LEGO ist aus vielen Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken und fast alle von uns haben Erinnerungen an Weihnachtsabende, in denen gemeinsam LEGO zusammengebaut wurde. 1999 kam mit »LEGO Star Wars« das erste Set zu einem Kinofilm bzw. fremden Franchise auf den Markt. Für viele Ältere wurde LEGO dadurch wieder interessant, nicht als Spielzeug, sondern vielmehr als Sammelobjekt. Wer hätte nicht gerne einen Sternenzerstörer oder Millenium Falcon aus LEGO im Regal?
2001 folgte »LEGO Harry Potter«; oft wird der Ausrichtung auf diese Lizenzprodukte die Rettung des finanziell angeschlagenen LEGO-Unternehmens zugeschrieben, tatsächlich waren diese Produkte nur anfangs erfolgreich, stagnierten dann extrem und führten zu LEGOs größter finanziellen Krise im Jahr 2003. Obwohl Bionicle und die Rückkehr zu klassischeren Produkten letztendlich LEGO retten konnten, überschwemmt der dänische Spielzeughersteller den Markt heute mit immer mehr Lizenzprodukten. Darunter auch jede Menge Videogames, entwickelt von Traveller’s Tales bzw. TT Games, die für mich zu den besten und unterhaltsamsten Casual Games überhaupt gehören. »Fluch der Karibik«, »Harry Potter«, »Batman« – um nur ein paar meiner Favoriten zu nennen.
Der Erfolg von »Skylanders«, »Disney Infinity« und den »Amiibos« führte zum nächsten Schritt: »LEGO Dimensions«. Ein Game mit Toypad und Figurensets (Toys-to-Life), die – einmal auf das Pad gestellt – neue Figuren und Inhalte im Spiel freischalten. Das ultimative Sammel-Erlebnis und gleichzeitig vermutlich der Albtraum aller Eltern.
Die Figuren
Derzeit gibt es 6 Level Packs, die das Grundspiel um neue Level erweitern und gleichzeitig eine neue Open-World-Gegend hinzufügen. Also ein kleines Stück London (Doctor Who), die Innenstadt von Hill Valley (Back to the Future) oder Springfield. Das Spiel selbst bietet aber auch ohne Packs viele Stunden Spielspaß plus drei Open-World-Areale, nämlich Mittelerde, LEGO Movie und Gotham/DC. (Zu den drei beiliegenden Figuren Gandalf, Wyldstyle und Batman.)
Dazu 4 Team Packs, die aus je 2 Figuren und 2 Fahrzeugen bestehen und
27 Fun Packs, die meist aus einer Figur mit einem Fahrzeug, manchmal auch aus zwei Figuren (Cyber Man und Dalek zum Beispiel) bestehen. Die Figuren sind alle liebevoll und hochwertig gemacht, wie man es von LEGO gewohnt ist. Einziger Unterschied zu normalen Figuren: sie stehen auf einer kleinen Disc, auf der gespeichert ist bzw. gespeichert wird, welche Figur oder welches Fahrzeug drauf steht. Die Anleitung zum Zusammenbauen gibt es im Spiel, nach dem Bauen stellt man die Figur auf das Toypad und die Daten werden dann auf die Disc geschrieben.
Das Starterset von LEGO Dimensions kostet aktuell um die 70 Euro (manchmal auch bis zu 100 Euro, unbedingt vergleichen oder warten), die einzelnen Packs kosten zwischen 12 und 30 Euro. Alles zusammen beläuft sich momentan auf sage und schreibe 638,90 bei Amazon. Bei Saturn & Co wirds noch mal ein wenig teurer und 16 neue Packs sind auch schon unterwegs.
Mit dem Sammeltrieb ließ sich schon immer gut Geld verdienen, es liegt einfach in der menschlichen Natur, zu sammeln und alles haben zu wollen. Seien es Briefmarken, Pokémon-Karten, Fußball-Bildchen, Amiibos, LEGO-Dimensions-Figuren oder Achievements/Trophäen. Aber davon mal abgesehen, macht LEGO Dimensions als Spiel denn Spaß?
Das Spiel
Kurz: Ja, schon.
