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Review: Dragon Age: Origins

Bereits vor 3 Wochen habe ich an dieser Stelle meine ersten Eindrücke zu DRAGON AGE: ORIGINS beschrieben. Mit etwas Verspätung erscheint nun meine Review zu dem epischen Rollenspiel aus dem Hause BioWare. Erschienen ist das Spiel zwar bereits am 6.11. für PC, Xbox360 und PS3, aber der enorme Umfang dieses Werks machte eine Review erst zu diesem Zeitpunkt möglich.

Wer sich meinen Ersteindruck durchgelesen hat, wird festgestellt haben wie begeistert ich zu diesem Zeitpunkt, also nach ungefähr 30 Stunden Spielzeit, gewesen bin. Nun stellt sich die Frage, ob mich DRAGON AGE: ORIGINS auch nach insgesamt 120 Stunden Spielzeit immer noch so sehr begeistert. Getestet wurde die ungepatchte PC-Version des Spieles.

Ferelden hat durchaus einige Probleme: Nicht nur bedroht das dämonische Heer der Darkspawn, im Deutschen Dunkle Brut, das Land, auch zerreißt ein Bürgerkrieg nach dem Tod des Königs das Volk in zwei Lager. In dieser Situation greift der Held in das Geschehen ein und versucht Recht und Ordnung in seiner Heimat wiederherzustellen. Dabei wird er allerdings vom derzeitigen Regenten, Teyrn Loghain, gejagt, weil dieser das Gerücht im Umlauf brachte, dass die Grauen Wächter, der Orden dem der Spieler angehört, den König verraten und damit umgebracht haben. Fantasy-typisch wird uns hier also eine Geschichte voller Intrigen und dunkler Machenschaften präsentiert, in welcher der Spieler sich entscheiden kann, ob er als heldenhafter Charakter, oder als grausamer Schurke durch die Lande zieht.

Unterstützt wird man dabei von einer bunten Mischung an Mitstreitern, welche unterschiedlicher nicht sein könnten. Da wäre zum einen der rechtschaffene Paladin Alistair, welcher mit seiner sarkastischen Art jegliches Geschehen kommentieren muss. Besonders in Kombination mit der egoistischen Zauberin Morrigan entsteht eine sehr lebhafte Gruppendynamik, welche die Identifikation mit der Spielwelt sehr einfach gestaltet. Zu dieser Identifikation tragen aber die Hintergrundgeschichten der einzelnen Mitstreiter bei, welche man mit der Zeit durch die Gespräche immer mehr erschließt. So stellt sich bei manchem tiefen Gewässer plötzlich eine sehr ungewöhnliche Hintergrundgeschichte heraus, die aber fast immer von Intrigen geprägt sind. Diese ständigen Intrigen können auf Dauer ein wenig auf die Nerven gehen, da sich irgendwann das Gefühl breitmacht, dass jeder Person, der man begegnet auf Teufel komm raus ein Makel angedichtet wurde.

Trotzdem entfaltet sich eine liebevoll und detailiert gestaltete Geschichte, der man sich, einmal verfallen, nur schwerlich wieder entziehen kann. Es macht wirklich Spaß jedes kleine Detail zu erkunden, selbst wenn diese nur in Textform existieren. Zwar ist es nicht zwingend nötig jedes Buch zu lesen, dass man entdeckt, doch würde man einiges verpassen, wenn man das nicht tut. Das Gleiche lässt sich übrigens auch über die Nebenquests sagen: Wer Zeit sparen will, kann auch ohne weitere Probleme nur die Hauptquest spielen, doch verpasst man Einiges an spannenden und fesselnden Geschichten, welche die extrem umfangreiche Welt ausmachen.

Von großer Bedeutung für den Spielspaß sind die Kämpfe: Jahrelang wurden Fans der Rollenspielklassiker Baldur’s Gate oder Planescape Torment immer wieder enttäuscht, da ein an sich gutes Spiel zu actionlastig wurde. Mit DRAGON AGE: ORIGINS besinnt sich BioWare in dieser Hinsicht wieder alter Stärken. Das Gruppensystem sowie die Möglichkeit das Spiel jederzeit zu pausieren und aus der Vogelperspektive Befehle zu erteilen, machen das Spiel angenehm taktisch. Es ist, außer im leichten Schwierigkeitsgrad, unmöglich einen Kampf zu gewinnen, wenn man seine Recken einfach nur auf die Gegner losschickt. Wer sich dieser Taktik bedient, wird sehr schnell Enttäuschungen einfahren. In der Regel schaut man sich den bevorstehen Kampf erst einmal an, um dann die Stärken und Schwächen der Gegner abzuwägen und zu reagieren. So kann es beispielsweise nicht schaden den gegnerischen Magier zuerst zu töten, weil dieser seine Kollegen immer wieder heilen wird, oder den eigenen Bogenschützen strategisch geschickt auf einen Hügel zu stellen. Nervig kann es nur werden, wenn man um einen Dungeon zu durchqueren gefühlte 100 vorhersehbare Kämpfe bestehen muss. Hier wäre ein bisschen weniger definitiv mehr gewesen.

