Langsam und geduckt schleiche ich die Kellertreppe runter und linse um eine Ecke. Leise höre ich böse Sprengfallen piepsen und ziehe mein Ortungsgerät aus der Tasche. Aha, vier bis fünf Meter vor mir müssen sich drei kleine Kästchen befinden, die bei Annäherung detonieren. Vorsichtig schleiche ich weiter und sehe die blinkenden Objekte an der Wand kleben, die ich gleich mit drei gezielten Schüssen in Schrott verwandle.
Noch schnell einen Blick auf meine Teammates geworfen, die sich im Erdgeschoss und im ersten Stock des Gebäudes herumtreiben, bevor ich weiter vorrücke. Es sieht alles in Ordnung aus und ich höre gedämpfte Schüsse von oben, wenn wieder ein Terrorist ins Gras beißen muss. Bis jetzt haben wir die Geisel aber noch nicht gefunden, die wir hier aus dem weitläufigen und verschachtelten Gebäude befreien sollen.
Eine verbarrikadierte Tür versperrt mir jetzt den Weg. Ich lege mich auf den Boden und blicke unter der Barrikade hindurch auf ein Paar feste Stiefel. Na, Du kommst mir gerade recht! Ich suche Deckung und gebe ein paar beherzte Schüsse auf die Barriere ab, die daraufhin in sich zusammenfällt … und der dahinter lauernde Gegner gleich mit. Ich werfe einen Blick in den Raum, aber der schein leer zu sein. Da ertönt im Headset die freudige Nachricht, dass man die Geisel im ersten Stock gefunden hat.
Ich sprinte zurück, erledige im Vorbeilaufen noch einen Terroristen, der etwas zu lange braucht, um auf mich zu zielen und schließe mich wieder unserem kleinen 5er-Trupp an. Der formiert sich jetzt neu, um die Geisel zum Evakuierungspunkt zu eskortieren. Knappe Kommandos werden ausgetauscht, auf dem Weg werden noch ein paar Gegner erledigt und endlich wird die Geisel wohlbehalten am Ziel abgesetzt. Wieder ein Sieg für unser Team.
Hier ist Teamplay gefragt
»Rainbow Six Siege« ist definitiv ein Teamspiel. Ein einsamer Wolf hat hier kaum eine Chance. Das musste ich auch feststellen, als ich vor etwa einem Jahr die Beta auf dem PC gespielt habe. Ohne Einweisung und ohne Durchblick, was eigentlich zu tun ist, bin ich damals durch das Spiel gestolpert, habe Prügel eingesteckt und bin am laufenden Band gestorben. Danach habe ich »Rainbow Six Siege« nie wieder angefasst … bis eben vor etwa zwei Wochen.
Von allen Seiten gedrängt habe ich mir endlich eine PS4 zu zugelegt und natürlich mussten gleich auch ein paar Spiele her. „Nimm Dir unbedingt »Rainbow Six Siege«. Das ist so geil!“ lautete die Ansage von Ralf, der mich dann auch noch gleich mit Massen von hilfreichen Infos und Tipps zur Hege und Aufzucht einer PS4 eindeckte. Dafür an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!
Ich habe mich dann mit gemischten Gefühlen wieder an das Spiel herangewagt und hielt es immer noch für kompliziert und unübersichtlich. Aber meine Sorge war unbegründet. Ich wurde an der Hand genommen, durch die Missionen geführt, bekam wertvolle Tipps zur Auswahl eines Operators, wie sich hier die spielbaren Charaktere nennen, und zu Besonderheiten der Maps und der Ausrüstung und ich lernte, wie es ist, wirklich als Team zusammen zu spielen.
Abwechslung und Herausforderungen bieten eine große Anzahl von Maps und verschiedene Aufgaben, die zu erledigen sind, wie z.B. eine Geisel zu befreien oder ein Gebiet von Terroristen zu säubern. Dabei macht es großen Spaß, sich immer wieder andere Wege in und durch die Gebäude, Schiffe oder Flugzeuge zu bahnen, Türen zu sprengen oder sich beispielsweise mit einem Seil an einer Außenfassade herumzuhangeln und einen Überraschungsangriff durch ein Fenster zu starten. Dem Einfallsreichtum sind hier kaum Grenzen gesetzt.
