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Review: Medal of Honor – Tier 1 Edition

Die MEDAL OF HONOR Tier 1 Edition war der letzte 2010er Shooter, der sich noch in meinem Pile of shame befand. Nachdem ich CoD BLACK OPS und HALO: REACH zur Genüge geballert hatte, widmete ich mich dem Shooter im Vertrieb von Electronic Arts. MEDAL OF HONOR wird ja als CoD-Plagiat vielerorts zerissen, wahrscheinlich hat es deswegen bei mir so lange im Regal gestanden. Zu unrecht. MEDAL OF HONOR macht Spaß!

Über die vielen angeblichen Parallelen zur CoD-Serie will ich hier gar nicht eingehen. Nur so viel: MEDAL OF HONOR hat das Setting des 2. Weltkriegs (endlich) verlassen und ist in der Gegenwart angekommen. Ich schlüpfe in die Rolle von Elitesoldaten des us-amerikanischen Militärs (Tier One) und kämpfe in Afghanistan. MEDAL OF HONOR bleibt also eher dem realistischen Setting treu und greift nicht auf fiktive oder gar futuristische Szenarien zurück, wie z.B. der kommende Stern am Shooter-Himmel: Homefront.

MEDAL OF HONOR setzt nicht unbedingt auf cineastische Effekte und Blendwerk. Hier gilt es Knochenarbeit zu leisten. Ich nenne es mal “einfache” Missionen aus dem Alltag eines Soldaten, der das Pech hatte, ein Ticket nach Afghanistan einzulösen. Ich übernehme abwechselnd die Steuerung von mehreren Soldaten besagter Spezialeinheit und kämpfe am Boden und in der Luft ums Überleben. Dieses abwechslungsreiche, zugegebenermaßen aber nicht unbedingt neue, Setting hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die staubige und dreckige Welt Afghanistans, einem Land welches schon seit geraumer Zeit unter der Last des Krieges zu leiden hat, ist atemberaubend umgesetzt. Aus felsiger Deckung sprinte ich zum nächsten Sandhügel – geblendet von einer erbarmungslos brennenden Sonne – und bin froh um meine bis zu 3 stetigen Begleiter, kämpfe mich durch gut verteidigte Wüstenstellungen, Bunker, Gebirgshöhlen und anderes unwegsames Areal. Geradlinig, aber niemals langweilig. Hervorragend in Szene gesetzt.

Die Grafik ist gut, zwar nicht immer auf hohem Niveau, kann aber durchaus überzeugen. Hin und wieder poppt mal ein Feind aus dem Nichts auf, allerdings meist in weiter Ferne und in meinen Augen nicht unbedingt störend. Bei BLACK OPS ging mir das viel mehr auf den Keks, da hier Gegner unmittelbar vor (oder hinter) meiner Nase materialisierten und meinem Spiel ein jähes Ende bereiteten. Auch ist in MEDAL OF HONOR die Zahl der Gegner “limitiert”, ich muss also nicht damit rechnen, dass mir irgendwann die Munition ausgeht und ich überrannt werde. Gut umgesetzt.

Der Sound ist okay für einen Shooter, mehr erwarte ich nicht. Wie oben schon erwähnt setzt MEDAL OF HONOR eben nicht auf filmreife Sequenzen, sondern auf Realismus. Damit kann ich gut leben.

Der Schwierigkeitsgrad ist leider eher bescheiden. Auf “normaler” Schwierigkeitsstufe ist man viel zu schnell mit der Kampagne durch. Ein Manko, das viele aktuelle Shooter derzeit haben. Die Entwickler setzen meines Erachtens viel zu sehr auf die Multiplayer-Modi, um Langzeitspielspaß zu generieren. Als Zugabe erhält man noch den Tier 1-Modus: ohne Fadenkreuz unter erschwerten Bedingungen mit Zeitlimit noch einmal durch die Kampagne. Nicht unbedingt originell, aber herausfordernd.

Das Spiel ist jetzt seit fast einem halben Jahr auf dem Markt und hat übrigens immer noch Bugs. Gerade im letzten Level “hängt” mein Kumpel hinter einer Deckung und obwohl weit und breit kein Gegner in Sicht ist, will er einfach nicht weiter laufen. Also: Level neu starten und wieder versuchen. Nach ein paar Fehlversuchen fand ich Hilfe im Netz. Mehr als ärgerlich und vollkommen überflüssig. Bei meiner Recherche habe ich übrigens gesehen, dass die PC-Version noch um einiges verbugter ist als meine Xbox 360-Version des Spiels. Unschön. Um es mal vorsichtig zu formulieren.

httpv://www.youtube.com/watch?v=DxeyQxABP8o

Der Multiplayer von MEDAL OF HONOR hat leider keine Koop-Kampagne oder Mission. Schade. Für mich immer das ideale Feature, um das Spiel auf der höchsten Schwierigkeitsstufe ein zweites Mal mit einem Freund zusammen durch zu spielen. Aber dafür gibt es ja den Tier 1-Modus. Naja. Der Online-Multiplayer hingegen kann alleine (Team 12 gegen 12) oder auch mit Freunden im gleichen Team bestritten werden. Entweder man verteidigt auf Seiten der Taliban eine Stellung oder greift mit den US-Streitkräften eben diese Stellung an. Ich habe das alleine und mit einem Freund in unterschiedlichen Modi und auf vielen Karten ein paar Stunden ausprobiert. Spaßig und gut in Szene gesetzt. Aber die Verteilung der teilnehmenden Spieler in die Teams und Matches nimmt leider überhaupt keine Rücksicht auf den Rang und die Spielerfahrung. So haben wir MoH-Noobs anfangs zusammen mit und gegen Veteranen gekämpft, die deutlich bessere Waffen haben. Selbst nachdem wir die Karten auswendig kannten, hatten wir kaum keine Chance gegen die Profis. Wir wurden aus Entfernungen ausgeschaltet, da waren unsere Gegner gerade mal einen Pixel groß. So hat man die Chance, leider nur sehr langsam im Rang zu steigen und bessere Waffen frei zu schalten. Das haben andere Entwicklerteams fairer gelöst. Trotzdem nimmt der Ehrgeiz irgendwann die Sache in die Hand und nach ein paar Stunden kann man mitreden, und ballern. Macht echt Laune!

Medal of Honor – Tier 1 Edition
Entwickler: Dice / Frostbite
Publisher: Electronic Arts
Erscheinungsdatum: bereits erschienen (14.10.2010)
USK-Einstufung: keine Jugendfreigabe (ab 18)

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Unterm Strich bleibt MEDAL OF HONOR für mich ein guter Shooter mit hervorragender Kampagne, gutem Setting und viel Spielspaß. Abzüge gibt’s für die kurze Dauer der Solokampagne und den nervigen Bug (der mich locker 1h gekostet hat). Ich werde mich jetzt beim Gebrauchthändler meines Vertrauens mal nach MEDAL OF HONOR AIRBORNE umschauen, dass ich mir zum damaligen Erscheinungstermin in 2007 nicht gekauft habe. Ich denke, es ist einen Versuch wert. Für mich ist MEDAL OF HONOR besser als CoD BLACK OPS, aber bei weitem nicht perfekt. Abgesehen vom Patriotismus-Müll am Ende des Spiels ist es gute Standardkost.

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