Nachdem Paper Mario: Color Splash mein Überraschungshit überhaupt für die WiiU war – und das dazu noch ganz am Ende des Lebenszyklus der Konsole – hab ich bei »Paper Mario: The Origami King« direkt ohne nachzudenken zugeschlagen. Mein Fazit bei Color Splash war grob: bunt, süß, lustig, aber leider mit etwas nervigen Kämpfen (Link zum Review). Wie schlägt sich da der Nachfolger auf Nintendos Switch?
Die Story
Mario und Luigi sind auf dem Weg zu Prinzessin Peach ins Schloss, da an diesem Abend das Origami-Fest gefeiert werden soll. Doch als sie dort ankommen, sind alle Toads verschwunden. Im Schloss treffen sie zwar auf Prinzessin Peach, nur… ist diese plötzlich so dreidimensional. Der namensgebende Origami King (Olly) hat sie in ein Origami gefaltet, genau wie einige von Bowsers Schergen; Bowser selbst wurde auf Briefmarkengröße zusammengefaltet und weggesperrt. Beim Rettungsversuch befreit Mario auch Ollys Schwester Olivia, die ihm fortan mit ihren Origami-Kräften helfen wird, um dem Origamikönig das faltige Handwerk zu legen. Fürs erste hat Olly allerdings die besseren Karten und er entführt kurzerhand das gesamte Schloss, indem er es mit Luftschlangen einwickelt und mit ihm wegfliegt. Um die Prinzessin retten zu können, muss Mario also überhaupt erstmal wieder ins Schloss kommen, dafür müssen er und Olivia jetzt die anderen Enden der Luftschlangen in der Welt finden und zerstören. Selbstredend wird jedes dieser Enden von einem Boss bewacht, der direkt aus dem Schreibwarenladen entkommen sein könnte.
»Paper Mario: The Origami King« bietet wieder eine bunte Papierwelt, in der es allerlei zu entdecken gibt. Die einzelnen Welten sind liebevoll gestaltet und auch der Humor kommt nicht zu kurz, hauptsächlich getragen durch die hunderten Toads, die Mario finden muss. Marios Suche führt ihn aufs Meer, in einen Tempel und ein Toad-Las-Legas in der Wüste, in einen Shogun-Freizeitpark und noch an einige Orte mehr. Unterwegs muss er Toads befreien, Schätze finden, kleinere Rätsel lösen und jede Menge Origami-Schergen erledigen. Das gelingt ihm in erster Linie mit seinen Stiefeln und seinem Hammer. Außerdem verfügt er dank Olivia noch über eine “Faltarm-Technik”, die leider nur an ganz wenigen Stellen eingesetzt werden kann.
Die Kämpfe
Wie auch schon in »Color Splash« sind die Kämpfe in Origami King rundenbasiert. Nur sind sie dieses Mal noch nerviger und noch einen ganzen Batzen frustrierender. Trifft Mario auf einen Gegner, wechselt das Spiel in eine Kampfarena, die Gegner sind dabei auf Ringen angeordnet. Das Ziel ist es jetzt, mit einer begrenzten Anzahl an Zügen und ebenfalls begrenzter Zeit die Ringe so anordnen, dass die Gegner in sinnvollen Formationen positioniert werden. Erst dann kann er überhaupt angreifen. Alle in einer Linie, wenn man sie mit Sprüngen zur Strecke bringen möchte. In einem 2×2-Rechteck, wenn einer der vielen Hammer (im Spielverlauf kommen stärkere Stiefel und Hammer ins Inventar) die Gegner plätten soll. Bei der tatsächlichen Attacke muss dann auf das Timing geachtet und genau im richtigen Moment die Taste gedrückt werden. Erledigt man nicht alle Gegner direkt in den vorgegebenen Zügen, können diese nun angreifen. Auch hier kann mit dem richtigen Timing geblockt werden, da jede Angriffsanimation anders aussieht und es keinen optischen Hinweis gibt, ist das aber eher Glückssache. Wenn Mario stärker wird, kann er manche der leichten Kämpfe umgehen, trotzdem geht diese komplette Kampf-Situation für jeden blöden Goomba, den man trifft, schnell auf die Nerven und zieht das Spiel unnötig in die Länge. Die Kämpfe sind nicht schwer, kosten aber trotzdem Zeit und folgen jedes Mal dem gleichen Schema. Der Spaß bleibt da schnell auf der Strecke.
Eine weitere große Rolle spielen Münzen. Mit dem Einsatz von Münzen lässt sich Zeit zum Drehen der Ringe erkaufen. Eingesetzte Münzen vor dem Kampf werden geretteten Toads im Publikum als Trinkgeld zugeworfen, damit diese Mario im Gegenzug zu Hilfe eilen, ihm Items und Herzen spendieren und die Ringe manchmal schon ein wenig in die richtige Position drehen. Hier kann an einiges an Münzen loswerden, dafür spart man sich Zeit und Mühe im Kampf.