Ab und zu muss man sich auch Bossgegnern entgegenstellen, die in der Regel fordern, manchmal aber auch leider unfair werden können. Vor allem wenn diese Gegner in Kombination mit einfachen Gegnern auftauchen, muss man den Quicksave-Speicherstand häufiger laden, als einem lieb ist. Wenigstens sind aber die Ladezeiten angenehm kurz, selbst bei längerer Spieldauer.

Apropos Spieldauer: Meine 120 Stunden benötigter Zeit resultieren aus einer Leidenschaft für die umfassende Geschichte. Ich persönlich liebe es wirklich jedes einzelne Detail der Spielwelt zu erkunden. Ungeduldigere Naturen, die einfach nur die Hauptgeschichte mitbekommen wollen, werden es auch schaffen das Abenteuer in 60-70 Stunden durchzuspielen. Man bekommt also auch bei einer schnellen Spielweise genug geboten für sein Geld.

Wer einen PC sein Eigen nennt, wird in Sachen Steuerung besser bedient sein: Die bereits erwähnte Vogelperspektive fehlt in der Konsolenversion leider vollständig. Xbox360- und PS3-Spieler werden alle Kämpfe aus der Schulterperspektive spielen müssen, was DRAGON AGE: ORIGINS ein unpassendes Flair verleiht. Die Schulterkamera halte ich für Action-RPGs wie Risen passender, da man sich hier schließlich nicht mit dem Befehlen mehrerer Kämpfer auseinandersetzen muss. Dass die Kämpfe durch die mangelnde Übersicht auch deutlich schwerer werden, wurde aber durch ein Herabsenken des Schwierigkeitsgrades ausgeglichen. Trotzdem finde ich es wirklich schade, dass Konsoleros nicht das gleiche Erlebnis haben wie PC-Spieler.

Grafisch wird DRAGON AGE: ORIGINS seiner bombastischen Story nicht ganz gerecht: Verwaschene Texturen, geringe Sichtweite und teilweise eher lahme Effekte sind wirklich schade. Bei den Animationen und der Gestaltung der Figuren weiß das Spiel hingegen wirklich zu gefallen. Vor allem während der Gespräche fällt die Darstellung der Gesichtszüge positiv auf, da die Mimik das Gespräch passend unterlegt, ohne übertrieben zu wirken. Hier wird deutlich gezeigt, was möglich gewesen wäre. Die Grafik wird also für keine Begeisterungsstürme sorgen, weiß aber oft genug zu gefallen.

DRAGON AGE: ORIGINS (Xbox 360, PS3, PC)
Entwickler: BioWare
Publisher: EA
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
USK-Einstufung: keine Jugendfreigabe (ab 18)

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Es ist wirklich erstaunlich, was uns BioWare mit DRAGON AGE: ORIGINS für ein bombastisches Meisterwerk liefert. Allein die Geschichte kann ohne Übertreibung als Epos im Stile eines Herr der Ringe durchgehen und immer wieder ertappt man sich dabei, dass man sein Essen vergessen hat, weil schon wieder 3 Stunden vergangen sind, ohne auf die Uhr zu gucken. Die Spannung, die Einen zu Beginn ergreift, zieht sich durch das komplette Spiel, welches im Umfang ebenso bombastisch ist, wie von der Geschichte. Kleine Kanten lassen sich zwar immer wieder entdecken, aber diese vergisst man sehr schnell und gerne auch wieder, weil man sich diese Perle einfach nicht kaputtmachen lassen möchte.

Wenn es ein Spiel gibt, dass ich wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen würde, dann ist es DRAGON AGE: ORIGINS, vorausgesetzt natürlich ihr bringt genügend Zeit mit, sonst könnte es Probleme mit der Arbeit und euren Freunden geben.

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