Natürlich sind wir keine Profis, die jeden Schritt im Voraus planen, aber manchmal hilft ja schon ein „Pass auf! Hinter Dir!“ oder ein „Kann mich mal jemand wiederbeleben?“, um Deinen Arsch zu retten oder eben ein „Du Depp, Du hast mich gerade erschossen …“ um für Heiterkeit im Team zu sorgen (ja ja, Friendly Fire gibt es eben auch). Aber auch wenn man gestorben ist, kann man sein Team noch unterstützen und hilfreiche Tipps geben. Man kann nämlich einzelne Spieler seines eigenen Teams weiter begleiten oder auch durch Kameras sehen, die an strategischen Stellen vorher aufgestellt wurden.
Vorteile müssen erarbeitet werden
Schön finde ich auch, dass es keine überlegenen Waffen gibt und alle Waffen sich auch nur im begrenzten Maß auflevel lassen. Welche Waffe oder Ausrüstung man auch bei sich trägt, das Balancing funktioniert meiner Meinung nach einwandfrei, so dass hier schon mal keine Frustration aufkommen kann. Wer z.B. eine Waffe mit hoher Durchschlagskraft mitschleppt, der hat dann eben vielleicht eine geringere Reichweite und braucht lange um nachzuladen. Hier muss jeder selbst entscheiden, was ihm persönlich liegt.
Ebenso unterliegen die zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände in gewissem Rahmen dem eigenen Geschmack und die Anzahl der mitgeführten Splittergranaten, Stolperfallen, Stacheldrahtrollen oder ähnlichem ist begrenzt, um auch hier kein Ungleichgewicht aufkommen zu lassen.
Gerade diese Ausgeglichenheit macht es umso wichtiger, taktisch und vorausschauend vorzugehen, um einen Vorteil zu erhalten. Das klingt jetzt kompliziert, aber manchmal reicht es schon, nicht alleine in einen Raum zu stürmen, sondern sich zu zweit oder zu dritt gegenseitig Deckung zu geben und sich vorher abzusprechen.
An dieser Stelle sollte ich noch erwähnen, dass es mir eine Ehre ist mich an der Seite von Ralf und Joe durch die Missionen kämpfen zu dürfen.
Taktik und überlegte Vorgehensweise sind Trumpf
»Rainbow Six Siege« ist kein schnelles Spiel. Wer hier versucht, sich wie die Axt im Walde aufzuführen, der überlebt meistens nicht lange. Natürlich ist es ein Shooter, aber eben nicht nur. Und gerade das macht es so genial und hat hohes Suchtpotential, wenn man einmal den Einstieg gefunden hat. Wenn es darum geht, eine Bombe zu entschärfen oder eine Geisel vor heranrollenden Wellen von Feinden zu schützen, dann ist eben Teamgeist und Taktik gefragt. Wird dann noch die Ausrüstung geschickt eingesetzt und sind die Teammates sind in der Lage ein wenig treffsicher durchbrechende Gegner auszuschalten, dann steht dem Teamerfolg eigentlich nichts im Weg.
Gerne!
Nach gut 25 Spielstunden habe ich Rainbow Six Siege an den Nagel gehängt. Vom Gameplay her ist das Spiel zwar toll und auch was Besonderes, aber wenn man ständig von erfahrenen Spielern durch 3 Wände hindurch “geoneshooted” wird, vergeht einem irgendwann die Lust.
@Phinphin: aber hey, 25 Stunden, so schlecht kann es nicht sein :)
Das Gameplay gefällt mir eigentlich ziemlich gut, aber irgendwie konnte ich trotzdem nie richtig mein inneres Feuer für das Spiel entfachen. Eigentlich ja sehr schade, vor allem wenn man dann so einen Artikel liest.
@NonsenseEntertainment Ist ja alles immer Geschmackssache und man muss nicht alles mögen. Ich finde es z.B. auch schön, dass man auf Grund der doch relativ kurzen Rundenzeiten immer mal zwischendurch ein oder zwei Runden ohne großen Aufwand spielen kann.