Ich habe ja so meine eigene Idee, was sich die Entwickler von Teyon dabei gedacht haben, als sie »Rambo: The Video Game« erschufen. Dieses Spiel ist eine Zeitreise, und das in vielerlei Hinsicht. Aber auf jeden Fall nur in eine Richtung: in die Vergangenheit.
Zurück ins Jahr 1983, da wurde Rambo I erstmals in den deutschen Kinos gezeigt. Ich feierte in diesem Jahr meinen achten Geburtstag, eindeutig noch zu jung für solche Filme. Aber ich holte das nach. Als Rambo 3 in den deutschen Videotheken landete, so gegen Ende der 80er, da hörte ich erstmals von der Kampfmaschine aus den USA, die quasi im Alleingang den Vietnam- und den Afghanistan-Krieg verloren hat. Und außerdem gab’s da noch ganz andere Filme im gleichen Filmregal. Ich sage nur: Chuck Norris in Missing in Action oder Delta Force. Oder Arnie in Phantom Kommando und Red Heat. Hach, was hatten wir schöne Streifen damals auf VHS. Aber ich schweife ab.
Reef Entertainment ermöglicht uns jetzt, die alten Rambo-Schinken wieder aufs Neue zu erleben. Super! Ich kramte also ganz hinten im Kleiderschrank meine verblichene Tarnhose raus, riss mir die Ärmel am T-Shirt ab und band mir aus den Fetzen ein Band um die Stirn. Dann startete ich das Spiel.
In »Rambo: The Video Game« erleben wir Szenen aus den ersten drei Filmen. Ich sage mit Absicht »erleben« und nicht allzu oft »spielen«. Denn der spielerische Aspekt von »Rambo: The Video Game« beschränkt sich auf Schießbuden-Action und Quick Time Events (QTE). Ich musste sogar die allwissende Müllhalde befragen, um mich an den Namen dieser Art Shooter zu erinnern. Es handelt sich bei »Rambo: The Video Game« um einen klassischen Rail-Shooter. Müsste ich hierzu eine möglichst kurze Definition abgeben, sie würde lauten: Schießbuden-Entenjagd mit cut scenes.
QTE sind ja quasi noch modern, allerdings macht »Rambo: The Video Game« noch eine weitere Reise in die Vergangenheit. Nämlich was die Grafik des Spiels angeht. Das Niveau dürften gute Spiele schon vor einigen Jahren übertroffen haben, aber darum geht es ja auch gar nicht. Schaut man sich die alten Streifen mit Sylvester Stallone heute an, läuft man auch Gefahr, spontan an Augenkrebs zu erkranken was die Bildqualität angeht. Von daher schafft es der Hersteller, eine nahezu perfekte Immersion zu erreichen. Hut ab!
Als dann auch noch das main theme aus Rambo aus meinen Lautsprechern ertönte, da war es um mich geschehen. Ihr kennt diese nostalgischen Flashbacks, denen ältere Menschen gerne einmal erliegen?
Lobenswerte Erwähnung sollte auf jeden Fall noch der Koop-Modus finden. Das ist, neben den Original Filmmelodien, aber auch die wirklich einzige positive Eigenschaft, die »Rambo The Video Game« in der internationalen Kritikerpresse eingefahren hat. Aber wer sind wir, dass wir uns auf internationaler Ebene mit seriösen Kritikerstimmen auseinander setzen würden?! Ich kritisiere nicht, ich habe eine Meinung.
Zurück zum Spiel. Wer glaubt, mit »Rambo: The Video Game« einen easy peasy Egoshooter zu ergattern, der sei gewarnt. Das Spiel ist zuallererst mal kein Egoshooter, wie es vielleicht die vorab veröffentlichten Screenshots und Videos vermuten liessen. Es ist ein Rail-Shooter. Ihr müsst also jeden auf dem Bildschirm erscheinenden Gegner eliminieren, ohne Euch überhaupt zu bewegen (ausser in Deckung zu ducken). Alle Gegner erledigt? Jetzt wird John Rambo via cut scene ins nächste Bild bewegt, dazwischen ein paar lästige QTE erledigen und dann geht das gleiche Schiessbudenspiel von vorne los. »Rambo The Video Game« ist auch nicht easy peasy, sondern selbst im Schwierigkeitsgrad »Private« stellenweise noch sehr anspruchsvoll. Nachladen, in Deckung gehen und Zeitlupenmodus wollen gut überlegt eingesetzt werden. Sonst erliegt unser Kriegsheld sehr schnell einer tödlichen Verletzung durch [hier beliebige blutige Gewalteinwirkung einsetzen]. Eine begrenzte Anzahl an Kontrollpunkten und Trautman-Herausforderungen macht die Sache noch einmal schwieriger.
Was haben wir hier also? Einen austauschbaren, vermeintlichen Helden, der ohne sich von der Stelle zu bewegen, hunderte ihm feindlich gesinnter Gegner gnadenlos dahin metzelt (zur unterstützenden Lektüre empfehle ich: body count der Rambo-Filme). Na, wenn sich das nicht nach einer gelungenen Videospiel-Umsetzung eines Filmklassikers der 80er Jahre anhört, dann weiß ich es nicht. Außerdem durfte ich mit Pfeil und Bogen meucheln, das alleine macht mich ja normalerweise schon glücklich. Also, alles richtig gemacht? Nein. Natürlich nicht. Die quick time events hinterlassen schon einen üblen Nachgeschmack.
»Rambo The Video Game« wird kein Kritikerliebling werden, so viel kann man an einem Metascore unter 40 schon ablesen. Aber, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wen interessieren schon Kritiker?! Wartet auf den nächsten Sale bei Steam (der derzeitige Preis ist schon frech!), schiesst das Spiel zu einem günstigen Kurs und erlebt ein paar Stunden Trash pur auf einer Reise in Eure meine Jugend. Mir macht’s Spaß!
Sehr schön geschrieben. Als ich erfahren habe das dieses Spiel auf den Markt kommen wird, habe ich sowas von gefreut! Rambo ist Kult und jedes mal wenn er im TV wiederholt wird ziehe ich mir den rein.
Als ich aber dann auch erfahren habe das es sich um einen Rail-Shooter handelt war ich enttäuscht. Wie cool wäre eine Art FarCry nur halt mit Rambo. Kaufen werde ich es mir aber auch auf jeden Fall um genau das zu tun was du am Ende schreibst! Um eine Reise in die Jungent zu machen :-)