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Review: Ghostbusters: Sanctum of Slime

Ich bin Fan der Ghostbusters seit dem ich denken kann. Schon bevor die Turtles, Transformers, Dino Riders, Power Rangers oder Pokémon mein Kinderzimmer unsicher machten, hatte ich die ersten Spielfiguren der Geisterjägern im Schrank liegen und Videokassetten der Zeichentrickserie liefen rauf und runter. Ich zähle auch die beiden Filme mit Bill Murray und Dan Aykroyd zu den Ersten die ich in mein Herz geschlossen habe. Natürlich bin ein klein bisschen in Euphorie geraten, als ich von diesem neuen Ghostbusters-Spiel mitbekommen habe, das sich jetzt als Download anbietet. Gewundert hat mich, dass ich vor dem Erscheinen nicht wie sonst durch Berichte auf Spieleseiten, Twitter, oder via Facebook Shout-Outs davon erfahren habe, sonder einfach über den Xbox Live Marktplatz. Vielleicht hätte ich das schon als Warnung sehen sollen. Abschrecken hätte mich aber der Packshot müssen. Ganz eindeutig wird hier schon der charakteristische Protonenstrahler falsch herum abgebildet. So viel Wert wird hier auf Liebe zum Detail gegeben. Nennt mich pingelig, nennt mich nerdig, aber ich hätte kotzen können.

Eigentlich sollte der Downloadtitel als eine Art geistiger Nachfolger des großartigen Ghostbusters-Spiels von 2009 sein. Das allein ist eine gute Prämisse, aber auch als hoch gelegte Messlatte. Denn wenn wir uns erinnern, hatte das großartige Ghostbusters vor zwei Jahren alles, was das Fan-Herz begehrt: Die Geschichte der Geisterjäger wurde von den original Schreibern fortgeführt, dank der richtigen Lizenz stimmte alles von Peter Wankmans Venkmans Haartolle bis zur Einrichtung des Hauptquartiers und um dem Ganzen noch eine Sahnekrone aufzusetzen, haben die Schauspieler aus den Hollywood Streifen ihren virtuellen Ichs die Stimmen geliehen. Eine der frischesten Spieleerfahrungen des Jahres und vielleicht das beste Lizenzspiel aus diesem Jahrzehnt.

In Sanctum of Slime wird leider auf keines dieser wertvollen Hilfsmittel zurückgegriffen. Es wirft sich sogar die Frage auf, ob hier überhaupt die original Ghostbusters Lizenz vorliegt oder nur Resteverwertungen, die Atari noch zustehen. Diesmal gibt es nämlich kein Wiedersehen mit Peter, Ray, Egon, Slimer oder Ecto1. Weit gefehlt! Bei Sanctum of Slime steht ein komplett unbekanntes Team vor euch. Alan, Gabriel, Samuel plus ihre weibliche Begleitung Bridget. Die kommen völlig ohne Hintergrundgeschichte aus und sind halt die Rekruten. Anfangs dachte ich aufgrund der weiblichen Begleitung noch, es würde sich vielleicht um die Extreme Ghostbusters handeln, aber selbst das konnte man sich hier anscheinend nicht leisten.

In dieser Konstellation wird man dann in eine völlig unbedeutende Story um ein Relikt inklusive bedrohlicher Geisterwanderung geschmissen, welche, glaubt man der ursprünglichen Aussage, eine Fortsetzung des Vorgängers ist und damit GHOSTBUSTERS IV wäre. WTF? Anscheinend bin ich der einzige, dem das etwas sauer aufstößt. Dabei ist die Geschichte sogar so irrelevant und dahin gerotzt, dass sie im Multiplayer direkt komplett ausgeblendet wird. Immerhin soll man eigentlich mit vier Kumpels entweder Zuhause auf dem Sofa oder via Onlineverbindung Spaß haben. Darf man da nicht zufällig auch eine interessante Passage der Ghostbusters-Mythologie geboten bekommen? Was aber den Spaß mit Freunden angeht: PC Spielern sei direkt gesagt, dass die Steam Version einen unschönen Nachteil hat; Der Mulitplayerpart darf nicht online gezockt werden, sondern nur im LAN oder an einer Tastatur. Super Idee!

Weiterer Fauxpas der sich geleistet wird, ist das Spiel an sich. Es handelt sich wie schon gesagt um einen kooperativen Shooter aus der Vertikalsicht. Ausführung: 08/15. Gekrönt durch eine Grafikpracht die in der letzten Konsolengeneration vielleicht mal hip war. Der Geisterjäger wird entweder mit besagten Kumpels oder alleine mit drei KI-Helfern an der Seite durch 12 äußerst langweilige Level geschickt. Da liegt auch die einzige Schnittstelle zwischen Sanctum of Slime und seinem großen Bruder. Mit Friedhof, Spuk-Hotel und den Straßen Manhattans erinnern die Schauplätze immer wieder an bekannte Kulissen der Serie. Dennoch wirkt alles sehr lieblos eingerichtet und kommt einem eher als Wechsel von einem viereckigen Raum in den nächsten vor. Es fühlt sich so an, als wird man nur im Kreis von Raum zu Raum geschickt, bis ein Level vorbei ist. Das wird schnell dröge und gibt keinen Anreiz überhaupt den nächsten Level sehen zu wollen. Einzige Abwechslung sind Passagen, in denen man auf der Ladefläche des – natürlich völlig neu eingeführten – ECTO-4WD befindet. Weitere Ähnlichkeit zum Spiel von 2009 sind die verschiedenen Modi der Protonenwaffe. Es können nun neben den bekannten roten Strahlen auch gelbe, sowie blaue Schüsse eingesetzt werden, um so verschiedenen Gegnertypen besser einheizen zu können. Das bedeutet aber auch, dass alle Geister entweder rot, gelb oder blau sind, was auf Dauer einfach nervig wird und von keinem kreativem Charakterdesign zeugt.

Unter Strich bin ich von Ghostbusters: Sanctum of Slime nur enttäuscht. Dieser Downloadtitel ist keinen seiner 800 Microsoft Punkte wert. Alles was man hier bekommt ist ein dürftiger Co-Op Shooter, der schlimm mit der Nostalgie seiner Zielgruppe spielt. Man sollte denken, dass Atari aus dem exzellenten Job am letzten Ghostbusters Game gelernt hätte. Jeder alteingeschworene Fan, der sich für diesen Kauf reanimiert fühlt, kommt sich aber eher bei diesem Ausflug in die angeblichen Kindheitserinnerungen stark verarscht vor. Nimmt man die minimalen Referenzen zur Ghostbusters-Marke raus, sitzt man nämlich nur noch vor einem äußerst dürftigen Shooter mit Playstation 2-Grafik… Legt den Zehner besser an die Seite und drückt die Daumen, dass Ghostbusters III nicht so ein Reinfall wird.

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