Zockwork Orange

PayDay 2: Kooperative Herausforderung für Freizeitbankräuber

Es war einmal vor ziemlich langer Zeit, da lernte ich einen total langweiligen Beruf: Bankkaufmann. Außerdem habe ich in jungen Jahren, als mein Vaterland nach mir rief, den Dienst an der Waffe verweigert (aus Gründen). Und heute? Tja, heute raube ich regelmäßig Banken und Juweliere aus, mit mehr Waffen im Gepäck als Charlton Heston sich zu Lebzeiten in seinen feuchtesten Träumen ausmalte. So kann’s gehen. Aber wie kam es dazu?

PayDay 2
PayDay 2

Wenn mein alter Arbeitgeber wüsste, was ich da so in meiner Freizeit treibe – oh weh! Ich spiele meinen früheren Albtraum; den Banküberfall. Und irgendwie bekomme ich den Hals auch nicht voll, es muss immer mehr werden! Also immer mehr Geld, versteht sich. Und damit immer mehr Überfälle. Banken reichen irgendwann nicht mehr. Dann sind Juweliere dran, Museen und so weiter. Diese Raffgier passt zu meinem, mittlerweile sehr in Verruf geratenen, Berufsstand (ich meine die Bankkaufleute, nicht die Bankräuber).

Seit August geht das nun schon so. Ich warte zuhause auf den Auftrag, bereite mich vor, verabrede mich mit meinen drei Kumpanen und dann gehen wir auf Raubzug.

Die Rede ist natürlich von »PayDay 2«. Dem kooperativen Shooter von Overkill. Und im Grunde sagt das schon alles über »PayDay 2« aus, was man wissen sollte. Es geht um Kooperation. Wenn Du also nicht mindestens 2 (besser 3!) Gleichgesinnte hast, die regelmäßig mit dir losziehen wollen, dann lass die Finger davon. Klar, es gibt den Singleplayer. Aber mal ehrlich, »PayDay 2« will zu viert gespielt werden.

Und »PayDay 2« belohnt überlegtes und taktisches Vorgehen. Das erschließt sich dem geneigten Bankräuber aber nicht direkt im ersten Durchgang. Ach was, auch noch nicht mal nach einem halben Dutzend Bankrauben. Man hat das Gefühl, dass es immer in einer wilden Ballerorgie ausufert. Selbst beim Überfall auf eine zur Sparkassenfiliale umgebaute Garage sind mindestens zwei SWAT-Einheiten und die Kavallerie sofort zur Stelle. Natürlich nur, wenn ein aufmerksamer Passant Deine Maske bemerkt und den Notruf gewählt hat.

Wie auch immer. Mit der Zeit lernt man vorsichtiger zu sein, das Gelände zu erkunden, unsichtbar für Wachleute und arglose Fußgänger alles im Vorfeld auszubaldowern und so den Grundstein für den perfekten Raub zu legen. Der artet dann gegen Ende des Raubzugs meistens trotzdem zu einer Ballerorgie aus, aber hey, es ist ein kooperativer Shooter. Kein Kindergeburtstag.

Als 1991 »Gefährliche Brandung« im Kino lief, war ich zwar noch kein ausgelernter Banker, aber hatte schon eine ziemlich klare Vorstellung davon, dass Bankräuber irgendwie cooler rüberkommen als Kassierer. Und 1995 lernte ich dann in »Heat«, dass auch die coolsten Bankräuber nicht immer mit einem Happy End rechnen dürfen. Warum erwähne ich gerade diese beiden Filme? Nun, sie scheinen Pate für »PayDay 2« gestanden zu haben. Das wird mir spätestens klar, wenn sich meine Kollegen das erste Mal ihre Maske überziehen und ich in drei Clownsgesichter schaue.

Grafisch ist »PayDay 2« zumindest an der Konsole kein Leckerbissen, aber darüber kann ich gerne hinweg sehen. Denn der Soundtrack und das Teamwork machen das in meinen Augen eindeutig wieder weg. Und der geringe Kaufpreis macht »PayDay 2« auf jeden Fall zum Pflichtkauf für Coop-verliebte Ballermänner und Frauen.

Es gilt, den Raub perfekt abzuschließen. Dann bekommen alle Beteiligten die gleiche Punktzahl und die gleiche Beute. Niemand mit zu großem Ego in der Truppe bekommt mehr Punkte, aber jeder Fehler eines Einzelnen reisst die ganze Bande ins Minus. Wohlüberlegtes und besonnenes Handeln sind also gefragt.

Wer sollte sich also »PayDay 2« genauer anschauen? Einzelkämpfer jedenfalls nicht. Wenn Du aber zwei bis drei gleichgesinnte Zocker auf Steam oder XBL auftreiben kannst und Ihr alle gut als Team kooperieren könnt, dann werdet Ihr einen Heidenspaß haben. Versprochen! Teamspeak wird sich als sehr hilfreich erweisen und regelmäßiges Üben ebenso. Wählt den Besonnensten und klügsten in Eurer Gruppe zum Anführer, lasst ihn die Entscheidungen treffen und folgt ihm. Am Ende läuft’s wie Butter aufs Brötchen schmieren und Ihr habt jeden Tag Zahltag.

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