Zockwork Orange

Review: Dungeon Siege III

Chris Taylor ist ein Blasphemist: Als er sich entschied, Dungeon Siege zu entwickeln versuchte er eindeutig den Gott des Hack’n’Slay, Diablo zu entweihen und seine heidnischen Lehren der Welt aufzuzwingen. Dieser Versuch ist ihm zwar nicht ganz einwandfrei gelungen, ein durchaus witziges Spiel war Dungeon Siege dennoch. Versuch Nummer 2 endete dann weniger interessant: Man nehme den Namen Dungeon Siege und setze ein 2 dahinter – denn das Spiel ist eigentlich das Gleiche. Nur die sehr aktive Modder-Community rettete das Werk. Grund genug für den eigentlich recht begabten Chris Taylor weitere Versuche aufzugeben.

6 Jahre später entschied sich Square Enix dazu, der Serie frischen Wind zu verleihen und beauftragte ihre Sequel-Schmiede Obsidian Entertainment mit der Arbeit. “Frischer Wind” ist hier wörtlich zu nehmen: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist DUNGEON SIEGE III kein Hack’n’Slay mehr, sondern ein Action-Adventure mit RPG-Elementen.

Als ich DUNGEON SIEGE III anfangs mit Maus und Tastatur spielte, fühlte ich mich leicht veräppelt: Ich war überfordert mit der Masse an Befehlen, die einem in wenigen Minuten um die Ohren gehauen werden und hatte nie das Gefühl meinen Charakter direkt zu steuern. Stellt euch eine Art World of Warcraft-Steuerung vor mit einem Kampfsystem, welches fordert, dass ihr jeden Schlag einzeln ausführt. Eine wahre Klick-Orgie. Besser wurde es dann, als ich meinen Xbox-Controller in den PC steckte und das Spiel so spielte, wie es vorgesehen war. Durch die direktere Kontrolle zauberte, schnetzelte und sprang ich durch die Gegend, wie es sich Obsidian wohl vorgestellt hat. Liebe Entwickler: Ersetzt doch bitte die Epilepsie-Warnung mit folgender Warnung: “Dieses Spiel benötigt einen Xbox-Controller um den vollen Spielspaß zu erlangen. Die Benutzung von Maus und Tastatur kann den Spielspaß erheblich beeinträchtigen!

Trotz Controller bleibt DUNGEON SIEGE III aber knackig schwer. Der Tod ist der stetige Begleiter des Helden-Paares. Ihr könnt nämlich einen weiteren Charakter mitnehmen, der anscheinend jederzeit während des Spieles von einem menschlichen Spieler übernommen werden kann. “Anscheinend” schreibe ich deswegen, weil ich diese Funktion mangels möglicher Mitspieler noch nicht antesten konnte. Forever Alone. Vorstellen kann ich mir das aber ganz gut, auch wenn ich das beschriebene System, dass man sich in Gesprächen auf eine Antwortmöglichkeit einigen muss, etwas umständlich finde. Ach ja, Antwortmöglichkeiten: Auch in DUNGEON SIEGE III sind Obsidian auf den Zug aufgesprungen, dass eure Gespräche den weiteren Verlauf des Spieles beeinflussen. Im Vergleich zu einem Alpha Protocol bleibt diese Funktion aber nur rudimentär. Man muss den Einfluss stellenweise mit der Lupe suchen. So sehr ich solche Möglichkeiten auch schätze, irgendwie wirkte es hier ein wenig fehl am Platz.

Die Story bleibt leider recht auswechselbar: Ihr seid einer der Nachkommen der 10. Legion, welche sich in den Untergrund zurückziehen musste, nachdem ihr vorgeworfen wurde, dass sie den König ermordet hat. Zu Beginn seid ihr auf den Weg in ein Versammlungshaus dieser Elite-Truppe, welches aber von Söldnern, den Lescanzi, überfallen wurde, und könnt euch nur knapp retten. Ab dort begebt ihr euch auf den Weg, das Land von der Unterdrückung durch Jeyne Kassynder, ihres Zeichen Jeanne d’Arc in Böse, zu befreien. Das Grundgerüst hat man schon in jedem zweiten Spiel gehabt und wird auch diesmal leider nicht wirklich revolutioniert. Nichts Besonderes, aber durchaus erträglich. Besser halbwegs gut kopiert, als schlecht neu erfunden.

Das Spiel setzt euch eine Auswahl an vier Charakteren vor, darunter einen Kämpfer (Lucas Montbarron), eine Mischung aus Kämpfer und Magier (Reinhart Manx), eine Magierin (Anjali) und eine Fernkämpferin (Katarina). Diese könnt ihr im Vorfeld nicht anpassen, aber natürlich im Verlauf des Spieles nach euren Vorlieben formen. Dazu habt ihr die Möglichkeit, eure Fertigkeiten in zwei Bereichen zu formen – also ob bspw. ein Zauber mehr Schaden anrichtet oder länger dauert – und zusätzlich mit Talenten leichte Modifikationen an Attributen und Fertigkeiten vorzunehmen. Die Attribute selbst sind sonst nur über die Auswahl eurer Gegenstände veränderbar, derer es sehr viele gibt. Finde ich persönlich ein bisschen schade, da ich eine direkte Kontrolle meiner Fähigkeiten bevorzuge, aber das System befördert den Fluss des Spieles, der sehr actionreich gestaltet ist.

Fun Fact: Mein Charakter lief die ersten paar Stunden des Spieles mit “entschlossenen Unterhosen” durch die Gegend. Liebhaber der deutschen Übersetzung der Gegenstandsnamen aus Diablo II kommen also hier auch wieder auf ihre Kosten.

Dungeon Siege III (PC/Xbox 360/PS3)
Entwickler: Obsidian Entertainment
Publisher: Square Enix
Erscheinungsdatum: 17. Juni 2011
USK-Einstufung: ab 12 Jahren freigegeben

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Ich hätte DUNGEON SIEGE III beinahe nach der ersten Stunde wieder beiseite gelegt. Zu frustrierend war das Erlebnis mit Maus und Tastatur, zu dröge war der Einstieg. Wechselt man zum Controller und übersteht die Anfangsphase, entwickelt sich das Spiel aber zu einem sehr schnellen und abwechslungsreichen Erlebnis. Es ist kein Epos, wie wir es von anderen RPGs gewohnt sind, aber gut genug um zwei Wochenenden richtig spaßig unterhalten zu werden. Das Spiel fließt dabei durch das dynamische Kampfsystem sehr angenehm durch die Geschichte und ich hatte nicht das Gefühl, in einzelnen Story-Strängen zu lang aufgehalten zu werden. Alles in allem ein rundum gelungenes Paket. Das Meisterwerk bleibt aber leider aus.

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