und die mangelnde Abwechslung zwang mich letztlich den 3DS nach ca. zwei bis drei Stunden Spielzeit gelangweilt wegzulegen.

Da darf ich dieses Jahr schon die Schrottwichtel-Saison beenden und da sollte man ja eigentlich davon ausgehen, dass jetzt noch mal ein richtiger Knaller der schlechten Art kommt, aber leider ging Davids Versuch mich mit »Driver – Renegade 3D« in den Wahnsinn zu treiben mal galant nach hinten los. Nun ist der 3DS-Ableger der Driver-Reihe – von der ich noch nie einen Teil zuvor spielte – sicherlich kein sonderlich gutes Spiel, aber gemessen an den Spielen die wir hier bei ZwO schon beim Schrottwichteln hatten, sticht es sicherlich als eins der besseren heraus. Ich fühlte mich zu Beginn durchaus gut unterhalten, doch leider versagt das Spiel nach einigen Missionen dann genügend Abwechslung zu bieten und langweilte mich dann schließlich doch ein bisschen zu sehr. Aber mal ohne Scheiß: Wenn ihr das Teil mal für einen Fünfer irgendwo auf dem Grabbeltisch liegen seht, wäre diese Investition vermutlich nicht die schlimmste, die ihr ihr in eurem Leben tätigen würdet.

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Daniel (Redaktion) Job: Referendar Auf ZwO Experte für: Indie Games, Aufbau-Strategie, DotA 2 Hier holt sich Daniel Gaming-News: GameInformer Erstes Game: Super Mario Land 2 Liebste Games: Cities Skylines, Prison Architect, DotA 2, PUBG, Civilization Liebste Persönlichkeit der Branche: Braucht man die? Liebste Game-Figur: Meepo

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