Nochmal anders wird es in Endbosskämpfen. Hier sitzt der Gegner in der Mitte der Kreise und Mario steht außen. Items und Aktionssymbole sind auf den Ringen platziert und müssen – zusammen mit Richtungspfeilen – so angeordnet werden, dass sie eine sinnvolle Kette bis zum Gegner bilden. Mario rennt von Pfeil zu Pfeil, sammelt dabei Items ein, findet Schatztruhen und landet (hoffentlich) am Ende auf dem richtigen Aktionsfeld. Dann kann er einmal angreifen und landet wieder außerhalb des Angriffskreises oder bekommt die Gegenattacke des Bosses ab.
Das Grundkonzept ist einfach, doch: jeder Endboss ist anders und jede beim letzten Endboss erlernte Taktik funktioniert beim nächsten nicht mehr. Zahlreiche, zuletzt noch genau passende, Attacken laufen plötzlich ins Leere. Mal ist der Endboss eine Metallbox voller Buntstifte und kann nur im geschlossenen Zustand angegriffen werden. Mal ist es eine Bastelschere, auf die man auf gar keinen Fall springen sollte. Oder ein Tacker, der Mario bewegungsunfähig macht. Jeder Boss hat auch selbst ein ganzes Arsenal an Attacken, die jedes Mal überraschend und neu sind, auf die man nicht vorbereitet wird und die manchmal sogar zum Instant-Game-Over führen. Hier ist die Balance meiner Meinung nach komplett daneben. Auf der einen Seite das süße, leichte Spiel, auf der anderen Seite die Endbosskämpfe, die manchmal 10-15 Minuten dauern und oft bei nur einem Fehler zum Game Over führen können. Ich habe ein paar Mal im Internet nach der Lösung geschaut, weil ich keinen Nerv hatte, denselben langatmigen Kampf dreimal von vorne zu beginnen, bis ich selbst herausfinde, was die richtige Taktik ist.
Der Schwierigkeitsgrad
Die Kämpfe sind, wie im letzten Abschnitt erwähnt, eigentlich nicht schwierig, trotzdem oft frustrierend. Im Spiel gibt es einige Rätsel, hier passt das Spiel selbst bei jedem Fehlversuch die Schwierigkeit des Rätsels an.
[Ein Rätsel, das bei jedem Fehlversuch automatisch einfacher wird]
An einer anderen Stelle müssen mehrere Prüfungen abgelegt werden, hier verhelfen Münzen zu einer vereinfachten Ausführung. »Paper Mario: The Origami King« gibt sich Mühe, allen Spieler:innen das bestmögliche Spielerlebnis zu liefern. Mit Items und Münzen wird einem an jeder Ecke das Leben einfacher gemacht. Auch Endbosskämpfe werden manchmal leichter, wenn man genügend Kleingeld zur Hand hat. Oft hat man allerdings nur wenige Züge bis zum Game Over, da hilft auch die Toad-Unterstützung wenig. Irgendwie kann sich das Spiel nicht entscheiden, ob es leicht oder schwierig sein möchte.
Und sonst noch?
Die meiste Zeit läuft man rum und sammelt Dinge. In erster Linie Toads, die sich überall verstecken, in alle möglichen Objekte gefaltet wurden oder sich in andere missliche Lagen manövriert haben. Man weiß nicht genau, wieso man das macht (außer zum Anfeuern im Kampf), aber die Map im Pausenmenü schimpft, wenn man nicht alle Toads gefunden hat. Außerdem gibt es noch Miniaturen zu finden, bessere Waffen, HP-Upgrades und mehr. Wer Spaß hat, kann sehr viel Zeit im Spiel verbringen, um alles zu entdecken. Ich hab gut 40 Stunden in der Papierwelt verbracht und für mich hätte es auch gut etwas kürzer sein können.
Fazit
Mir hat »Paper Mario: The Origami King« stellenweise verdammt viel Spaß gemacht. So viel, dass ich nach dem Endgegner noch ein paar Stunden nach fehlenden Items gesucht habe. Gleichzeitig hat mich das Spiel stellenweise so frustriert, dass ich mehrmals die Konsole ausgeschaltet oder auf Youtube nach der Lösung gesucht habe. Es ist kein Ausnahmetitel, wie es »Color Splash« für mich auf der WiiU war, wer dringend Futter für die Switch braucht und nach 500 Stunden mal eine Abwechslung von »Animal Crossing New Horizons« braucht, ist hier gut bedient.