Das Schwierige an diesen Game-Jahresrückblicken ist ja immer die Erinnerung daran, was zur Hölle man denn überhaupt das Jahr über gespielt hat. Ein Jahr geht zwar immer verdammt schnell rum, aber eigentlich kann man ein Jahr auch ziemlich gut ausfüllen, wenn man denn will (was sich übrigens nicht nur auf Spiele bezieht). Zur Hilfe kam mir hier ein Neujahrsvorsatz von 2013. Ich nahm mir damals vor, mir aufzuschreiben, was in meinem Leben passiert (weinerliche Emoboys würden sowas “Tagebuch” nennen). Erleichtert wurde mir das durch eine hübsche Anwendung namens Day One – dank Tags und Suchfunktion kann man da alles mögliche reinkippen, ohne den Überblick zu verlieren und so habe ich jetzt alle durchgespielten Spiele auf einen Blick. Das nur als Tipp, falls ihr für 2014 etwas ähnliches geplant haben solltet – es lohnt sich!
Top 5 des Jahres 2013
1. The Legend of Zelda: A Link Between Worlds
Das neueste Handheld-Zelda ist nicht nur ein fantastisches Spiel, sondern hier fiel einfach alles zusammen. Das nagende Ärgernis über den Verlust meines zum Launch gekauften und noch im gleichen Jahr im Zug vergessenen 3DS (inkl. aller Ambassador-GBA-Titel, die es nicht im eShop zu kaufen gibt), und dann mitansehen zu müssen, wie der 3DS mit einem Hammertitel nach dem anderen versorgt wird: Gram und grüner Neid! Dann sah ich es aber – DAS Bundle der Bundles: ein 3DS! XL! In Gold! Mit Triforce-Silhouette! Dazu besagtes A Link Between Worlds! Ich lümmelte nur noch im Bett und freute mich, wie lange nicht mehr, wie ein Kind über puren, unverfälschten Videospielspaß: Das Old-School-Zelda-Gefühl, sauber modernisiert mit butterweichen Animationen und schönem 3D-Effekt, sowie einer absoluten Neuheit: Sammelquests, die ohne Guide zu schaffen sind und (!) sogar Spaß machen – durch ein akustisches Signal kommt man, wie beim Topfschlagen, dem gerne mal kniffligen Versteck immer näher. Da muss natürlich erst wieder Nintendo kommen und es richtig machen, aber das ist ja klar.
2. The Last of Us
The Last of Us ist der finale AAA-Beweis für das, was Indie-Hipster-Spiele schon lange wissen: Es kommt gar nicht so sehr auf das Gameplay an, wenn die Emotionen stimmen. Beziehungsweise in diesem Fall natürlich auch noch die Technik. Ich glaube, ich habe es noch nie erlebt, dass ich den Controller vor Wut in die Ecke geschleudert habe und währenddessen eine wohlige Gänsehaut verspürte. Dabei mag ich überhaupt keine Zombies, ich frage mich, was Leute daran finden, seit Night of the Living Dead immer wieder dieselbe Geschichte erzählt zu bekommen. Hier wurde das Ganze aber wunderschön eingebettet in einen ausgiebigen und optisch opulenten Roadtrip mit zwei dickköpfigen Hauptcharakteren, wechselnden Jahreszeiten und wilden Giraffen. Das kann man ja nur lieben. Was man nicht lieben muss, sind Instakill-Bisse, inkonsistente Checkpoints und vermeintliche Stealthpassagen, die sich nach vergeblichem Rumprobieren als Töte-alle-Gegner-sonst-geht-es-nicht-weiter-Passagen entpuppen. Aber geschenkt, Naughty Dog verzeiht man schließlich alles, da einfach alles andere stimmt.
3. PS Vita: Hotline Miami + Spelunky + Guacamelee
Auf Platz 3 steht so mein “Gesamterlebnis” mit der PS Vita und der Tatsache, dass ich vor allem coole Indie-Titel jederzeit mit mir nehmen kann. Die PS Vita kaufte ich übrigens direkt nach meinem Japanurlaub, (Zufall?) kurz bevor ich von dem oben erwähnten 3DS-Bundle erfuhr – was letzteres auch nochmal zu etwas besonderem macht, denn mal ehrlich, wer kauft sich zwei Handhelds? Neben den ganzen iOS-Geschichten? Dennoch: Ich liebe die Vita! Die Hardware ist klasse (dat OLED-Display!) und die Spieleauswahl mit Fokus auf Indiekram ist pures Gold! Hotline Miami suchtete ich auf Platin (schon klar, das schafft nicht jeder von euch *betrachtet seine Fingernägel*) und Guacamelee war eines meiner Spiele für die Weihnachtstage, die stets einen besonderen Platz bei mir einnehmen. Spelunky… nun ja. Können wir das Thema wechseln?