Lang: Die Story ist Murks und dient nur dazu, die unterschiedlichen Welten – oder Dimensionen – miteinander zu verknüpfen. Im Grundspiel macht man sich mit Batman, Gandalf und Wyldstyle aus dem LEGO Film auf, den bösen Lord Vortech zu besiegen. Der hat sich die Elementsteine unter den Nagel gerissen, die das Fundament der LEGO-Welt bilden. Der Kuchen aus Portal, Dorothys rote Schuhe aus “Der Zauberer von Oz” oder der eine Ring. Zusammen machen sich Batman, Wyldstyle und Gandalf nun auf den Weg, die Steine zu finden und dabei ihre Freunde zu retten. Dabei hüpfen sie durch die Franchises, deren Wahl mir nicht immer einleuchtet. Vermutlich aus Lizenzgründen fehlen Star Wars, Harry Potter oder Fluch der Karibik, obwohl es diese alle als LEGO Spiele gibt. Stattdessen haben wir mit Portal, Zurück in die Zukunft, Ghostbuster und Doctor Who Welten, die die jüngeren Spieler nicht so sehr interessieren werden und vielleicht kennen sie sie nicht mal. Es gibt eine DC-Welt, eine Retro-Welt (Midway-Arcade), die Simpsons, Mittelerde, Ninjago und Scooby Doo. Diese Welten werden durch Dimensionssprünge aneinander gereiht und müssen der Reihe nach gespielt werden. In den jeweiligen Leveln spielt man mit den Figuren und Fahrzeugen, die man auf dem Toypad stehen hat, Platz ist für insgesamt 7 davon, jedoch muss man häufig die Positionen wechseln (das Toypad hat drei Bereiche), weshalb man Plätze frei lassen sollte. In vielen Rätseln wird das Toypad integriert, es müssen Farbrätsel gelöst werden (die Felder leuchten unterschiedlich) oder Figuren müssen vergrößert/verkleinert werden oder auch mit Feuer, Wasser und Pflanzenkräften ausgestattet werden. All das geschieht über das Toypad, der Spieler muss es immer vor sich stehen haben und häufig die Figuren umplatzieren oder austauschen. Wie in LEGO-Spielen üblich gibt es immer wieder Geheimnisse oder Sammelobjekte, die nur mit gewissen Figuren erreicht werden können. Diese konnte man sonst immer freischalten, hier kann man sie nun im Level für einige Sekunden mit der Ingame-Währung mieten oder man muss die Figur gekauft und auf das Toypad gestellt haben. Das Grundspiel verfügt alleine aber bereits über ausreichend Abwechslung und auch ohne zusätzliche Figuren. Die Level Packs schalten zusätzliche Level frei, die jeweils etwa eine Dreiviertelstunde bis Stunde Spielzeit bieten, wobei das bei LEGO Games immer massiv variiert, je nachdem, wie man spielt. Sammelt man alles und will alle Geheimnisse entdecken, erhöht sich die Spielzeit um ein Vielfaches. Alle anderen Packs schalten aber ebenfalls die jeweilige Welt frei, die man erkunden kann, bieten für den Preis also doch einiges, vor allem wenn man bedenkt, was LEGO Figuren so schon kosten, also ohne Spielinhalte. (Ich hätte viel mehr LEGO im Regal, wäre das nicht so verflucht teuer.)
Fazit
Ansonsten bleibt nicht viel zu »LEGO Dimensions« zu sagen. Die große Neuerung – das Toypad – ist nicht nur ein Gimmick, um Geld zu machen, sondern wird auch gut ins Spiel integriert. Mir sogar zu stark, um ganz ehrlich zu sein. Man sitzt gemütlich auf der Couch und muss sich immer wieder aufsetzen, den Controller weg legen und auf dem weeeiiit entfernten Couchtisch Figürchen umstellen. Und nach jeder Game-Session den ganzen Kram wieder einräumen, bis zum nächsten Mal. Luxusprobleme, ja, aber mich hat es etwas gestört. Am besten kommt das Toypad im Portal-Level zur Geltung, da eine der Funktionen ja eh ist, Portale zu öffnen. Wenn die Portalfunktion aktiviert wurde (geht nur an vorgegebenen Stellen) leuchtet das Pad bunt auf, setzt man eine Figur um, fällt sie im Spiel aus dem Portal der entsprechenden Farbe des Toypad-Feldes. Das macht ungemein viel Spaß, besonders wenn GLaDOS einen des Cheatens beschuldigt. Was sie auch tut, wenn Gandalf zaubert, um Testräume zu absolvieren, die gar nicht möglich waren. Ach, was gäbe ich für ein komplettes LEGO Portal. Aber auch hier mein Bedenken: LEGO Spiele richten sich an Kinder. Kinder kennen Portal nicht. Und Doctor Who auch nicht, außer sie sind in UK aufgewachsen. Und Ghostbusters höchstens von den Eltern. Auch eher für die Eltern: die neuen Packs, die bald erscheinen. A-Team, Knight Rider und Mission: Impossible sind für alle Unter-Dreißig-jährigen wohl eher unspektakulär oder sogar langweilig. Auch Beetlejuice, Die Goonies, Gremlins, E.T. und Sonic wären nicht meine erste Wahl, Adventure Time hingegen finde ich genial und LEGO Harry Potter kommt dann auch endlich dazu. Bis Ende September müsst ihr euch da aber noch gedulden. Aber ihr könnt ja schon mal sparen oder wahlweise die Zeit mit den bisherigen 36 Packs verbringen.
Spaßiges Game mit schwacher Story
»LEGO Dimensions« ist ein gutes LEGO Game mit einer eher schwachen Story, was dazu führte, dass ich oft nur einzelne Abschnitte gespielt habe. Die Motivation, das Spiel zu beenden, ist eher gering. Für die Sammler gibt es in den unterschiedlichen Welten, die abwechslungsreich und mit viel Liebe zum Detail und zu den Vorlagen (das Doctor-Who-Level!!!) umgesetzt wurden, unendlich viel zu entdecken. Und natürlich die Figuren zu sammeln. Ich hab einen Marty McFly mit Hoverboard und eine TARDIS aus LEGO, was will man mehr? Negativ ist auf jeden Fall der hohe Preis von aktuell über 600 Euro, wenn man alles spielen will. Es ist zwar nicht alles für jeden interessant (was ist Legends of Chima?), aber ihr wisst ja, wenn man einmal angefangen hat mit dem Sammeln… ein weiterer Wermutstropfen sind für mich die vielen fehlenden Franchises wie Star Wars oder Fluch der Karibik, was wohl daran liegt, dass es die als Figürchen schon bei Disney Infinity gibt.
Wenn ihr also die bisherigen LEGO Games mochtet, wenn ihr gerne LEGO sammelt und wenn euch eine schwache Story nicht stört, weil ihr dafür jede Menge spaßige Sprüche und Referenzen (“Alle deine Steine sind gehören uns”), dann schlagt zu! Wenn immer mehr Packs erscheinen, sollte man auch lieber früher als später mit dem Sammeln anfangen.
Für alle, die bis hierhin gelesen haben, gibt es noch den Abspann von »LEGO Dimensions«, präsentiert von LEGO GLaDOS. Kann ich bitte LEGO GLaDOS als Figur haben?