Zockwork Orange

Review: We Dare/Flirt-Gewitter

“Lust heute Abend ein bisschen zu zocken?”

“Was könnte harmloser sein?”, denkt sie und willigt gelangweilt ein. Doch sie hat nicht mit meinem Ass im Ärmel gerechnet, denn frisch auf meinen Regal liegt für die Wii – die wohl unschuldigste Konsole, die man sich vorstellen kann – Ubisofts Partygame We Dare aka. Flirt-Gewitter, das Game, dessen Trailer jedem Spieler nach wenigen Minuten Spielzeit Real Life-Action verspricht.

Wie im echten Leben fängt bei Wii… äh, We Dare alles ganz harmlos an, und zwar mit einem Avatar Creator. Super, mit den normalen Miis hätte man auch schlecht glaubhaft ein Flirt-Spiel machen können. Wenn Rule 34 eine Ausnahme hat, dann sind es vermutlich Miis. Im Avatar-Menü sieht man dann schon direkt, wie der Hase läuft, auswählbare Typen sind für Frauen u.a. Wildfang, Femme Fatale oder Steiler Zahn, bei den Männer geht es weniger sexorientiert zu: Freak, Stubenhocker, Handwerker. Wo ist da bitte die Gleichberechtigung? Egal, Avatare erstellt und los geht’s!

Die erste Rubrik trägt den vielversprechenden Namen Couchbeben. Abwechselnd wählen wir Spiele aus, ich fange mit dem Filmquiz an. Viel zu einfach für mich und kein Vergleich zu Filmgames wie Scene It, trotzdem ganz nett zum Einstieg. Allerdings geht die Auswahl der Antworten nicht wie bei Scene It über verschiedene Buttons (man hätte ja das Steuerkreuz nehmen können), sondern man wählt die Antwort direkt auf dem Screen aus, so dass jeder sieht, was die anderen ausgewählt haben.

Vor dem nächsten Game kommt ein Ladescreen mit interessanten Infos: pro Tag werden weltweit 100 Millionen Geschlechtsakte vollzogen. Aha?!

Danach wird eine Frage gestellt, welche die Spieler wohl charakterisieren soll. “Freunde zu finden ist leicht, sie zu behalten schwer.” Aus den Antworten wird später berechnet, wie gut die Spieler zusammen passen. Würde mich mal interessieren was passiert, wenn man zu viert spielt, also wer dann mit wem verkuppelt wird.

Es soll aber mal ein bisschen ernster werden, deshalb steht als nächstes Kampf der Geschlechter an. Was sich vielversprechend anhört, entpuppt sich dann doch nur wieder als ein Quiz, bei dem Mann und Frau abwechselnd Fragen beantworten, die angeblich auf das jeweils andere Geschlecht zugeschnitten sein sollen. Frage für die Frauen (logisch, denn Frauen lesen bekanntlich gerne Bücher, Männer nicht): “Wer erschuf die Splinter Cell-Reihe?” Direkt bei der ersten Frage zeigt Ubisoft, was hier für Allgemeinwissen abgefragt wird. Nächste Frage an mich: irgendwas mit Motocross, hab ich keine Ahnung von. Ist das etwa so typisch männlich?

Nächste Kategorie: Abenteuerlich. Zur Auswahl stehen: Liebe macht blind, Rodeo (rawr!) und Was immer du willst. Wir entscheiden uns für Liebe macht blind. “Ein Spieler muss sich jetzt die Augenbinde anlegen”. Aber wo so spontan eine Augenbinde hernehmen? Ziel des Spiels ist, die Bewegungen des Avatars auf dem Screen nachzumachen, die der andere Spieler einem beschreiben muss.

Ich bin wieder dran und wähle Limbo aus. Limbo ist eines der zahlreichen Minispiele, bei denen man die Wii-Remote am Körper tragen soll und, in dem Fall hier, Limbo tanzen muss. Wer tiefer kommt, hat gewonnen. Der weibliche Avatar bleibt auf dem Screen mit seinen (ihren? Die Avatarin?) sekundären Geschlechtsmerkmalen an der Limbostange hängen, es zählt aber wohl trotzdem. Das nächste Spiel ist ähnlich, Wii-Remote in die “Potasche” (man muss zu diesem Zeitpunkt also noch angezogen sein) und vor dem wütenden Ehemann, der mich beim Beglücken seiner Frau erwischt hat, aus dem Fenster fliehen und die Fassade hinunter klettern. Langweilig.

Im nächsten Teil wird es endlich spannend, versprochen! Wir haben die Wahl zwischen Sexbombe, Leidenschaft und Sturm der Liebe. Die ersten beiden sind nur wieder Tanz-Minispiele, Sturm der Liebe hingegen versetzt uns ins regnerische Venedig, die Wii-Remote ist der Regenschirm zwischen uns, die wir mit unseren Körpern ausrichten müssen, um nicht nass zu werden. Erklärung des Spiels: 2 Personen halten eine Fernbedienung aufrecht zwischen sich, umarmen sich und bewegen sich synchron. Bei diesen Spielen wird der Mitspieler gefragt, ob er das auch wirklich machen möchte? Gibt es auch ein Safeword zum Abbrechen?

Jedenfalls haben wir das Spiel nicht ganz verstanden und mit 0 Punkten verloren. Next! Und ein weiteres Tanz-Game. Manche Titel hätten echt nicht übersetzt werden sollen: Glaubst du an Wunder? Tanze zu diesem erotischen Rhythmus. Bedeutet genauer: wieder einfach alle Bewegungen nachmachen, während Hot Chocolate mit You Sexy Thing läuft.

Bei Flirt-Gewitter gibt es zwei Arten von Tanz-/Bewegungsgames: bei einem muss man die Bewegungen des Avatars nachmachen, beim anderen werden Posen angezeigt, die man zum richtigen Augenblick einnehmen muss. Der Titel hat hier mal wieder mehr versprochen, als tatsächlich geboten wurde. Ich überspringe nun auch einfach den restlichen Bericht, denn es wird leider nicht spannender. Zum Schluss sagt uns das Spiel nur noch, dass die Chemie zwischen uns stimmt und es einen Versuch wert wäre. Aber wo waren denn jetzt die Games aus dem Trailer? Man hat immer nur eine kleine Auswahl der über 40 Minispiele, aber dass in unserer Runde keins aus dem Trailer dabei war, kann ja eigentlich nicht sein.

Flirt-Gewitter (PS3, Wii)
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Erscheinungsdatum: 03. März 2011
USK-Einstufung: ab 12 Jahren freigegeben

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In einem weiteren Test mussten wir den Time Warp und YMCA tanzen, erfuhren, dass Frauen vor 100 Jahren gerne einen Damenbart hatten und entdeckten schließlich doch noch ein vielversprechendes Game: Das nennt sich Lass mich nicht fallen und wird mit einer Wii-Remote gespielt. Die steckt Spieler A sich wieder in die “Potasche” und legt sich dann auf die Knie von Spieler B, der somit Spieler A beim Flug um ein Schloss steuern muss. Die Szene erinnert an das Bonuslevel von Super Mario 64, das man betreten konnte, in dem man im Hauptraum des Schlosses nach oben ins Licht geguckt hat. Auf der Suche nach dem Striptease-Spiel schaue ich in die Anleitung des Games. Das geht natürlich nur mit angeschlossenem Wii Balance Board. Man stellt sich drauf und soll dann so viel Gewicht wie möglich verlieren, muss also irgendwie seine Kleidung loswerden. Och menno, da finde ich ein wirklich gutes Spiel und war zu faul, das Balance Board für meine Begleitung unter dem Bett hervor zu holen.

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