4. Super Mario 3D World
Ich werde immer traurig, wenn ich die völlig haltlose Aussage höre oder lese, dass Mario-Games “immer das Gleiche” wären. Dämliches Klischee. Meine These: Diejenigen, die das behaupten, spielen die Mario-Spiele überhaupt nicht. Mal davon ab, dass SM3DW erst das sechste 3D-Mario (nach Mario 64, Sunshine, Galaxy 1+2, 3D Land) überhaupt ist – seit 1996, hallo Assassin’s Creed! – was die allein in Welt 1 an so viel neuen krassen Scheiß in Top-Technik reingepackt haben, das einfach nur Laune macht, das ist der Wahnsinn. W-A-H-N-S-I-N-N. Hier habt ihr ein perfekt poliertes Jump ‘n Run, das zusätzlich einen weiteren Baustein zum Pflichtkauf Wii U darstellt.
5. Device 6
Ganz kurz: Device 6 ist Hipsterscheiße, die Old Fäbse mag. Kann es sowas geben? Ja – wenn es sich um eine interaktive Mystery-Kurzgeschichte mit eingebetteten audiovisuellen Rätselspielen handelt, dann gerne! Pro-Tipp: Durch das einfache Darstellen von zu lesenden Worten (ihr kennt das Konzept vielleicht aus diesen “Büchern”) kommt Device 6 sogar ohne lakonischen, ach so ironischen Erzähler mit britischem Akzent aus – ich kann diese versnobten Spacken nicht mehr hören. Wenn dein Spiel so einen hat, dann fick dich.
Flop des Jahres
Bioshock Infinite
Kacke, Kacke, Kacke auf so vielen Ebenen. Ein doofer Shooter mit dummer Sammelquest (verpasst du die Kassettenrecorder, kriegst du nur die halbe Handlung mit. Ach ja, zurücklaufen kannst du natürlich nicht), eingebettet in eine inkonsistente Multi-Dimensions-Schwachsinnshandlung (ich bin weder willens noch fähig, alles nochmal aufzudröseln, da ich mich an die Details nicht mehr erinnere – schaut einfach bei Joe in den Kommentarbereich) inklusive rassistischer Tendenzen (“Schaut was passiert, wenn der Neger sich aus der Unterdrückung befreit – dann wird er nämlich zum Unterdrücker, außerdem bringt er Kinder um”). Wenn ich sehe, wie viel Lob im Sinne von “bringt das Medium Videospiel erzählerisch auf ein völlig neues Level” so ein Schrott einheimst, wird mir schlecht. Das ist nämlich der letzte Sargnagel zum Flop: der Riesen-Hype, der mich peinlich berührt zurücklässt. Wäre es unter ferner liefen besprochen, hätte es mich vermutlich weniger gekratzt. Darum die Bitte: Zeigt Bioshock Infinite nicht euren gaming-unaffinen Bekannten, um zu demonstrieren, wie reif Spiele heutzutage sein können. Just don’t.
Game-Charaktere des Jahres
Naiee und Nyaa (Brothers: A Tale of Two Sons)
Brothers erzählt eine kurze wie herzerwärmende Geschichte, die es nur knapp nicht in meine Top 5 geschafft hat, aber dafür sollen die beiden lieben Protagonisten in dieser Kategorie kurz erwähnt werden – ohne ein Wort zu sagen und allein durch Gestiken und Aktionen nimmt man sowohl dem kleinen Naiee die Verspieltheit und Nyaa die Ernsthaftigkeit und Verantwortung ab und in dieser Kombination behaupten sie sich in einer Welt, die sich von einem glücklichen bunten Fantasydorf in einen düsteren, bösartigen und feindseligen Ort wandelt. Ach, jetzt will ich das Teil noch mal spielen. Kann ich meine Top 5 nochmal ändern?
