So, besser spät als nie. Ich wurde gefragt, ob ich ein Review schreiben möchte und ich wollte. Nachdem ich den Trailer zu »Randal’s Monday« gesehen hatte, dann auch zu diesem Spiel.
Jeder mag popkulturelle Anspielungen, vor allem die, die man versteht. Außerdem Zeitreisen und makaberer Humor, was kann schon schiefgehen? (Ich weiß, so was soll man nicht sagen, aber hier sind weder Klaviere, die mir auf den Kopf fallen können noch irgendwelche Kettensägenmörder. So weit ich weiß. Egal.)
Vorab: Wenn ihr Nerdkultur wie Doctor Who, Game of Thrones, die Scheibenweltromane und herrlich absurde und bisweilen ziemlich schwarzhumorige Dialoge mögt, lohnt sich das Spiel auf jeden Fall für euch.
»Randal’s Monday« entführt uns in ein Universum, das unserem zunächst gar nicht so unähnlich scheint – abgesehen davon, dass wir nicht in 2D sind. (Mir zumindest passiert das nur sehr selten.)
Jedenfalls scheint das Spiel in der Gegenwart angesiedelt zu sein und wir steuern Randal – so gut er eben gesteuert werden kann – durch diesen Montag, der kein Ende zu nehmen scheint.
Aber der Reihe nach.
Ausgangssituation ist ein vergleichsweise heftiges Trinkgelage, dessen Teilhaber Randal, sein bester Freund Matt und dessen Freundin und So-gut-wie-Verlobte Sally sind. Matt hat offenbar ein Trinkproblem, das heißt, eigentlich ist er sehr gut im Trinken, auch in die entgegengesetzte Richtung. Er ist aber weniger gut darin, auf den Verlobungsring aufzupassen, eins führt zum anderen und schon ist Zombieapokalypse. Wie im richtigen Leben.
Gut, das war jetzt nicht ganz der Reihe nach, aber ich möchte auch nicht alle Highlights vorwegnehmen, die recht zuverlässig kontinuierliche Spielfreude gewährleisten.
Randal, dem Matts Verlobungsring, äh, abhanden gekommen ist, den er vorher für ihn verwahrt hat, erinnert ein bisschen an Deponias Rufus, auch von seiner empathischen und altruistischen Art her. (Es ist ein bisschen knifflig, nette Umschreibungen für Kleptomanie zu finden, andererseits sollten Point&Click-Freunde keine größeren Probleme mit dieser Art der Beschaffungskriminalität haben.)
Der verhängnisvolle Verlust des verhängnisvollen Rings zieht eine Zeitschleife voller Verhängnisse nach sich, die eine schöne und kuriose Verneigung vor „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und den Größen des Nerdiversums sind. Ich hab nicht alle Referenzen erkannt, mich aber über viele gefreut und einige ganz besonders gefeiert. (In einem Haushalt mit Companion Cube-Kissen und Vault Boy-Wackelkopffigur und Schallschraubenzieher kein Wunder.)
Der verlorene Ring kreiert Risse im Raum-Zeit-Kontinuum und infolgedessen auch bizarre Änderungen in Randals Welt; die Koala-Invasion, Geschlechterwechsel, Gefängnisaufenthalte und der seltsame „Trek Wars“-Hybrid sind nur einige davon.
Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Montage es am Ende waren, aber so viel sei verraten: Eine Menge. Die Leidtragenden der Veränderungen, die durch den Pfusch am Universum entstehen, sind meist Randals Freunde bzw. Bekannte, obwohl das mit „Trek Wars“ schon ziemlich übel ist. Am meisten macht wahrscheinlich Matt mit, allerdings nicht, ohne dabei die Vorzüge der WonderMatic 9000-Reihe auszuprobieren.
Grundsätzlich lässt sich das Spiel in etwa drei Hauptakte einteilen, die eine Menge Kombinationsaufgaben und -rätsel beinhalten, die nicht immer ganz leicht zu lösen und teilweise nicht logisch herleitbar sind. Es gibt übrigens ein integriertes Hinweis-System, das aber eher ein Walkthrough ist, was ein bisschen schade ist, aber „immerhin“ muss man für jeden Hinweis ein Kätzchen töten. (Wenn man sehr viele Kätzchen tötet, gibt es übrigens ein Achievement. Ähem. Das wurde natürlich nur zu wissenschaftlichen Zwecken herausgefunden.)
Es hilft, mehrmals mit Leuten zu reden und wirklich alles mit allem zu kombinieren (wenn auch nicht ganz so extrem wie bei „Edna bricht aus“.) Das ist ein bisschen knifflig, wenn man so viel Zeug im Inventar hat, dass man dauernd umblättern muss, aber das legt sich im Laufe des Spiels wieder, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Neben dem Inventarblättern hat ein bisschen gestört, dass der Ton in den Close-Up-Gesprächen plötzlich sehr leise war und Randal einige extrem unsympathische Momente hat, die es ein bisschen schwer machen, dauerhaft Empathie zu ihm aufzubauen. Aber wie er selbst sagt; er ist „no hero, just the main character“. Die Nebencharaktere sind witzig gemacht, werden aber später teilweise plottechnisch ein bisschen vernachlässigt, was etwas schade ist.
Streitbar sind auch der Zeichenstil und das Ende, aber! Ich fand den Zeichenstil okay, simpel heißt ja nicht zwangsläufig schlecht und über den Schluss des Spiels schien es auch innerhalb der Redaktion von »Randal’s Monday« sichtlich Differenzen gegeben zu haben.
Es ergibt sich insgesamt eine Spieldauer von etwa 20 Stunden, allerdings ist nicht auszuschließen, dass begabtere Menschen die Rätsel und Aufgaben in signifikant kürzerer Zeit bewältigen können.
Alles in allem wird dieses Spiel es wohl nicht in meine Allzeit-Top10 schaffen (auf Platz 1 ist derzeit aber auch »Goat Simulator«, vielleicht ist das dann kein so idealer Richtwert), aber gute Unterhaltung bietet es allemal. Wenn man »Randal’s Monday« als eine Hommage an alte und neue Klassiker des Nerdiversums betrachtet, in der es vor allem um merkwürdige Parallelwelten, witzige Dialoge, bizarre Unfälle und Koalas geht, verzeiht man auch kleinere Spielschwächen gerne. Ich hab es jedenfalls nicht bereut, einige Abende mit diesem Spiel zu verbringen. Ich mag Koalas.
Trailer: httpv://www.youtube.com/watch?v=fl_EwZ43dhc
Gastautorin Franziska: Begann ihre nicht sehr steile Zocker-Karriere mit den Lemmings, bekam von ihrer Mutter aber vor allem Mathe-Lern-Computerspiele (hat aber nicht geholfen), zwischendurch entwickelte sie eine veritable Gameboysucht; mittlerweile schaut sie aber beinahe sogar lieber beim Zocken zu (aus Zeit- und Schreckhaftigkeitsgründen.) Twittert als @Chaosfux, manchmal sogar über Spiele (meistens aber über Brot. Niemand weiß, wie es dazu kam.)