Studio/Firma des Jahres
Nintendo
Für fighting the good fight! Unbeirrt trotzen sie allen Unkenrufen und besserwisserischen Produktstrategievorschlägen von sogenannten Analysten und Internetforenschreibern. Stattdessen hauen sie einfach ein Top-Spiel nach dem nächsten raus. Und ich glaube immer noch daran, dass die Wii U sich ähnlich wie der 3DS rappeln wird. Sie wird nicht für jeden etwas sein, doch das soll sie auch gar nicht. Hauptsache, die beiden Konsolen liefern uns weiterhin höchstqualitative Unterhaltung. Denn das ist das, was Nintendo seit vielen Jahrzehnten macht – länger als Microsoft, länger als Sony und länger als jede Third-Party-Bumsbude. Ich freue mich auf 2014.
Gaming-Website des Jahres
Ich habe NeoGAF in Kombination mit dem Twitter-Account @NeoGAFNewThread sehr zu schätzen gelernt. Auf einem Forum aktiv rumzuhängen ist inzwischen nicht mehr so meins, aber ein fleißiger Haufen, der den ganzen Tag Hersteller- und Newsseiten scannt und binnen Sekunden darüber berichtet – sehr gut. Ob die dann auf Kotaku, Polygon oder sonst wohin verlinken, ist mir ziemlich egal.
Album des Jahres
Dutch Uncles – Out of Touch in the Wild
Ich habe immer das Problem, dass ich gerne neue Musik kennenlerne, aber die ist nie aus dem aktuellen Jahr. Das ist halt die Folge, wenn man geschmacklich in den ’80-’90ern hängengeblieben ist. Eine Band hat es mir allerdings dank unserer lieben Ex-Chefin Kristin bereits früh im Jahr angetan und wurde dann immer wieder rausgeholt: Dutch Uncles ist super 80’s angehauchter Elektropop mit großen Melodien und einem feinen Sänger, der wie eine Sängerin klingt, die wie ein Sänger klingt. Sehr groß!
httpv://www.youtube.com/watch?v=5BVZzkwDucQ
Film des Jahres
Gravity
Das fiese an dem Film ist ja, dass ich immer zusammen mit den Protagonisten Atemnot bekam – was für ein Bombenfilm. Und meine Behauptung, dass der Film in 2D nicht schlechter gewesen wäre, steht nach wie vor!
TV-Serie des Jahres
Black Mirror
Ich bin kein großer Serien-Kenner, darum bin ich um so froher, dass man mich auf die gefühlt eher unbekannte britische Serie über “naheliegende Dystopien” gestoßen hat. Hier ist jede Episode in sich abgeschlossen und es wird jeweils eine Geschichte erzählt, bei der unsere aktuellen technischen Errungenschaften, wie Soziale Netzwerke oder Totalüberwachung, hergenommen und ins Extrem weitergesponnen werden. Mit der häufig anzutreffenden Kategorisierung “Black Comedy” gehe ich nicht konform, dafür finde ich das alles viel zu bösartig und glaubwürdig. Schwer zu beschreiben, unbedingt ansehen!
Unterm Weihnachtsbaum lag
Professor Layton für den 3DS, Backutensilien (mehr Kuchen = mehr Glück für alle!), die aktuelle Retro Gamer-Ausgabe und was zu naschen.
Freut sich 2014 auf
Spiele? Ich will bittebittebitte Legend of Grimrock 2 haben! Und wenn es nur die Alpha als Steam Early Access ist, egal! Ansonsten bin ich gespannt, ob es einen Kaufgrund für die PS4 geben wird. Was alles andere betrifft, kann alles gerne so bleiben, wie es ist. Oh ja, und mein Tattoo geht weiter.
Schreib doch einfach ein Review zu jedem Spiel, dann vergisst du auch nicht, was du alles gespielt hast :P
“Schaut was passiert, wenn der Neger sich aus der Unterdrückung befreit – dann wird er nämlich zum Unterdrücker, außerdem bringt er Kinder um”
ich teile das einerseits, also dein Vorwurf des unterschwelligen Rassismus, andererseits muss man auch sagen, dass dies historisch durchaus kein Einzelfall ist, dass Opfer der Sklaverei sich selber später Sklaven hielten.
Dutch Uncles \m/
Mit der Vita geht es mir übrigens wie dir. Hab mir eine samt Tearaway gegönnt und bis jetzt mächtig viel Spaß gehabt. Wenn du es noch nicht kennst, solltest du Persona 4 Golden spielen. Ich suchte es grad, überraschend gut.
Achso ja, und danke für den Serientipp!